München – Hotspot für Informations­technologie und Digitalisierung

8. Januar 2021
Ein Beitrag von Dr. Simone Thomas
Seit Jahren gilt München im internationalen Städtevergleich als wirtschaftsstarker Hotspot für Digitalisierung und Informationstechnologie. Insbesondere die Informations- und Kommunikationsbranche (IKT-Branche) ist bestens aufgestellt und hat einen wesentlichen Anteil an Münchens Wirtschaftskraft. Wir betrachten im Rahmen von zwei Studien aktuelle Informationen und Einschätzungen zum Wirtschaftsstandort München. Welche Schlüsse lassen sich aus den erhobenen Daten ziehen?

Einblicke in die Münchner IKT-Branche

Um die Wirtschaft unserer Stadt zu verstehen, führt das Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) der Stadtverwaltung seit vielen Jahren Analysen zum aktuellen wirtschaftlichen Zustand Münchens durch. Die Basis bildet der Jahreswirtschaftsbericht. Daneben werden immer wieder Analysen einzelner Branchen für vertiefte Einblicke veröffentlicht. Weitere wichtige Daten für die Analyse der ITK-Branche stammen in der Regel aus den statistischen Erhebungen der Ämter auf Bundes- und Landesebene.

Im Bereich Digitalisierung ist die Stadt München darüber hinaus einen neuen Weg gegangen. Dazu hat sie mit der Social-Media-Plattform LinkedIn kooperiert. Aus der Datenbank der Nutzerinnen und Nutzer von LinkedIn wurden anonymisierte und aggregierte Informationen gewonnen. Diese umfassten unter anderem Kompetenzen, Trends sowie Fortschritte in der Digitalisierung in den verschiedenen Branchen und Sektoren Münchens.

Ergebnis dieser Kooperation ist die Studie Digitale Kompetenzen in München 2018. Zusätzlich hat das Referat für Arbeit und Wirtschaft die Branchenstudie IKT-Standort München 2019 erstellt. Die wichtigsten Ergebnisse werden im Folgenden dargestellt:

Kompetenzen in IKT-Unternehmen

Großunternehmen bündeln erfahrungsgemäß Kompetenzen. Und am Standort München tummeln sich viele wichtige Player der IKT-Branche. Prominente Beispiele sind etwa IBM mit der Zentrale für den Supercomputer Watson, Google Deutschland mit einer Partnerschaft der Technischen Universität München, Huawei und Microsoft sowie Apple mit seiner Deutschlandzentrale und dem Bavarian Design Center. Etwa acht Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und sechs Prozent aller Betriebe in der Region sind im IKT-Sektor tätig. Sie erwirtschaften sieben Prozent aller Umsätze, somit ist die IKT-Branche eine der tragenden Säulen der Münchner Wirtschaft.

Die in München stark vertretene IKT-Branche hat einen hohen Bedarf an Fachkräften. Vor allem Fachinformatikerinnen und Fachinformatiker für Systemintegration und Anwendungsentwicklung werden ausgebildet. Der Einsatz von IT-Fachkräften geht aber weit über den IKT-Sektor hinaus. Digitale Kompetenzen sind darüber hinaus auch im verarbeitenden Gewerbe (zum Beispiel in der Automobilbranche) sowie im freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungsbereich stark vertreten.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass in München besonders viele Menschen mit IT-Affinität wohnen und arbeiten: 31 Prozent der in der Studie betrachteten LinkedIn-Profile verfügen über digitale Fach- oder Anwendungskenntnisse. Damit belegt die Landeshauptstadt Platz zwei in Deutschland hinter Berlin.

Frauen sind in der IKT-Branche weiterhin unterpräsentiert. Doch es deutet sich ein langsamer Umbruch an. So fällt die Zuwachsrate der letzten Jahre von weiblichen Beschäftigten (+ 41 Prozent) höher aus, als die von männlichen Beschäftigten (+ 35 Prozent). Dabei gibt es allerdings Unterschiede in den Tätigkeitsfeldern: Frauen mit digitalen Fachkompetenzen sind überproportional in Branchen wie dem Gesundheits- und Sozialwesen, Kunst, Unterhaltung und Erholung, sowie Erziehung und Unterricht vertreten. Gut, dass es Programme wie BayFiD oder das Digital Women Program gibt, die Frauen für IT-Berufe begeistern wollen.

Die IKT-Branche München im Wachstum

Die IKT-Branche zeigt in allen Aspekten ein dynamisches und starkes Wachstum in der Stadt wie auch im Umland. Dieses ist seit 2012 im Zuwachs der Betriebe (+ 11 Prozent), den Beschäftigungszahlen (+ 36 Prozent) und insbesondere im Umsatz (+ 38 Prozent) sichtbar.

Dabei sind 94 Prozent aller IKT-Unternehmen Dienstleister. Dieser Teilsektor dominiert also zahlenmäßig die gesamte Branche und zeichnet sich durch ein starkes Wachstum aus. Gleichzeitig sind in diesem Bereich besonders viele Kleingewerbetreibende aktiv. Betrachtet man dagegen den Teilsektor “IKT-Warenproduktion”, ergibt sich ein vollkommen anderes Bild: Dieser Teilsektor erwirtschaftet mit nur drei Prozent der Unternehmen und zehn Prozent der Beschäftigten in der Gesamtbranche ganze 42 Prozent der Umsätze.

Gemeinhin gehört die Branche zu den Corona-Gewinnern: Der Bitkom-ifo-Digitalindex, der die Einschätzung von Geschäftslage und Geschäftserwartung der IKT-Branche widerspiegelt, lag bereits im Juni 2020 erstmals wieder im positiven Bereich. Der Gesamtwirtschaftsindex lag da noch deutlich im Minusbereich und kehrte erst im August 2020 wieder in den positiven Bereich zurück. Der Spezialversicherer Hiscox hat in einer Umfrage vom Sommer 2020 ein differenziertes Bild gezeichnet: Gerade die kleineren und mittleren IT-Unternehmen haben deutliche Auftragsrückgänge und Umsatzeinbußen über das Gesamtjahr hinweg zu befürchten. Nicht zuletzt machen sich die Effekte des Einfrierens von Projekten durch viele Auftraggeber bemerkbar.

Fazit: München ist ein Top-Standort für die IKT-Branche!

Die beiden Studien des Referats für Arbeit und Wirtschaft zeigen deutlich, dass die Landeshauptstadt zu Recht den Titel „Hotspot für Informationstechnologie und Digitalisierung“ tragen kann. Denn im Vergleich der deutschen Städte steht München an der Spitzenposition im IKT-Sektor. Ob Umsätze, Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten oder Betriebe, München liegt bei allen Kennziffern deutlich vor konkurrierenden Standorten wie Berlin, Hamburg oder der Rhein-Main-Region.

Gleichwohl bringt der Erfolg des Standorts auch Herausforderungen mit sich, wie zum Beispiel die weitere Gewinnung von Fachkräften. Durch den Zuzug qualifizierten Fachpersonals sowie durch ein hohes Potenzial von Fachkräften der erstklassigen Münchner Universitäten und Ausbildungsstätten ist München für die Zukunft aber sehr gut gerüstet.

Kommentare (0)


Schreiben Sie doch den ersten Kommentar zu diesem Thema.

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Beiträge

Feedback zum Beitrag:
1 Bewertungen mit 5 von 5 Sternen
Dr. Simone Thomas
Ein Beitrag von:
Dr. Simone Thomas
Eva Puckner, - Wirtschaftsförderung im Referat für Arbeit und Wirtschaft
Co-Autoren­schaft:
Eva Puckner,
Wirtschaftsförderung im Referat für Arbeit und Wirtschaft