Mit Innovationsstudien systematisch kreativ: das Vorgehen des InnovationLab

13. Oktober 2022
Ein Beitrag von Andrea Stockinger

Das InnovationLab der Stadt München haben wir in unseren Blog-Beiträgen schon oft als Ideenschmiede erwähnt. Heute berichtet Andrea Stockinger aus erster Hand, wie das im IT-Referat beheimatete Team im Rahmen ihrer Innovationsstudien methodisch vorgeht und welche Rolle der eigens entwickelte Innovationszyklus dabei spielt. Welche Ideen werden aufgegriffen und wie kommt es zu Lösungen? Worin besteht der insbesondere für die Verwaltung ungewöhnliche Ansatz?

Innovationszyklus als Standardvorgehen entwickelt

Wir, das InnovationLab der IT der Stadtverwaltung, verstehen uns als zentraler „Inkubator“, wie die „Gründungszentren“ innovativer Konzepte in der Startup-Szene und der Industrie genannt werden. Impulse erhalten wir dabei aus den Fachreferaten oder von Partnereinrichtungen aus Industrie und Wissenschaft. Die Impulse entwickeln wir gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden zu Ideen weiter und geben sie dann wieder zurück. Dabei besteht unser Erfolgsprinzip für Innovationen aus der Verbindung von hohem inhaltlichem Freiraum mit agilen Methoden wie Design Thinking, Scrum oder Kanban. Diese Struktur führt in der Regel in drei bis vier Monaten zu verwertbaren Ergebnissen.

Nach Gründung des InnovationLab haben wir uns die verbreitetsten kreativen Ansätze aus Industrie und Wissenschaft angeschaut und eine eigene Vorgehensweise entwickelt, die wir Innovationszyklus nennen. Gemeinsam mit Fachreferaten und anderen Einrichtungen generieren und testen wir nach diesem Vorgehen in Innovationsstudien neue Ideen. Wie läuft solch ein Prozess ab?

Vorbereitung einer Innovationsstudie – Preparation

In einem ersten Schritt präsentieren uns die Ideengebenden ihre Vorstellungen, im Startup-Jargon: Sie „pitchen“. Dann bewertet unser Team die Ideen anhand eines „Innovation Canvas“. Das ist ein Rahmenwerk, das die wichtigsten Fragen zur Beurteilung einer Innovation aufgreift. Zum Beispiel: Was sind die Innovationsziele? Welche Kundengruppen sollen angesprochen werden? Welche Schlüsselressourcen können eingebracht werden?
Vereinfachte Darstellung Innovationszyklus

Der Innovationszyklus des InnovationLab: Preparation – Ideation – Prototyping. Die Phasen können sich auch überlappen, Quelle: InnovationLab

Aus den Antworten leiten wir ab, ob das Thema die sogenannte „Innovationshöhe“ erreicht, also technisch und inhaltlich zu einem InnovationLab passt. Wenn dies der Fall ist, vereinbaren wir einen festen Entwicklungszeitraum von drei bis vier Monaten mit den Ideengebenden. Dieses Time-Boxing, also Zeitrahmen setzen, gibt ihnen eine klare Perspektive. Zugleich verhindert es, dass wir zu lange in einzelne Projekte eingebunden bleiben und der Labor-Charakter des InnovationLab verloren geht.

Von Ideenfindung bis zur Testphase – Ideation & Prototyping

Danach geht es in die Erkundungsphase. Mit Methoden aus der Forschung und Design Thinking erkunden wir gemeinsam mit den Ideengebenden, welche konkreten Probleme von Nutzerinnen und Nutzern wir angehen wollen. Die Lösungsideen werden schließlich durch die Entwicklung von Prototypen ein Stück weit erlebbar gemacht. Dabei gilt als oberste Maxime für uns, sich nicht in Details zu verlieren, sondern nur die zentralen Features aufzubauen.

Bei den anschließenden Tests aus der Nutzungsperspektive ist Scheitern (to fail) mit eingeplant. Fachleute nennen diesen Schritt „Fail Gate“: Nur ein Prototyp, der es durch dieses „Tor“ schafft und eine eindeutig positive Reaktion der Nutzerinnen und Nutzer erhält, wird weiterverfolgt. Dr. Stefanie Lämmle, die Leiterin des InnovationLab, fasst das Besondere der Innovationsstudien so zusammen:

Die Qualität von Ideen wird bei uns im InnovationLab früh von künftigen Anwenderinnen und Anwendern bewertet. Schnelles Scheitern („Fail Fast“) ist besser, als jahrelang Projekte mit unklarem Nutzen zu verfolgen. Dies ist nicht nur für die Verwaltung eine neue Herangehensweise.​

Was mit den Bewertungen geschieht, also welcher von uns entwickelte Prototyp dann tatsächlich umgesetzt wird, entscheiden die Auftraggeberinnen und -geber. An ihnen liegt es, in ihrer Organisation die notwendigen Budgets und Ressourcen bereitzustellen.

Als InnovationLab begleiten wir auf Wunsch aber gerne auch die weitere Entwicklung durch Beratung und Agiles Coaching. Denn neben unserer Rolle als Inkubator ist die digitale Transformation für uns ein wichtiges Thema, insbesondere die Vermittlung innovativer und agiler Methoden. Und auch unser drittes Kernthema passt gut in dieses Umfeld: technische, fachliche und methodischen Unterstützung bei Datenanalyse und Einsatz von Künstlicher Intelligenz.

Innovationsstudien im InnovationLab – Daten und Fakten

Das InnovationLab gibt es seit 2019. Derzeit besteht das Kernteam aus sieben Personen. Zusätzlich unterstützen uns zahlreiche Studierende, die bei uns ihr Praktikum absolvieren. Die Leitung liegt bei Dr. Stefanie Lämmle. Bisher wurden bereits über 30 Projekte durchgeführt, darunter acht Innovationsstudien. Die räumlichen Bedingungen im MultiSpace mit offenen CoWorking-Arealen, Foto- und Video-Lab sowie Open Tech-Lab wurden ganz konkret für eine innovative IT-Ideenschmiede ausgelegt. Die folgende Grafik umreißt unser Selbstverständnis:
Schwerpunkte InnovationLab

Die drei Kernthemen des InnovationLab: Inkubator – Transformation – KI-Kompetenzzentrum. Dazu die Devise: Wir bringen die Digitalisierung für ein München der Zukunft in greifbare Nähe. Quelle: InnovationLab

Beispiele für erfolgreich durchgeführte Innovationsstudien

  • Kindl Go (P+R App) – Referat für Arbeit und Wirtschaft + UnternehmerTUM (2020)
  • Wohnungstausch – Sozialreferat (2021)
  • Digitalisierung Kulturgeschichtspfade – Kulturreferat (2021)
  • Münchner Kindl App – IT-Referat (2021/2022)
  • Optimierung Bürgertelefone – Kreisverwaltungsreferat (2021/2022)
  • Praktikumsplaner – IT-Referat (2021)
  • Gewerbeleerstand – Referat für Arbeit und Wirtschaft (2022)
  • Job Integration Kompass – ReDI School, Referat für Arbeit und Wirtschaft (2022)

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Andrea Stockinger - InnovationLab
Ein Gastbeitrag von:
Andrea Stockinger
InnovationLab
Co-Autoren­schaft:
Dr. Stefanie Lämmle Leiterin InnovationLab
Kerstin Findeisen, Blogteam muenchen.digital