Die Integreat-Story: Erfolgreiche Plattform und App für Integration

23. November 2021
Ein Beitrag von Lisa Zech

Integreat stellt Neuzugewanderten, insbesondere Geflüchteten aus anderen Sprachräumen und Kulturen, auf kommunaler Ebene umfassende Informationen in ihrer Landessprache zur Verfügung. Die Lösung ist zugleich Webseite und App. Inzwischen wird sie bundes­weit von über 60 Städten und Landkreisen in der Integrations­arbeit eingesetzt. Sie hilft Sprachbarrieren abzubauen, schafft Transparenz und erleichtert Menschen das Ankommen in ihrer neuen Umgebung. Seit eineinhalb Jahren gibt es dieses Angebot auch in München und wir haben es uns einmal genauer angesehen.

Lokale Informationen zum Ankommen in München

Das erste Mal haben wir schon 2019 von Integreat berichtet, als sie als Start-up auf unserem Open Date Hackathon waren. Heute ist Integreat München in acht verschiedenen Sprachen verfügbar: Deutsch, Englisch, Arabisch, Farsi, Bulgarisch, Rumänisch, Kurmandschi und Kroatisch. Das Angebot ermöglicht allen Neuzuge­wanderten in München, die eine dieser Sprachen beherrschen, einen schnellen Zugang zu Basis­informationen wie Ämtern und Beratungs­angeboten. Weitere Themen sind beispiels­weise Schulen und Kitas, Arbeitssuche, Gesundheit, öffentliche Verkehrsmittel, Bildung und Qualifizierung. Dazu gibt es Angebote speziell für Frauen und Mädchen oder Menschen mit Behinderung und vieles mehr.

Die Integreat-App kann nach dem Herunterladen auch ohne Internetverbindung genutzt werden. Eine Option, die besonders in Regionen oder Unterkünften ohne stabile WLAN-Anbindung sehr hilfreich ist.

Auszug Integreat Einstiegsseite
Auszug aus der Integreat-Einstiegsseite, Quelle: Stadt München
Beim Thema Corona hat man eine Ausnahme gemacht und auch allgemeine Informationen zum Virus und zur Impfung eingestellt. Ansonsten beziehen sich alle Inhalte sehr konkret auf lokale Angebote. Services, die erst über andere Institutionen wie die Bundesagentur für Arbeit oder Bildungs­einrichtungen zugänglich sind, würden hier nicht aufgenommen. Corinna Käser, die im Sozialreferat alle Münchner Informationen betreut, übersetzen lässt und in das System einstellt, nennt das wichtigste Auswahlprinzip:

Alle Angebote in Integreat müssen lokal und nieder­schwellig erreichbar sein, am besten über direkte Verlinkungen, E-Mail-Adressen und Telefonnummern.

Wie Integreat das Teilen von Inhalten unterstützt

Durch den Ortsbezug ist eine über­greifende Nutzung von Inhalten nicht so einfach möglich. Und doch werden Teilen und Zusammenarbeit großgeschrieben. Der komplette Programm- und Quellcode der Integreat-App ist frei verfügbar und wird unter einer Open-Source-Lizenz bereitgestellt. Zudem werden alle Inhalte unter Creative Commons (CC BY 4.0) lizenziert. Das bedeutet, dass Landkreise und Städte Inhalte und Übersetzungen von anderen übernehmen dürfen und so voneinander profitieren können.

In Netzwerktreffen tauschen sich die Betreuerinnen und Betreuer der Integreat-App in der Regel halbjährlich über ihre Aktivitäten und Erfahrungen aus. Wie hat man beispiels­weise welches neue Thema aufgegriffen? Welche Maßnahmen im Zuge der Öffentlichkeits­arbeit waren besonders erfolgreich? Ganz neu ist auch ein zugehöriger Instagram-Account @integreat_muenchen. Hier erhalten Sie zukünftige interessante Informationen zur Plattform.

Integreat in der zwischenmenschlichen Kommunikation

Für das Jahr 2020, in dem die Münchner App im Februar startete, hat das Team eine interessante Auswertung aus der Datenbank gezogen. Sie zeigt zum einen, wie sehr die Pandemie Informations- und Kommunikations­prozesse beeinträchtigt hat. Die Zugriffszahlen sanken im März und April massiv ab. Wobei es sich bei den Zahlen immer um App-Besuche insgesamt, nicht um einzelnen Seitenaufrufe handelt.
Integreat Zugriffszahlen 2020
Integreat Abrufzahlen 2020 Februar bis Dezember, Quelle: Integreat App Sales
Zum anderen ist klar erkennbar, dass der gelbe Balken für Zugriffe auf die deutschen Seiten bis auf Dezember immer der längste ist. Das zeigt, wie intensiv die App auch in der Beratung genutzt wird. In Gesprächen mit zwei oder mehr Beteiligten können alle in ihrer eigenen Sprache auf Inhalte verweisen oder sich damit vertraut machen. Dies, so Sozialreferentin Dorothee Schiwy, sei oft sehr hilfreich für die Integrationsarbeit:

Beratungsstellen können mit Hilfe der Integreat-App über weiterführende Stellen informieren und auf das umfangreiche Informationsangebot hinweisen. So bekommen die Neuzugewanderten eine ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ und die Beratungsstellen werden entlastet.

Auch von der Politik kommt positives Feedback. Beispielsweise von Bürgermeisterin Verena Dietl, die selbst Erfahrung in der Migrationsberatung mitbringt und das Thema Teilhabe zu einem ihrer Schwerpunkte gemacht hat:

Es freut mich sehr, dass dieser kompakte Wegweiser für das Ankommen in München so gut angenommen wird. Denn wir sehen es als unsere Aufgabe, Vielfalt anzuerkennen und zu gestalten, Teilhabe zu ermöglichen und die Solidarität in der Stadt­gesellschaft zu stärken.

Das Integreat-Team hinter der IT-Lösung

Hersteller der Integreat-App ist die in Augsburg ansässige gemeinnützige „Tür an Tür Digitalfabrik gGmbh“. Sie verfolgt ausdrücklich die Vision, die Kommunikation und Verständnis zwischen Kulturen mithilfe von digitalen Lösungen zu fördern. Mehr Informationen zum Verständnis und Engagement des Integreat-Teams finden sich auf der Unterseite über uns; auch jährliche „Wirkungsberichte“ sind hier verlinkt.

So ist Integreat auch ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie ein kleines Team mithilfe digitaler Technik Zigtausenden von Menschen große Unterstützung geben kann!

Kommentare (0)


Schreiben Sie doch den ersten Kommentar zu diesem Thema.

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Beiträge

Feedback zum Beitrag:
6 Bewertungen mit 4.2 von 5 Sternen
Lisa Zech
Ein Beitrag von:
Lisa Zech
Elisabeth Wagner -
Co-Autoren­schaft:
Elisabeth Wagner