E-Government im Landtag – 11. Bayerisches Anwenderforum

9. August 2019
Ein Beitrag von Dr. Stefan Döring
Am 24. Juli trafen sich E-Government-Fachleute aus ganz Deutschland auf dem Bayerischen Anwenderforum. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung und IT-Wirtschaft diskutierten aktuelle Trends rund um das Thema Digitalisierung in der Behördenlandschaft. Mit beinahe 250 Teilnehmenden hat sich die Veranstaltung auch in diesem Jahr wieder als die zentrale Plattform für den Erfahrungsaustausch im Freistaat Bayern etabliert. 

Neue Perspektiven durch Blockchain, Chatbots und Künstliche Intelligenz

Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, welche Anwendungen und welche Technologien die Verwaltungsarbeit und die Präsenz der Verwaltung in der digitalen Gesellschaft beeinflussen werden. Innovative Lösungen mit Chat-Bots, Blockchain sowie künstliche Intelligenz erfreuten sich regen Interesses.

Der Einsatz dieser Technologien wird nicht ausschließlich von IT-Fachleuten angeregt, sondern die Fachbereiche aus den Verwaltungen sowie die inzwischen häufig anzutreffenden Digitalisierungs-Beauftragten nehmen Einfluss auf die Anwendungsszenarien.

Münchens CDO Thomas Bönig bei seiner Keynote

Münchens CDO Thomas Bönig bei seiner Keynote, Quelle: RIT

In gewisser Hinsicht hat sich also die Perspektive verschoben: Boten IT-Fachleute früher technische Funktionalitäten den Fachbereichen an, so ist dies heute umgekehrt: Die Fachbereiche fragen, welche Möglichkeiten sich durch Blockchain oder Chatbot für ihre Arbeit ergeben könnten und machen Vorschläge.

Neben diesen Themen standen auch Fragen des Datenschutzes, so etwa die Umsetzung der DSGVO, Personalentwicklung und -gewinnung sowie moderne Führung im Fokus des Interesses. 

Kundenzentrierung und Steigerung der Nutzerfreundlichkeit als zentrale Herausforderung 

 

Sowohl Judith Gerlach, Staatsministerin für Digitales und CIO des Freistaats Bayern, Thomas Bönig in seiner Keynote, und auch Dr. Michael Bungert, Leiter der IT-Strategie der LHM, der das 2. Forum zum Thema Digitalisierung im ländlichen und städtischen Raum leitete, waren sich bezüglich der zentralen Maxime aller Digitalisierungsaktivitäten einig:

„Kundenzentrierung und die Schaffung einer nutzerfreundlichen Customer Journey über alle digitalen Angebote hinweg muss das zentrale Anliegen sein, wenn man die Bürgerschaft in Stadt und Land erfolgreich mitnehmen will.”

Kundenzentrierung und die Schaffung einer nutzerfreundlichen Customer Journey (“Benutzerreise”) sind die Grundlage, wenn man die Bürgerschaft in Stadt und Land auf dem Weg der Digitalisierung mitnehmen will. Die Menschen seien mittlerweile bei kommerziellen Angeboten ein Niveau an Nutzerfreundlichkeit gewohnt, hinter dem kommunale Angebote bisher noch stark zurückblieben. Diese Lücke müsse man dringend schließen.

In der Kompliziertheit funktionieren Hierarchien gut, in der Komplexität eher weniger

Thomas Bönig, CDO und Münchner IT-Referent, nutzte seine Keynote für klare Worte zum Status quo der Digitalisierung in der Landeshauptstadt, auch mit Blick über den Tellerrand Richtung Land und Bund.

Der Reflex auf Herausforderungen in den Fachbereichen der Verwaltung sei bisher immer der Ruf nach mehr Personal gewesen. Dies würde angesichts der immer weiter steigenden Komplexität der Digitalisierung aber alleine nicht mehr funktionieren. Das Denken müsse sich radikal Richtung „digital first!“ ändern.

Dazu sei es zudem notwendig, Personal anders einzusetzen und zu führen. Denn in der Kompliziertheit funktionierten Hierarchien gut, in der Komplexität leider eher weniger. 

„Wir müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr Freiheitsgrade geben, damit sie die Digitalisierung mitgestalten können“

Thomas Bönig, CDO München

Ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor sei das Schließen und aktive Gestalten von Kooperationen, sowohl zwischen Behörden, als auch mit Hochschulen oder “Think-Tanks” der Digitalisierung. So sei das gemeinsam mit den Kommunen Nürnberg und Augsburg kürzlich offiziell begründete Kooperationsbündnis sehr wertvoll für alle Beteiligten. Neben einem substanziellen Austausch bezüglich Best Practices über alle Ebenen hinweg, könne man auch bei negativen Erfahrungen voneinander lernen und diese an anderer Stelle vermeiden.

Insgesamt erfreuten sich alle Beteiligten einer gelungenen Veranstaltung. Unser Dank gilt an dieser Stelle dem Bayerischen Landtag als Schirmherren, sowie dem Fachbeirat des Anwenderforums für die Programmgestaltung. Wir freuen uns schon aufs nächste Mal.

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Benjamin Wimmer