Corona-Schnelltests gehören seit längerem für Viele zum Alltag. Blinde und sehbeeinträchtigte Menschen stellt das vor ein lästiges Problem: Beim Ablesen der Ergebnisse sind sie auf Andere angewiesen. Jetzt wurde auf Initiative des InnovationLabs im IT-Referat eine interessante Lösung entworfen: eine App namens CoVision, basierend auf künstlicher Intelligenz. Besonders spannend: Beteiligt waren Teilnehmende eines studentischen Wettbewerbs für den Gemeinwohl fördernden Einsatz von Künstlicher Intelligenz und – mit vielen kleinen Beiträgen – etliche Beschäftigte der Stadt München. Die Zusammenarbeit wurde gekrönt mit dem ersten Platz beim „TUM AI Makeathon“.
Die Veranstaltung
Schon der Name verrät, dass es sich hier um einen Event für die IT-Community handelt: „TUM.ai Makeathon AI4SocialGood“ hieß die Veranstaltung am Wochenende vom 23. bis 24. April 2022. Dabei steht TUM für die Gastgeber-Uni TU München. Makeathon ist, angelehnt an den bekannteren Begriff Hackathon, ein Format, bei dem die Teilnehmenden während der Dauer des Events konkrete softwarebasierte Ergebnisse erarbeiten. AI steht für Artifical Intelligence, deutsch Künstliche Intelligenz (KI) und 4SocialGood verrät, dass sozial wertvolle Ergebnisse gewünscht waren. Gastgeber-Organisation war die TUM.ai, mit über 100 aktiven Mitgliedern die größte KI-Studierendeninitiative Deutschlands.
So arbeiteten an dem Aprilwochenende mehr als 250 Studierende zwei Tage lang beinahe rund um die Uhr, um Prototypen und Business Cases für verschiedene Aufgabenstellungen (sogenannte Challenges) zu entwickeln.
Die Themen kamen aus verschiedenen Quellen: Neun Unternehmen und Einrichtungen hatten Challenges für den Makeathon eingereicht, die sich mit dem Themengebiet Künstliche Intelligenz für das Gemeinwohl befassten. Die Teilnehmenden hatten 48 Stunden Zeit sich in Teams eine Lösung für eine der Aufgabenstellungen zu überlegen, eine Live-Demo zu programmieren und das Ergebnis der Jury zu präsentieren.
Idee und Vorarbeit des InnovationLabs
Schon Anfang des Jahres hatten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des InnovationLabs ein Konzept (Use Case) für die automatische Erkennung von Corona-Schnelltests für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen erarbeitet. Denn sie können die Durchführung des Schnelltests gut selbständig bewältigen, nicht jedoch das Ergebnis auf der Testkassette ablesen. Oft fotografieren sie es deshalb und schicken es an jemanden Vertrautes mit der Bitte um Aufklärung – eine umständliche Prozedur.
Ziel war deshalb eine KI-gestützte barrierefreie Lösung, die Fotos von SARS-CoV-2 Schnelltest-Ergebnissen aufnehmen und auswerten kann. Weil so eine künstliche Auswertungs-Intelligenz nur auf Basis vieler vorhandener Fotos entstehen kann, forderte das Team alle Beschäftigten der Stadt auf, Fotos ihrer Corona-Schnelltests einzuschicken. Was diese in großer Zahl taten.
Challenge und Gewinner: eine funktionsfähige CoVision-App
Während des Makeathons arbeiteten vier von 40 Teams an dieser Schnelltest-Challenge. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des InnovationLabs standen für Fragen zur Verfügung und wurden von einem Experten des bayerischen Blindenverbandes (BBSB) unterstützt. Das „Team CoVision“ wurde Sonntagnachmittag unter die sechs Finalisten gewählt und überzeugte am Abend die Jury bestehend aus Mitgliedern von Roche, Deloitte, NetApp, Siemens Healthineers, Imfusion und TUM Venture Labs. Der Gesamtgewinner des Makeathons heißt somit CoVision – eine Lösung zur Idee des InnovationLabs.
Zwei Stimmen zum Nutzen des CoVision-Konzepts
Ob und wann das Gewinnerkonzept umgesetzt wird, ist noch offen. Das Interesse ist jedenfalls groß, wie zum Beispiel ein Statement von BBSB Landesgeschäftsführer Steffen Erzgraber zeigt:
Die Covid-Test-Erkennung hat das Potential, das Leben der rund 100.000 sehbehinderten und blinden Menschen in Bayern wieder ein bisschen besser zu machen und ihre Situation gerade während der Pandemie zu erleichtern. Ich bin sehr neugierig auf die weitere Entwicklung der CoVision-App!
Dr. Paul Springer begleitete den Event als Experte der gemeinnützigen Organisation MI4People. Das ist eine global agierende Forschungseinrichtung mit dem Ziel nachhaltig die Entwicklung von Machine Intelligence (MI) für das Gemeinwohl zu fördern. Seine Einschätzung:
Sowohl die Challenge als auch der Prototyp sind genial! Und sie zeigen, wie wichtig es ist out-of-the-box zu denken und die neuesten Technologien nicht nur für Profitgenerierung, sondern auch für das Gemeinwohl einzusetzen.
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