#MyDigitalWork: Konfliktlösung bei digitaler Zusammenarbeit

7. Juli 2022
Ein Beitrag von Kerstin Findeisen

Digitales Arbeiten hat mit der Corona-Krise einen enormen Schub erfahren. Mit den neuen Freiheiten kommen jedoch auch neue Herausforderungen. Spielräume müssen verhandelt, Umgangsformen für das Miteinander angepasst werden. Wo sich Menschen verändern müssen, sind Konflikte aber nicht weit. Wie können wir im Rahmen digitaler Zusammenarbeit produktiv damit umgehen und eine effektive Konfliktlösung finden? Ein Beitrag der Serie #MyDigitalWork.

Corona-Veränderungen als Konfliktpotenzial

Mit der Pandemie haben die psychischen Belastungen im Arbeitsleben zugenommen, etwa durch die Lockdowns. Laut der Datenplattform Statista arbeitet inzwischen ein Viertel der Erwerbstätigen in Deutschland vorwiegend digital. Vor der Krise waren es vier Prozent. Die neuen Formen der digitalen Zusammenarbeit von komplett digital bis hybrid (teilweise Präsenz, teilweise Homeoffice) fordern die Veränderungs- und Anpassungsfähigkeit von Mensch und Organisation heraus. Doch jede und jeder geht mit Veränderungen anders um. Und das birgt zwangsläufig Konfliktpotential.

Konfliktlösung bei digitaler Zusammenarbeit: Mehr als der Austausch von Sachinformationen

Wer sich bei Konflikten auf schriftlichen oder telefonischen Austausch beschränkt, geht ein Risiko ein. Denn zwischenmenschliche Kommunikation besteht nur zu einem geringen Teil aus Sachinformationen. Wie zum Beispiel der Kommunikations­wissenschaftler Paul Watzlawick beschrieben hat, nehmen die Beziehungs- und die persönliche Ebene einen weit größeren Anteil ein.

Wenn wir einer Person direkt gegenüberstehen, nehmen wir ihre Gefühle und Stimmung besser wahr, lesen in Mimik und Gestik. So können wir viel besser erkennen, wie sie zu uns steht (Beziehung) und wie es ihr gerade geht (persönliche Ebene). Das sind Wahrnehmungen, die wichtig sind für die Konfliktlösung.

Konflikte werden größer, je länger sie schwelen

Wenn sich bei der virtuellen Zusammenarbeit Ärger anbahnt, hoffen viele auf Klärung „wenn wir wieder alle im Büro sind“. Doch schwelende Konflikte tendieren dazu stärker zu werden und verhindern eine klare Sicht auf die Situation. Das Vertrauen in die andere Person nimmt ab, der Ärger nimmt zu. Im schlimmsten Fall verschlechtert sich die Beziehung so weit, dass sie gar nicht mehr zu retten ist. Manchmal wird das Selbstwertgefühl von Betroffenen durch die empfundene Kränkung so weit geschwächt, dass es zu psychosomatische Erkrankungen oder Kündigungen kommt.

Was wir vom (agilen) Coaching lernen können

Ein häufiger Coaching-Tipp lautet, die neuen Möglichkeiten von Video-Meetings auch außerhalb reiner Arbeitstermine zu nutzen. Um das spontane Gespräch am Kaffeeautomaten zumindest zum Teil zu ersetzen.

Weiterer Tipp für schwierigen Konfliktsituationen: „Wer fragt, der führt.“ Das ist die Aufforderung, die Motivation hinter dem Verhalten der anderen – besonders die Beziehungs- und persönliche Ebene – zu erfragen und damit produktiv umzugehen.

Betroffene können mit „Ich-Botschaften“ die eigene Situation deutlich machen und vermeiden gleichzeitig die Person gegenüber anzugreifen. „Auf mich wirkt das so …“ statt: „Du machst immer …“

Ein sinnvoller Schritt bei einem Konflikt um die Regeln der Zusammenarbeit könnte sein, neue Dinge einfach mal ergebnisoffen auszuprobieren. Und dann erst zu entscheiden, wie es weitergehen soll.

7 Tipps für die aktive Konfliktlösung bei digitaler Zusammenarbeit

Hier eine Zusammenfassung der wesentlichen Tipps:

  1. Frühzeitig direkte Kommunikation suchen
  2. Wenn persönliche Treffen nicht möglich sind, Blickkontakt über Medien herstellen
  3. Gefühlen und Stimmungen Raum geben und in „Ich-Botschaften“ darüber sprechen
  4. Wertschätzung für die andere Person ausdrücken
  5. Durch Fragen die Motivation hinter dem Gesagten oder der Handlung ergründen
  6. Neue Wege der Zusammenarbeit in kleinen Schritten erproben
  7. Eine unabhängige Partei hinzuziehen, wenn die Beziehung der Konfliktparteien keine Lösung erlaubt

Sie haben andere gute Tipps für den Umgang mit Konflikten bei der virtuellen Zusammenarbeit? Nutzen Sie gerne die Kommentarfunktion.

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