Das Internet bietet Kriminellen viele Möglichkeiten, ihre Mitmenschen zu manipulieren, zu täuschen und auszubeuten. In diesem Zusammenhang wird oft der Begriff Catfishing genutzt. Was das ist und wie man sich vor Catfishing schützen kann, erklären wir in diesem Beitrag der Serie #ExplainIT:
Vortäuschung einer falschen Identität
Der Begriff Catfish kommt aus dem Englischen und bedeutet im Deutschen “Wels” oder “Echter Wels”. Üblich ist er beim Fischen. Beim Fang von Kabeljau kommen diese “echte Welse” zum Einsatz, um dem Kabeljau das Gefühl zu geben, weiterhin frei im Wasser zu schwimmen.
In Anlehnung an diese Täuschungsstrategie beim Kabeljau-Fischen bezeichnet der Begriff Catfishing im Internet falsche Profile, die von ihrer Ausgestaltung her nicht von realen Profilen zu unterscheiden sind. Durch den Dokumentarfilm „Catfish“ aus dem Jahr 2010 wurde der Begriff populär und ersetzt heute weitgehend die davor geläufige, aber immer noch verwendete Bezeichnung “Realfake”.
Catfish wird von vielen Medien auch für die Berichterstattung über populäre Vorfälle des Identitätsbetruges genutzt und meint eine Person, die sich im Internet als jemand anderes ausgibt. Hierbei kann es sich um eine reale oder eine fiktive Persönlichkeit handeln.
(Kleine) Unehrlichkeit in den sozialen Medien
Zunächst einmal haben nicht alle Catfisher ein kriminelles Motiv. Es wird nur nicht immer ganz die Wahrheit gesagt. Dieses Phänomen ist vor allem in Social Media weitverbreitet und wird auch als “Fake-Profil” bezeichnet. Schnell ist ein falsches Profil erstellt, dessen persönliche Angaben wenig oder gar nichts mit der echten Person zu tun haben. Das kommt beispielsweise auf Online-Partnerbörsen aber auch anderen Netzwerken wie Facebook oder Instagram vor. Manch eine Person erhofft sich hier Vorteile oder versucht sich vor Entdeckung eines Seitensprunges zu schützen. Andere wiederum wollen in den sozialen Medien einfach unentdeckt bleiben – zum Beispiel Berühmtheiten oder gesuchte Fachkräfte, die sich so vor Ansprache schützen wollen.
Der Weg dahin ist vermeintlich einfach, denn das Anlegen von falschen Profilen auf sozialen Netzwerken ist grundsätzlich erstmal nicht strafbar, verstößt aber oft gegen die jeweiligen Nutzungsbedingungen.
Motive des kriminellen Catfishing
Kriminelles Catfishing hingegen kann viele Motive haben. Nicht selten geben Catfisher in sozialen Netzwerken vor, auf Partnersuche zu sein. Ist die meist reine Online-Beziehung einmal mit Mitgefühl und Zuneigung gefestigt, bitten Sie um finanzielle Unterstützung in einer Notsituation und setzen ihre Opfer durch geschickte Manipulation unter Druck. Manch ein Catfisher erstellt ganze Netzwerke aus falschen Profilen, um die Täuschung so gut wie möglich zu vertuschen.
Ein anderes Motiv von Catfishing kann Mobbing oder Stalking sein, also andere im Netz verbal einzuschüchtern, zu schikanieren oder zu tyrannisieren. Catfishing kommt zudem auch beim betrügerischem Autokauf- und verkauf vor. Hier werden reale Identitäten, deren Namen, Bilder und Telefonnummern aus frei zugänglichen Quellen gestohlen, um damit Fake-Profile anzulegen.
So schützen Sie sich vor Catfishing
Es ist häufig nicht so einfach, ein falsches Profil in den sozialen Medien zu erkennen. Grundsätzlich ist es daher zu empfehlen, immer darauf zu achten, wie viel und was man Menschen anvertraut, die man nur aus den sozialen Medien kennt. Besonders für Kinder und Jugendliche sind die Möglichkeiten der digitalisierten Welt häufig nicht abschätzbar. Pädagogische Fachkräfte und Eltern sind daher dazu angehalten, sie zu begleiten und aufzuklären.
Kommen bei einem Kontakt Zweifel auf, kann man versuchen den Namen der Person in eine Online-Suchmaschine einzugeben. Wenn man hierbei abweichende Ergebnisse findet, ist es wahrscheinlich, dass man es mit einem Catfish zu tun hat. Das funktioniert auch bei gestohlenen Profilbildern. Per Bilder-Rückwärts-Suche lässt sich herauszufinden, ob ein Bild im Internet weit verbreitet ist. Es empfiehlt sich, auch immer mal wieder zu überprüfen, welche Daten und Bilder im Internet zum eigenen Namen auftauchen.
Es ist also in jedem Fall Vorsicht walten zu lassen, wenn man ein schlechtes Gefühl bei einem seiner Kontakte hat. Wie man solche Fake-Profile erkennt, zeigt das Video:
Sie haben trotz fehlender Ergebnisse bei der Suche ein schlechtes Gefühl bei einem Ihrer Kontakte? Sprechen Sie diese Person einfach persönlich darauf an. Wenn diese daraufhin immer wieder ausweichend reagiert oder beispielsweise ein persönliches Treffen wiederholt ablehnt, dann sollte man in Erwägung ziehen, den Kontakt abzubrechen. Kommt es in den sozialen Medien zu Mobbing, Nachstellung oder Erpressung ist dies strafbar und sollte bei der Polizei angezeigt werden – auch deshalb, um andere Opfer zu schützen.
Was ist Ihre Quelle für die Herkunft der Bezeichnung „catfishing“? Bei wikipedia ist von einem Mythos die Rede, aber auch dort wird keine Quelle genannt.
Liebe Frau Binner, alle Autor*innen recherchieren grundsätzlich in mehreren Quellen. Zum Ursprung des Wortes gibt es – wie so oft – unterschiedliche Theorien. Wikipedia haben Sie bereits zitiert. Die Webseite onlinesprache schreibt dazu: “Entstanden ist der Begriff für die Fischart dadurch, dass Welse mehrere sogenannte Barteln um ihr Maul haben und dadurch an die Schnurrhaare einer Katze erinnern. Ein Wels wird also mit einem falschen Namen betitelt, der die Bezeichnung eines andere Tieres inbegriffen hat, weswegen er als Namensgeber für das ‘Catfishing’ diente.” Wie sich der Begriff genau etablierte, können wir nicht mit Sicherheit sagen.