Agiles Vorgehen in der städtischen IT fest verankert

14. April 2021
Ein Beitrag von Pascale Kollwitz-Jarnac
Der digitale Service- und Technologieprovider it@M beschafft, entwickelt, integriert und betreibt IT-Lösungen für die Referate und Eigenbetriebe der Landeshauptstadt München. Neue Anwendungen werden nach einem definierten Vorgehen entwickelt, das sich ursprünglich am klassischen Wasserfall-Modell orientierte. Doch inzwischen setzt man immer häufiger auf ein agiles Vorgehen, das jetzt auch formell anerkannt und integriert ist.

Ein einheitliches Prozessmodell für die Software-Entwicklung

Die Stadt München orientiert sich bei der Entwicklung von IT-Lösungen seit Jahren an einem stadtweiten „Prozessmodell IT-Service“. Dieses bildet die klassischen Schritte der Software-Entwicklung ab: Zunächst erhebt man alle Anforderungen, wobei oft auch die Geschäftsprozesse überdacht werden. Hinzu kommt die Frage nach den Daten und Schnittstellen: Welche Daten müssen aus anderen Systemen übernommen, welche nach der Bearbeitung an andere weitergegeben werden? All das wird in einem „Fachkonzept“ zusammen­geführt und parallel die technische Architektur entworfen. Dann wird die Software entwickelt, getestet, abgenommen und eingeführt.
Mit dem Einzug der Agilität wurde das schrittweise Prozedere zum zentralen Prinzip. Dabei beschränkt sich das agile Vorgehen in einigen Projekten auf Entwicklung und Test, in anderen Projekten ist auch die Anforderungsbearbeitung integriert. In jedem Fall können ausge­wählte Anwenderinnen und Anwender die jeweils aktuellen Zwischen­stände immer wieder testen und Feedback geben. Das System wird damit von Anfang an maß­geschneidert auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet. Dieser Prozess kann zwar für alle Beteiligten anstrengend sein, aber er lohnt sich.
Grafik agiles Vorgehen

Konzept agile Software-Entwicklung, Quelle: Adobe Stock

Agiles Vorgehen: kontinuierliches Ausliefern auf Knopfdruck

Für das Kommunalreferat wird zurzeit eine neue Software entwickelt, mit der Hausnummern, Straßen und Flurstücke verwaltet und für weitere Fachverfahren bereitgestellt werden. Das circa zehnköpfige Team entwickelt die neue Software in agilen „Sprints“: Alle drei Wochen wird ein Stück testbare Software ausgeliefert, die einige der vom Fachbereich gestellten Anforderungen erfüllt. Für die technische Projektleiterin Pascale Kollwitz-Jarnac sind diese kurzen Feedback-Schleifen sehr hilfreich:

Die Userinnen und User sehen gleich, wie ihre Anforderungen umgesetzt wurden und können gegebenenfalls korrigieren beziehungsweise genauer spezifizieren.

Technisch steht dahinter ein automatisierter Prozess, der als „Continuous Delivery“ bezeichnet wird, ein „kontinuierliches Ausliefern“ auf Knopfdruck. Die zentrale Software-Entwicklung der Landeshauptstadt stellt dafür die benötigte Software-Produktions-Straße mit allen Tools und Skripten bereit.

Agiles Vorgehen: Zufriedenheit durch Partizipation

Wie bei den Auftraggebenden die Zufriedenheit und Akzeptanz durch das agile Vorgehen kontinuierlich gedeihen, hat Manfred Scherm, Gesamtprojektleiter des Projekts MAstER (Münchner Adress- und Eigentumsregister) vom Kommunalreferat erlebt:

Wir sehen die Software wachsen und es gibt schon während des Entwicklungs­prozesses Raum für Anpassungen und Verbesserungen. Das steigert die Akzeptanz. Auch wenn dieses Vorgehen mehr Zeit und Aufmerksamkeit verlangt – wir bekommen dadurch ein perfekt auf unsere Erwartungen zugeschnittenes System.

Michael Jaumann, Softwareentwickler bei it@M, hat die gleiche Erfahrung aus der Technikperspektive gemacht, als er mit seinem Team eine neue Software für die Geschäftsstelle des Gutachterausschusses für Grundstückwerte im Kommunalreferat entwickelte. Auch hier hatte man sich für ein agiles Vorgehen entschlossen. Sein Fazit:

Was zuvor nur auf Papier festgehalten war, wird greifbar und führt schon mal zu Aha-Erlebnissen. Schön, wenn man aufgrund des agilen Prozesses dann flexibel auf Änderungen und Wünsche reagieren kann. Die Selbstreflexion in den Retrospektiven führt zu einer Steigerung der Produktivität und damit einer schnelleren Zielerreichung.

Agiles Vorgehen im Standard-Prozessmodell

Dank der guten Erfahrungen aus diesen und weiteren Projekten ist das agile Vorgehen neben dem bisherigen „Wasserfallmodell“ nun ebenfalls fest im „Prozessmodell IT-Service“ verankert. Zudem fiel die Entscheidung für die Beschaffung von marktüblichen Tools zur Unterstützung agiler Projekte. Der Eigenbetrieb it@M der Stadt München geht damit konsequent den Weg eines modernen Service- und Technologie­providers.

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Pascale Kollwitz-Jarnac - Technische Projektleiterin / SCRUM Master, it@M
Ein Gastbeitrag von:
Pascale Kollwitz-Jarnac
Technische Projektleiterin / SCRUM Master, it@M
Michael Jaumann - Softwareentwickler / Entwickler, it@M
Co-Autoren­schaft:
Michael Jaumann
Softwareentwickler / Entwickler, it@M