Web-App COVe – Digitalisierung im Kampf gegen Corona

9. April 2020
Ein Beitrag von Dr. Stefan Döring
In Zeiten von Corona erfasst das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) die gemeldeten Corona-Verdachtsfälle und weitere Kontaktpersonen, dokumentiert Laborergebnisse und Quarantäne-Zeiträume und führt zeitgleich viele Telefonanrufe mit den Betroffenen. Innerhalb einer Woche hat das Team Software-Entwicklung des IT-Referates dafür die Web-App COVe programmiert und live gesetzt. Eine Erfolgsgeschichte auch für andere Kommunen? Ein Beitrag in unserer Serie #ITforMuc:

Getestete Münchner Bürgerinnen und Bürger werden vom Gesundheitsamt im Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) telefonisch über ihre Probenergebnisse informiert. Wenn sie auf COVID-19 positiv getestet wurden und zu Hause in Quarantäne verbleiben, müssen sie teilweise täglich angerufen werden. Im Zuge der exponentiell wachsenden Verdachts- und Krankheitszahlen wird die Organisation dieser Anrufe immer aufwändiger. Das Führen von Listen in Tabellenkalkulationen erwies sich in der aktuelle Krise als zu unflexibel.

Web-App COVe als Unterstützung in der Krise

Das IT-Referat der Landeshauptstadt München hat hier seine Hilfe angeboten. Ein Team von fünf Software-Entwicklerinnen und Entwicklern hat in einer Woche die Web-App COVe (COVID-19-Verdachtsfall-Verwaltung) entwickelt.

Mit dieser lassen sich die Anrufe leichter organisieren und die Ergebnisse schneller dokumentieren. Durch den innovativen Ansatz haben alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Telefonservice gleichzeitig Zugriff auf aktuelle Daten. Das spart erheblich Zeit in der Krisensituation.

Funktionsweise der COVe Web-App

Funktionsweise der Web-App COVe, Quelle: IT-Referat

Seit einer Woche ist COVe beim Referat für Gesundheit und Umwelt im Einsatz. René Zarwel leitet das Entwicklungsteam und erklärt die Vorteile der Web-App:

Mit COVe können mit den derzeitigen Ressourcen über tausend Anwenderinnen und Anwender gleichzeitig arbeiten. Unsere Telefonlisten zeigen die dringendsten Betroffenen zuerst an. Alle Mitarbeitenden im Telefondienst können von jedem Standort aus einfach die nächste anzurufende Person aus der Liste kontaktieren und als erledigt markieren. Für andere ist dieser Kontakt dann sofort blockiert. Dadurch entfallen langwierige Abstimmungen mit händisch geführten Listen.

Mittlerweile nutzen mehrere hundert Anwenderinnen und Anwender COVe. Außerdem wurde dafür gesorgt, dass die an diesen Arbeitsplätzen eingesetzten Kolleginnen und Kollegen mit den erforderlichen Fachanwendungen des RGU arbeiten können. Dafür wurden innerhalb einer Woche etwa 80 zusätzliche Arbeitsplätze aufgebaut und mit einer entsprechenden Telefonausstattung und Arbeitsplatzrechnern mit Anbindung an die städtische IT ausgerüstet.

Software-Entwicklung im Homeoffice

Für solche Anforderungen ist das IT-Referat der Stadt München mit seinem Competence-Center für Software-Engineering gut aufgestellt. Hier stehen zwei Entwickler- und ein Architekturteam zur Verfügung, um große Anwendungen für die Referate und Eigenbetriebe der Stadt München zu entwickeln und über hundert Standard-Anwendungen zu integrieren.

Mit Hilfe einer eigenen Open-Source-Plattform konnten das Entwicklerteam bei it@m COVe innerhalb kürzester Zeit auf die Beine stellen. Die wichtigsten Frameworks und Tools, die eingesetzt wurden, sind:

  • Frontend: Vue.JS, Vuetify
  • Backend: Spring Boot, Spring Data REST
  • Infrastruktur: OpenShift, Keycloak
  • Tools: Maven, GitLab, Jenkins

Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hoch motiviert und wollen agil Webanwendungen und Integrationslösungen für unsere Fachabteilungen entwickeln. Mit COVe hatten wir die Möglichkeit, unsere Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und gleichzeitig einen kleinen Beitrag zur Bewältigung der Krise zu leisten.

Dr. Gernhardt, Leiter des Competence Center Software Engineering

Das Team arbeitete für COVe im Sinne des Social Distancing von zu Hause aus. Die Kolleginnen und Kollegen sind hierfür mobil und flexibel ausgestattet. In Videokonferenzen, durch das Teilen des Bildschirms und mit einem zentralen Repository (Projektarchiv) wurde die Software gemeinsam entwickelt.

Die Management-Entscheidung, die COVe-Web-App auf Basis der Open-Source-Plattform zu entwickeln, fiel am Freitag, den 13. März. Bereits 7 Tage später war die erste Version fertig und konnte mit dem Fachbereich besprochen werden. Nach Beseitigung der letzten Fehler wurden noch am Montagabend Daten von 2.948 Personen in die neue Web-Anwendung importiert, so dass COVe am Morgen des 24. März dem RGU zur Verfügung stand. Mittlerweile ist die Zahl der Anwenderinnen und Anwender auf mehrere Hundert und die Zahl der erfassten Personen auf ca. 14.000 gestiegen.

Interesse an der Web-App COVe bei anderen Kommunen

CDO Thomas Bönig ist sehr zufrieden, dass sein Referat zur Bekämpfung der Pandemie beitragen kann: 

Im Verlauf der Krise treten die Stärken der Digitalisierung immer deutlicher zutage: nicht nur dass wir über mobiles und flexibles Arbeiten gemeinsam Ergebnisse in verteilten Teams realisieren können, wir bekommen die Krise zudem mit Apps wie COVe schneller und besser in den Griff. Das beruhigt nicht nur die betroffenen Bürgerinnen und Bürger, sondern entlastet auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsamt. So kommen wir alle besser durch die Krise.

Der Erfolg der App spricht sich schnell herum: Erste weitere Interessenten aus dem Münchner Umland fragen bei der Landeshauptstadt München inzwischen an, ob sie die Web-Anwendung ebenfalls einsetzen können. Ein schöner Erfolg: für die IT der Stadtverwaltung, für die Beschäftigten im Gesundheitsamt, für die Bürgerinnen und Bürger aber vor allem auch im Hinblick auf die gemeinsamen Anstrengungen im Rahmen der Digitalisierung der Verwaltung.

Kommentare (4)


  1. Super gemacht! Ein Dank an alle die mitgeholfen haben.

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  2. Toll, was hier wieder von den Mitarbeitenden des RIT geleistet wurde! Wirklich beeindruckend. Auch wenn ich persönlich in diesem speziellen Fall doch lieber nicht von der Programmierung dieser App profitieren möchte…..

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  3. Es ist schön zu sehen, dass die LHM eine leistungsfähige und schnelle IT Unterstützung hat, die gerade in Krisenzeiten, ihre Stärke zeigt

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Dr. Dirk Gernhardt, - Leiter Competence Center Software Engineering bei it@M
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Dr. Dirk Gernhardt,
Leiter Competence Center Software Engineering bei it@M