Nach einer Zusammenführung der zuvor auf viele Einheiten aufgesplitteten IT wurde der weitere Veränderungsbedarf in München analysiert. Für das daraus resultierende Konzept gab der Stadtrat 2013 grünes Licht: Re-Design der Netz- und IT-Sicherheitsinfrastruktur, kurz „NeSsi“ hieß das Projekt.
Dr. Michael Bungert, heute zuständig für das strategische IT-Management, begleitete das Projekt von Anfang an. 2018 wurde es abgeschlossen. Gelegenheit für einen Blick zurück: Was wurde erreicht?
IT – Infrastruktur – ein sicheres Fundament

Dr. Michael Bungert
Herr Dr. Bungert, wie würden Sie die Herausforderung des NeSsi-Projekts beschreiben?
Unser Auftrag war es, die IT-Infrastruktur bereit für die Zukunft zu machen und damit auch für jene Entwicklungen, die heute unter den Begriff „Digitalisierung“ fallen.
Was gehörte da dazu?
Wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung der Verwaltung sind Informationssicherheit und Datenschutz. Um dies zu gewährleisten, haben wir unter anderem die Netzwerk-Infrastruktur grundlegend überarbeitet, mit einer modernen Firewall-Landschaft abgesichert und eine zentrale Verwaltung und Überwachung der aktiven Netzwerkkomponenten aufgebaut.
Wir haben so ein Fundament geschaffen, das Grundlage für die Digitalisierung vieler Services ist und weitere Modernisierungen ermöglicht.
Modernisierung – was bedeutete das konkret?
Ein wesentliches Thema war das mobile Arbeiten, also die Freiheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch woanders als an ihren Büro-Arbeitsplätzen aktiv zu werden. Das war uns wirklich wichtig, denn hier waren wir weit hinter dem zurück, was im normalen Wirtschaftleben längst Standard war.
Mobiles Arbeiten als Gewinn – für Beschäftigte und Arbeitgeberin
Wo steht die Stadt aktuell bei dem Thema „mobile Arbeitsplätze“?
2016 gab der Stadtrat den Startschuss zu einer mobilen Kommunikationsoffensive für die Stadtverwaltung. Der technische Aufbau erfolgte im Wesentlichen in vier Schritten, die auf der NeSsi-Infrastruktur basierten:
Schritt 1: Fernzugriff IKM
Mit dem Service „Fernzugriff IKM“ erhielten die Beschäftigten einen externen Zugang auf Intranet, Kalender und E-Mail. Bei dieser Lösung kann privates Equipment ohne Bedenken eingesetzt werden, weil dieses lediglich als Monitor und Tastatur fungiert. Die Daten können dabei nicht auf dem privaten Endgerät gespeichert werden, sondern verbleiben ausschließlich im Netzwerk der Stadt München.

Der Token als wesentlicher Bestandteil von IKM
Schritt 2: Full-VPN-Service
Nach guten Erfahrungen mit Schritt 1 wurde mit dem sogenannten „Full-VPN-Service“ (Virtual Private Network) das Angebot auf dienstliche Notebooks mit VPN-Zugang erweitert. Damit können die Beschäftigten zuhause oder unterwegs auf Daten und Arbeitsprogramme zugreifen. Es ist lediglich eine Internetverbindung erforderlich.

Full VPN
Sicheres WLAN und Smartphones
Wie ging es weiter?
Schritt 3: S-WLAN
Als nächstes stand der Service S-WLAN auf der Agenda. Über dieses WLAN, das bevorzugt in Besprechungsräumen bereitgestellt wird, haben Beschäftigte der Stadt München mit geeigneten dienstlichen Notebooks vollen Zugriff auf das Netz der Stadt. Gästen ist der Zugang zu diesem WLAN nicht gestattet, dafür sorgen spezielle Sicherheitsvorkehrungen.

S-WLAN
Schritte 4 und 5: Mobile Endgeräte
Der letzte wesentliche Ausbau mobiler Arbeitsplätze betrifft die Nutzung von Smartphones und Tablets. Das wird momentan in einem Pilotprojekt getestet.

Mobile Endgeräte

Schritte auf dem Weg zum mobilen Arbeiten
Damit scheinen der Flexibilität der Beschäftigten zumindest technisch ja kaum noch Grenzen gesetzt.
Ja, und wir sind froh über diese Fortschritte. Nehmen Sie zum Beispiel die Münchner Philharmoniker. Als weltweit bekanntes Orchester sind diese ja ständig unterwegs. Da ist es für das Orchester-Management und seine Kontakte im In- und Ausland schon angenehm, wenn dienstliche Unterlagen schnell und unkompliziert verfügbar sind.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist heute für viele ein hohes Gut. Die Möglichkeit, auch zuhause zu arbeiten, hilft da enorm. Sie erhöht die Attraktivität der Stadt als Arbeitgeberin. Wenn uns das hilft, schnell passende Leute für offene Stellen zu finden und dauerhaft zu halten, wirkt sich das natürlich positiv auf die Qualität unserer Dienstleistungen aus.
Basis für die digitale Stadt
Wie bereits angesprochen, ermöglichen die Ergebnisse des NeSsi-Projekts eine Öffnung der IT nach außen. Wie geht es denn dahingehend weiter mit der Entwicklung digitaler Services?
Da stellt sich zunächst die Grundsatzfrage: Wie gehen Organisationen, wie die Stadt München, sinnvoll mit der Digitalisierung um?
Wir wollen die Veränderung aktiv gestalten, so dass Digitalisierung zum Wohl der Gesellschaft geschieht. Unter dieser Prämisse entwickeln wir unsere Dienstleistung weiter. Parallel zum Aufbau der technischen Infrastruktur haben wir nach und nach immer mehr Online-Services für die Bürgerinnen und Bürger freigeschaltet und werden dies weiterhin tun. Doch das ist nur der Anfang. Die Palette an weiteren Vorhaben ist enorm. Projekte wie E- und Open Government oder Smarter Together zeigen dies eindrucksvoll. Da ist wirklich viel in Bewegung geraten.
Für die Zukunft haben wir uns viel vorgenommen: Wir ermöglichen die Mitwirkung an kommunalen Themen, indem wir technische Werkzeuge und Online-Plattformen zur Verfügung stellen. Durch die Veröffentlichung von offenen Verwaltungsdaten (Open Data) schaffen wir mehr Transparenz. Neue Technologien prüfen wir auf ihren Nutzen für die Verwaltung und greifen sie, wenn sinnvoll, auf.
Nur indem wir aktiv bleiben und neue Möglichkeiten nutzen, verhindern wir, dass wir in Zugzwang geraten und auf technische Entwicklungen irgendwann nur noch reagieren können. Wir bleiben am Ball und gewährleisten, dass die Bürgerinnen und Bürger ihre Stadt bewusst mitgestalten können.
IT im Dienste der Allgemeinheit
Vielen, vor allem jüngeren Menschen geht die Digitalisierung der Stadtverwaltung oft nicht schnell genug. Können Sie das nachvollziehen?
Ja, durchaus. Doch tatsächlich gibt es gute Gründe, wenn die IT einer Stadt bei neuen Themen nicht ganz vorne mit dabei ist. Das macht nur Sinn, wenn der Nutzen für die Bevölkerung klar auf der Hand liegt. Die großen Vorreiter im Bereich E-Commerce und Social Media sind für uns im Hinblick auf Nutzerfreundlichkeit und Servicequalität durchaus Vorbilder. Doch da hört die Vorbildfunktion schon weitgehend auf. Wir sind dem Gemeinwohl verpflichtet und haben ein ganz anderes Verständnis von Datenschutz. Die führenden IT-Unternehmen konnten auf der grünen Wiese mit wenigen ausgewählten Angeboten für internetaffine Kunden starten. Wir als Stadt hingegen haben die Aufgabe, eine über Generationen gewachsene Informations- und Dienstleistungspalette in die neue Welt mitzunehmen.
Und: Wir sind für alle Bürgerinnen und Bürger da. Wir lassen niemanden zurück und wir stellen uns der Diskussion um Sinn und Unsinn neuer Technik.
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