Europa will seine digitale Souveränität stärken und sich so unabhängig von anderen Märkten machen. Dafür rief die Europäische Kommission im März 2021 die „Digitale Dekade“ aus. Mit dem „Digitalen Kompass“ setzt sich die EU ambitionierte und konkrete Ziele bis 2030. Sie werden auf viele Bürgerinnen und Bürger konkrete Auswirkungen haben. Deshalb zeigen wir heute am Europatag in diesem #ExplainIT-Beitrag, was diese Ziele beinhalten und wo Deutschland heute steht.
Digitaler Kompass gibt vier Ziele vor
Zur Orientierung auf dem Weg in die digitale Dekade hat die Europäische Kommission das Bild des Digitalen Kompass entworfen. In vier Schwerpunkten gibt sie darin klare Zielvorstellungen vor:
So ist im Bereich der Kompetenzen beispielsweise vorgesehen, dass es im Europa des Jahres 2030 20 Millionen IKT-Expertinnen und -Experten geben soll, mit tendenziellem Geschlechtergleichgewicht. Ein ambitioniertes Ziel und vielleicht auch eine gute Karrierechance für Frauen, gab es doch laut Analysen der Europäischen Union (EU) in 2020 nur 19 Prozent weibliche Fachkräfte in der Informations- und Kommunikations-Technologie. 80 Prozent der Bevölkerung verfügen dann laut Vorstellungen der Europäische Union über Digitale Grundkenntnisse. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 lag die Quote für digitale Basis-Kenntnisse in der EU bei 56 Prozent und bei erweiterten Kenntnissen bei 31 Prozent.
Digitale Infrastruktur als Basis der Digitalen Dekade
Auch die digitale Infrastruktur würde unser Leben direkt verändern – mit einem 5G-Netz überall und einer Gigabit-Verbindung für alle Haushalte.
Das Wort „Behördengang“ könnte in den kommenden Jahren aus unserem Wortschatz verschwinden, denn 100 Prozent der wesentlichen öffentlichen Dienste sollen nach den Vorschlägen der Europäischen Kommission online nutzbar sein. Dasselbe gilt für die elektronische Patientenakte.
Im Bereich der Wirtschaft setzt die EU auf den Einsatz von Cloud Technologien, Künstlicher Intelligenz und Big Data. 75 Prozent der EU-Unternehmen nutzen diese Technologien bis 2030, so die Planung. Für Innovationen in den europäischen Staaten sorgt unter anderem eine Verdoppelung der Startups mit einem Wert von mindestens einer Milliarde Euro.
Woher kommen die Finanzen für die Digitale Dekade?
Wie die Bundesregierung erklärt, werden die Gelder für die Projekte der Digitalen Dekade insbesondere aus dem Aufbaufonds „Next Generation EU“ kommen. Dieser umfasst insgesamt 672,5 Milliarden Euro, wovon 20 Prozent in digitale Zukunftsprojekte fließen sollen, in Deutschland sogar 40 Prozent.
Die Vorhaben zur Digitalisierung Europas nehmen Größenordnungen an, die von einem einzelnen Land nicht zu stemmen sind. Daher sollen sogenannte Mehrländerprojekte aufgesetzt werden. Kombinierte Investitionen aus dem EU-Haushalt, aus den Mitgliedstaaten und dem Privatsektor tragen diese Projekte. So könnte beispielsweise ein KI-gestütztes Netz von Sicherheitseinsatzzentren geschaffen werden, um Cyberangriffe frühzeitig zu erkennen und abwehren zu können.
Wie wird der Fortschritt der Digitalen Dekade gemessen?
Seit 2014 erhebt die EU den „Digital Economy and Society Index“ (Desi) – den Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft. Mit ihm misst die Staatenunion jährlich ihre digitale Leistungsfähigkeit. Kriterium ist beispielsweise das „Human Capital“, die digitalen Fähigkeiten der Bevölkerung. Der Index gibt außerdem Auskunft über den Status der Internet-Verfügbarkeit, die Nutzung digitaler Technologien und den Digitalisierungsgrad der Öffentlichen Verwaltung.
Wo steht Deutschland heute?
Der Desi-Index sieht Deutschland in vielen Kategorien des Konzepts der Digitalen Dekade im Mittelfeld, tendenziell etwas besser als der Schnitt der EU-Mitgliedstaaten. Spitzenreiter sind Dänemark, Finnland und Schweden, die in allen genannten Kriterien mehr Punkte erreichen.
Damals noch in seiner Rolle als Bundesfinanzminister stellte der heutige Bundeskanzler Olaf Scholz im April 2021 darum den Deutschen Aufbau- und Resilienzplan (DARP) über 28 Milliarden Euro vor. 90 Prozent der Ausgaben sind für Klimaschutz und Digitale Transformation vorgesehen. Die dort enthaltene Digitale Bildungsoffensive sieht unter anderem Leihgeräte für Lehrkräfte vor. Mit dem „Zukunftsprogramm Krankenhäuser“ werden wiederum Investitionen in Notfallkapazitäten und eine bessere digitale Infrastruktur der Krankenhäuser gefördert. Durch das „Aktionsprogramm Aufholen nach Corona“ für Kinder und Jugendliche„ für die Jahre 2021 und 2022 werden darüber hinaus gezielt Schüler und Schülerinnen mit pandemiebedingten Lernrückständen unterstützt.
Kommentare (0)
Schreiben Sie doch den ersten Kommentar zu diesem Thema.