Die Landeshauptstadt München beteiligt sich mit vielen weiteren Kommunen an der Entwicklung eines kommunalen Gebärdensprach-Avatars. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) sollen künftig Texte von Internetseiten automatisch in die Deutsche Gebärdensprache übersetzt werden.
Barrieren in der Kommunikation: Die Muttersprache gehörloser Menschen ist die Gebärdensprache
Laut dem Deutschem Gehörlosen-Bund e.V. verwenden 70 Prozent der gehörlosen Menschen und zum Teil auch stark schwerhörige Menschen in Deutschland die Deutsche Gebärdensprache. Die Deutsche Gebärdensprache ist eine eigene, anerkannte und vollwertige Sprache mit eigener Grammatik und Syntax, die sich von der Grammatik und Syntax der deutschen Lautsprache stark unterscheidet.
Bei der Deutschen Gebärdensprache handelt es sich um eine visuell-manuelle Sprache. Wörter werden durch Gebärden ausgedrückt. Die Gebärden sind ein Zusammenspiel aus Gesten, Mimik, Körperhaltung und Augenbewegungen.
Die deutsche Schriftsprache ist für die Mehrheit der gehörlosen Menschen und zum Teil auch für schwerhörige Menschen eine Fremdsprache. Die deutsche Schriftsprache ist nicht für alle gleich gut verständlich.
Sie brauchen nicht nur eine Übersetzung von deutscher Lautsprache in ihre Muttersprache, die Deutsche Gebärdensprache, sondern auch von geschriebenen Texten. Ohne eine entsprechende Übersetzung sind gehörlose und schwerhörige Menschen oftmals von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen.
Eine Lösung für den Abbau digitaler Barrieren in kommunalen Service-Angeboten
Das IT-Referat der Landeshauptstadt München beteiligt sich deshalb an dem Pilotprojekt „Kommunaler Gebärdensprach-Avatar (KGA)“. Das Ziel ist, einen weiteren Schritt hin zu einer digitalen und barrierefreien Kommune mit Blick auf die gehörlose Stadtgesellschaft zu machen.
Die Idee hinter dem Gebärdensprach-Avatar besteht darin, eine Plattform bereitzustellen, auf die die beteiligten Kommunen und Kreise zugreifen können, um Inhalte mithilfe KI-basierter Lösungen eigenständig in Deutscher Gebärdensprache zu generieren.
Der KGA wird menschliche Gebärdensprach-Dolmetschende nicht ersetzen. Er stellt vielmehr eine sinnvolle Ergänzung zu standardisierten, kommunalen Dienstleistungen und weiteren Service-Angeboten dar, wie sie beispielsweise auf stadt.muenchen.de zu finden sind.
Einen ersten Einblick, wie der Gebärdensprach-Avatar aussehen könnte, gibt es hier:
Gemeinsame Ressourcenbündelung für Digitale Teilhabe Gehörloser
Zum Kick-Off-Meeting des Projekts im Oktober 2022 waren über 40 Städte, Kreise, Gemeinden und Bezirke vertreten. Es wurde von der Kölner Charamel GmbH ins Leben gerufen und wird in enger Zusammenarbeit von der Gehörlosen-Community umgesetzt.
Im ersten Schritt werden die zur Verfügung gestellten Inhalte zu kommunalen Services gebündelt. Gemeinsam wird dann eine zentralisierte Übersetzungsmöglichkeit erarbeitet, von der die kommunale Verwaltung profitiert.
Das Beteiligungsprojekt bezieht sich auf Forschungsergebnisse aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekt „Avatar-basierter Sprachassistent zur automatisierten Gebärdenübersetzung“.
Hallo Herr Winkler, sehr schön ist Ihr Beitrag. Wir als LHM sollten in diesem Thema vorbildlich sein. 😉 Gerade in den Zeiten, wo Gebärdensprach-Dolmetschende (kurz: GSD) immer noch ausgebucht sind, ist KGA eine gute Alternative, selbstverständlich ist KGA aber gar kein Ersatz für GSD.
Sehr interessantes Projekt Patrick! Ein Austausch dazu wäre toll. Gerne auch in Regensburg gemeinsam mit Amberg. Grüße an das gesamte Team!
Vielen Dank Franziska und schön wieder von dir zu hören! Ein Austausch dazu klingt gut und die Grüße richte ich natürlich gerne aus.
Das Gleiche gilt für Bamberg! Wir haben als Modellprojekt Smart City ein Förderprojekt “Wort-zu-Text”, damit Gehörlose und Schwerhörige z.B. auch beim Arzt lesen können, was der/die Gesprächspartner:in sagt – und so ein vollwertiger Gesprächspartner werden und selbst z.B. über Behandlungen entscheiden können.
Gerne würden wir diesen Ansatz mit dem Gebärden-Avatar verknüpfen!
Herzlich
Sascha Götz
Programmleiter Smart City Bamberg
Hallo Herr Götz, danke für Ihren Beitrag. Ich setze mich über Email mit Ihnen in Verbindung. Viele Grüße
Eine tolle Initiative! Gibt es Ihren Artikel darüber auch in leichter Sprache? Dann könnte ich ihn weiterleiten an den Gehörlosenverein bei uns im Landkreis.
Hallo Frau Schönhärl, vielen Dank für Ihr Feedback! Es gibt keine Version des Artikels in Leichter Sprache. Herzliche Grüße