Innovativ und agil – die Feuerwehr der Landes­hauptstadt München

14. September 2020
Ein Beitrag von Dr. Stefan Döring

Innovative und agile Arbeitsmethoden sind nur was für Start-ups? Die Feuerwehr der Stadt München beweist das Gegenteil. Moderne Methoden und Vorgehensweisen bereichern dort den Arbeitsalltag. Einen Einblick gibt unser Beitrag:

Innovative Arbeitsweisen in der öffentlichen Verwaltung

Innovative und agile Arbeitsmethoden verbindet man eher mit dem privaten Sektor. Doch auch in der öffentlichen Verwaltung finden diese immer mehr Anwendung. So auch bei der Branddirektion der Landeshauptstadt München.

Denn gerade die Feuerwehr steht oft vor komplexen Fragestellungen, die schnelle, innovative Lösungen erfordern. Agile Methoden bergen dabei erhebliches Potenzial, den Arbeitsalltag zu optimieren. Für Christian Emrich, Sachgebietsleiter Einsatzkonzepte der Münchner Branddirektion, sind Methoden wie SCRUM oder Design Thinking Ausdruck einer Denkweise: Transparent, konsequent, zuverlässig und nutzerorientiert zu arbeiten.

Sein Team nutzt zum Beispiel seit einigen Jahren eine Arbeitsweise, die an die SCRUM-Methode angelehnt ist:

  • Das Team organisiert sich in 14-tägigen Sprints.
  • Am sogenannten Planungstag werden die aktuell wichtigsten Arbeitsschritte aller laufenden Aufträge und Projekte vorgestellt. Das Team plant den benötigten Aufwand zur Erledigung.
  • Auf einem Board werden die Fortschritte der einzelnen Arbeitspakete aufgeführt.
  • Das Team legt Schwerpunkte fest und entscheidet zusammen über Maßnahmen. Auch sucht es gemeinsam nach Lösungen, wenn Aufgaben nicht erledigt werden konnten.
  • Im geschlossenen Raum geben sich die Teammitglieder spätestens alle 14 Tage ein vertrauliches, persönliches Feedback.
Teamleiterrunde der Feuerwehr
Das Team der Feuerwehr München sucht zusammen nach innovativen Lösungen, Quelle: Berufsfeuerwehr München

Seitdem das Team sich so organisiert, haben sich die Aufwände zur Planung der Arbeiten sehr reduziert. Vorher gab es viele einzelne und vor allem lange Besprechungen – manchmal auch ohne Ergebnis. Christian Emrich:

Über ein Jahr gesehen, ist der Output beeindruckend. Unsere Arbeitsweise ist zudem von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern selbst gekommen und wurde nicht künstlich von außen eingeführt. Ich denke, das ist ein Hauptgrund, weshalb das so gut angenommen wird und den Arbeitsalltag dann auch wirklich erleichtert.

Per Design Thinking zur neuen Alarmierungsplanung von Sondereinheiten der Feuerwehr

Doch auch weitere innovative Arbeitsmethoden finden Anwendung bei der Feuerwehr. In einem Design Thinking Workshop haben Beteiligte mit der Eigenland®-Methode zum Beispiel die Alarmierungsplanung bei den Sondereinheiten des Katastrophenschutzes weiterentwickelt und teilweise digitalisiert.

Die Herausforderung war, unterschiedliche Einsatzszenarien zu planen. Einige erfolgen ad-hoc und sind schnell abgewickelt. Andere wiederum haben viel Vorlaufzeit, haben dafür aber eine lange Einsatzdauer. Die Szenarien benötigen natürlich unterschiedliche Kommunikationswege und auch ein einheitliches Verständnis für Anforderungen und Möglichkeiten. Diese komplexe Thematik konnte durch den Workshop mit den unterschiedlichen Beteiligten in kürzester Zeit sehr konstruktiv entwickelt und abgestimmt werden. Die Alarmierungsplanung ist nun komplett auf die individuellen Bedürfnisse der Sondereinheiten abgestimmt und die Informationen sind für Mitarbeitende und Abteilungen früh verfügbar.

in Screenshot der Oberflaeche der KoBIT-App
Manchmal hilft Playmobil, um verschiedene Szenarien nachzuvollziehen, Quelle: Berufsfeuerwehr München

Positive Auswirkungen auf die Zusammenarbeit bei der Feuerwehr

Dies sind nur Beispiele, wie die Berufsfeuerwehr der Landeshauptstadt München agile Methoden in ihren Arbeitsalltag integriert. Dadurch hat sich nicht nur die Arbeitsweise positiv verändert. Christian Emrich sieht auch einen Vorteil für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:

Egal ob jung oder alt, jeder sieht die Benefits dieser Arbeitsweise. Am Planungstag ergibt sich für neue Teammitglieder außerdem die Möglichkeit, sich fachlich einzubringen. Sie erhalten sofort einen Themenüberblick. Gerade für Nachwuchskräfte bei der Stadt ist das super, da in der Anfangsphase kein Leerlauf entsteht.

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Mareike Rupertus -
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