Digitalisierung im städtischen Veterinäramt – Bericht einer Amtstierärztin

12. September 2022
Ein Beitrag von Dr. Marie-Luise von Brühl

Seit fast zehn Jahren arbeitet Dr. Marie-Luise von Brühl als Amtstierärztin in München und hat in dieser Zeit die Entwicklung der IT im städtischen Veterinäramt miterlebt. Sei es eine digitalisierte Erfassung von Tierschutzverstößen bei der Vorortkontrolle oder erleichtertes Homeoffice – es hat sich einiges getan, etliche Wünsche sind noch offen. Hier ihre persönliche Sicht auf die Digitalisierung, die auch in diesem Amt vom Corona-Schub profitierte.

IT im Veterinäramt vor knapp zehn Jahren

Als promovierte Tierärztin wechselte ich 2013 an das städtische Veterinäramt München, wo ich seitdem als Amtstierärztin tätig bin. Da ich als universitäre Wissenschaftlerin eine fortschrittliche Hard- und Software-Ausstattung gewohnt war, bot die IT-Ausstattung der LHM zunächst einige Überraschungen. Immerhin wurde 2014, und damit vor der allgemeinen Migration, Microsoft Office nutzbar gemacht. Darüber hinaus wurde nach und nach eine digitale Ablage der eingescannten Papierakten eingeführt. Dieser Prozess ist arbeitsaufwendig und noch immer ein Thema.

Behördenübegreifende Datenübermittlung

Die Datenübermittlung zwischen Landes- und Kommunalbehörden wurde in den letzten Jahren vereinfacht, birgt aber noch Herausforderungen. Als Beispiel sei die Datenübermittlung zwischen der Regierung von Oberbayern und dem Veterinäramt genannt.

Jährlich müssen hier aktuelle Inhalte von 1400 Aktenzeichen beziehungsweise Vorgängen zu Tierversuchen im Stadtgebiet ausgetauscht werden, deren Kontrolle dem Veterinäramt obliegt. Für diese Datenübermittlung, früher ausschließlich per E-Mail, wurde in den letzten Jahren immerhin eine weitere Möglichkeit über den freien Cloud-Service OwnCloud geschaffen. Allerdings geht hierbei die Ordner-Struktur verloren und es müssen weiterhin viele Dokumente händisch abgelegt werden. Hier gibt es noch enormes Optimierungspotenzial! Für die Zukunft wäre es wünschenswert, dass ganze E-Akten behördenübergreifend und unter hohen Sicherheitsstandards ausgetauscht werden könnten.

Digitalisierte Dokumentation bei Vorort-Kontrollen

Das Städtische Veterinäramt führt hinsichtlich des Verbraucherschutzes, beispielsweise bei Lebensmittelproduzenten, und im Tierschutzbereich Kontrollen vor Ort durch. Dabei greift das Überwachungspersonal auf umfangreiche bereits vorhandene Informationen zurück. Das sind Dokumente über Betriebsabläufe, Personal, Räumlichkeiten, Tierbestand, Einrichtungen, aber auch über Ergebnisse früherer Betriebsbesuche und gegebenenfalls festgestellte Verstöße.

Da war es eine große Hilfe, als wir 2016 mit Tablets ausgerüstet wurden und die umfangreichen Daten bei Kontrollen nun digital mitführen können. Ein weiterer Vorteil dieser Lösung liegt darin, dass sich die Oberflächen der Tablets schnell und einfach desinfizieren lassen. Deshalb können die Geräte im Gegensatz zu Papierordnern auch in Hygienebereichen mitgeführt werden. 

Das wiederum ist die Voraussetzung für die Digitalisierung des bei Veterinärkontrollen verlangten umfangreichen Dokumentierens in Wort und Bild. Dafür wurden 2019 im Zuge eines Pilotprojektes mehrere Mobilgeräte mit abnehmbarer Tastatur, Stift und integrierter Fotofunktion beschafft.

Mann und Frau mit Tablet-Computer vor einer Kuhweide

Für die Dokumentation bei Vorort-Kontrollen sind inzwischen Tablets im Einsatz, Quelle 123rf, goodluz

Corona-Schub fürs Homeoffice

Die Coronapandemie gibt uns allen eine Ahnung, wie sich die Landeshauptstadt als Arbeitsgeberin im Zuge der digitalen Transformation verändern wird. Während vormals der Wunsch nach mobilem Arbeiten auf hohe Hürden traf, haben die letzten Jahre dessen Vorteile für alle Beteiligten gezeigt. Der Großteil der Kolleginnen und Kollegen im Veterinäramt konnte dem neuen Trend viel Positives abgewinnen und möchte diese Möglichkeit auch nach der Pandemie an mehreren Tagen pro Woche nutzen.

Drei neue Online-Formulare fürs Veterinäramt

Die neueste Verbesserung in den Arbeitsabläufen konnte im Zuge des E-Government-Projekts durch die Online-Terminvergabe und zwei neue Online-Formulare erzielt werden. Wer ein Tier ins Ausland mitnehmen möchte, braucht nämlich ein veterinärrechtliches Gesundheitszeugnis und muss sich dafür mit dem Haustier persönlich bei uns vorstellen. Die Online-Terminvergabe dafür hat die Planbarkeit im Amt sowie für die Bürgerinnen und Bürger enorm verbessert. Sie verkürzt die Wartezeit, ist coronakonform und insgesamt arbeitserleichternd. Zusätzlich gibt es ein neues Formular zur Meldung von Tierschutzverstößen und für alle anderen Anfragen ein Kontaktformular.

Digitalisierung im Veterinäramt – ein persönliches Fazit

Die Digitalisierung im Veterinäramt erleichtert die externe Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern sowie interne Besprechungen. Sie unterstützt das Arbeiten im Homeoffice, vereinfacht die Terminvergabe für Gesundheitszeugnisse sowie den Datenaustausch intern und behördenübergreifend. Aber das ist nur der Anfang. Jetzt geht es in weiteren Schritten hoffentlich bald in Richtung digitaler Prozesse beispielsweise durch die Einführung der E-Akte und eine optimierte Eingangsverwaltung.

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Dr. Marie-Luise von Brühl - Kreisverwaltungsreferat, Veterinäramt
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