Computertruhe: Damit gebrauchte Rechner eine neue Heimat finden

11. April 2022
Ein Beitrag von Johannes Heichele

Computer sind selbstverständlicher Teil unseres Alltags. Wir nutzen sie, um in Kontakt zu bleiben, uns weiterzubilden, unsere Freizeit zu gestalten und um uns gesellschaftlich und politisch zu engagieren. Da ist es ein Problem, wenn manchen Menschen diese Möglichkeiten verwehrt bleiben, weil ihnen für einen Desktoprechner, einen Laptop oder ein Smartphone schlicht die finanziellen Mittel fehlen. Der gemeinnützige Verein Computertruhe e. V. schafft hier ein Stück weit Abhilfe, wie Johannes Heichele in diesem Gastbeitrag der Serie #mITdabei zeigt.

Vom Hilfsprojekt zum Verein Computertruhe

Computer haben heutzutage aufgrund des schnellen technischen Fortschritts eine immer geringere Nutzungsdauer. Firmen tauschen ihre Rechnerinfrastruktur in relativ kurzen Abständen aus und auch viele Privatpersonen möchten mit dem Kauf eines aktuellen Modells auf dem neuesten technischen Stand bleiben. Übrig bleiben oft noch funktionsfähige Geräte, die entweder ungenutzt im Keller stehen oder verschrottet werden.

Die Mitglieder des Vereins Computertruhe e. V. setzen in ihrer Freizeit ausgemusterte, gespendete Rechner und sonstige Hardware wieder instand. Dabei vernichten sie auch alle sich darauf befindlichen persönlichen Daten zuverlässig. Danach werden die Geräte kostenlos an bedürftige Menschen sowie an andere gemeinnützige Organisationen weitergegeben.

Die Gründerinnen und Gründer haben 2015 zunächst in einem Flüchtlingshilfsprojekt PCs aufbereitet. Motiviert durch den Erfolg des Projekts gründeten sie im Juni 2016 dann einen gemeinnützigen Verein mit Sitz in Waldkirch im Breisgau (Baden-Württemberg). Nach und nach kamen weitere Standorte der Computertruhe in ganz Deutschland hinzu. Ein Vorteil der Vereinsstruktur ist, dass Personen, die einen neuen Standort gründen wollen, keinen eigenen Verein gründen müssen. Sie können Mitglied bei der Computertruhe e.V. werden und binnen kurzer Zeit mit Gleichgesinnten in ihrer Region starten.

Computertruhe ​Standortgründung in München

So haben sich im Mai 2021 auch ein paar Leute aus München und Umgebung zusammengefunden, um die Computertruhe in die Region zu holen. Wir konnten so bis Ende des vergangenen Jahres 83 Geräte generalüberholen und an bedürftige Menschen und gemeinnützige Vereine weitergeben. Einige davon wurden auch an Menschen in der Region Ahrtal gesendet, wo viele durch das Hochwasser ihre Smartphones und PCs verloren hatten.

Fünf Mitglieder der Computertruhe e.V. München stehen nebeneinander und halten das Logo des Vereins und die Buchstaben für München in den Händen

Gruppenfoto der Mitglieder der Computertruhe e.V. München. Quelle: Computertruhe e.V. München

Bei der Nachfrage der verschiedenen Rechnertypen hat sich schnell herausgestellt, dass hauptsächlich Laptops “weggehen wie warme Brezn”. Wir sind deshalb immer auf der Suche nach neuen Spenden, die unsere Grundvoraussetzungen erfüllen.

Nachfragen nach Desktop-PCs sind in München bisher sehr gering, das Angebot hingegen ist relativ groß. So haben wir derzeit einige Desktoprechner und Monitore auf Lager. Aktuell bereiten wir jedoch eine größere Ausgabe an eine gemeinnützige Organisation vor.

Die Computertruhe näher kennenlernen

In München gibt es bisher kein zentrales Lager für die eingesammelten Geräte aus der Region. Die Vereinsmitglieder bearbeiten diese deshalb größtenteils in ihren privaten Wohnungen. Teamtreffen finden pandemiebedingt meist online in unregelmäßigen Abständen statt. Wer das Münchner Team oder die Computertruhe näher kennenlernen möchte, schaut am besten beim überregionalen, monatlichen offenen Online-Treffen vorbei. Es findet jeden zweiten Mittwoch im Monat um 20 Uhr statt. Hier sind Interessierte herzlich willkommen und vom Münchner Standort ist in der Regel auch immer jemand dabei. Näheres dazu gibt es auf unserer Homepage unter der Rubrik Termine.

Spenden und umgekehrt Anträge auf ein Gerät werden immer über das Kontaktformular auf unserer Website abgewickelt. Dabei bitten wir um Verständnis und etwas Geduld: Da der Verein ausschließlich ehrenamtlich arbeitet, kann es auch mal mehrere Tage dauern, bis wir persönlich auf Anfragen antworten.

Um untereinander im Austausch zu bleiben, nutzen wir die freie, in Deutschland entwickelte Microblogging-Plattform Mastodon. Die Beiträge sind öffentlich einsehbar. Schauen Sie gern vorbei!

Kommentare (2)


  1. Lieber Andy,

    vielen Dank für Ihren Kommentar und die Idee einer gemeinsamen Sammelaktion.

    Gerne möchten wir Ihnen einen kurzen Überblick geben, wie wir vom AWM mit den Laptops, Computern und Smartphones verfahren, die bei uns auf den Wertstoffhöfen abgegeben werden.

    Die Behandlung aller Elektro-Altgeräte, die dem AWM als öffentlich-rechtlichem Entsorgungsträger überantwortet werden, regelt das Elektro- und Elektronikgerätegesetz. Dieses besagt, dass alle Altgeräte in sogenannten “zertifizierten Erstbehandlungsanlagen” behandelt werden müssen – entweder zur Wiederverwendung oder, im Falle von nicht-funktionsfähigen Geräten, zur Schadstoffentfrachtung und Wertstoffentnahme. Wir arbeiten hier seit vielen Jahren mit Münchner Sozialunternehmen wie ConJob und Anderwerk, die über eine Ausschreibung als Kooperationspartner gewonnen wurden und entsprechend zertifiziert sind, zusammen. Denn auch uns ist es seit jeher ein großes Anliegen, möglichst viele Altgeräte der Wiederverwendung zuzuführen. Alle Geräte, die für die Wiederverwendung geeignet sind, werden daher auf den Wertstoffhöfen separat erfasst und einer Sicherheits- und Funktionsprüfung sowie Datenlöschung unterzogen. Diese für die Wiederverwendung aufbereiteten Geräte bieten wir in der Halle 2, dem Gebrauchtwarenkaufhaus der Stadt, den Münchner Bürgerinnen und Bürgern günstig zum Kauf an. Da es sich bei dem Verein Computertruhe unserer Recherche nach nicht um eine zertifizierte Erstbehandlungsanlage handelt, bitten wir um Verständnis, dass eine Übergabe von Geräten v. a. aus diesem Grund nicht zulässig ist.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Ihr AWM

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  2. Sehr schöne Idee!
    Ich folge dem Verein schon seit einiger Zeit auf Mastodon. Und bin der Meinung, dass viel mehr darüber informiert werden müsste. 🙂 Egal ob Web oder Tageszeitung. Vielleicht kann man ja im AWM auch eine Sammelaktion mit dem Verein organisieren. Auf den Wertstoffhöfen werden sicherlich viele solcher Geräte entsorgt, die es zu retten gilt.

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Hinweis: Gastbeiträge sind persönliche Inhalte der Autor*innen und geben nicht die Ansicht der Landeshauptstadt München wieder.