kreuz und quer – das Technikspiel, das Kinder in Bewegung bringt

27. September 2020
Ein Beitrag von Dr. Stefan Döring

Macht die Begeisterung für IT aus Kindern Stubenhocker und Bewegungsmuffel? Das Stadtteilspiel „kreuz & quer“ beweist genau das Gegenteil. Tausende Kinder setzen sich in Bewegung, um über Wochen hinweg Kilometer zu sammeln. Zu Fuß, mit Fahrrad oder Tretroller, Inliner oder Skateboard. Die dabei eingesetzte Technik gibt nicht nur Anleitung und Orientierung. Sie erhöht auch den Spaßfaktor.

Kreuz und quer durchs eigene Viertel

Dieses Jahr lief das vom Kreisverwaltungsreferat (KVR) organisierte Spiel zum vierten Mal. Vom 20. Juli bis 20. September die Stadtteile Moosach und Domagkpark / Parkstadt Schwabing gegeneinander an. Wobei der Wettbewerb zwischen den Quartieren nur zweitrangig ist, wie Merle Schroer, die Projektleiterin im KVR, betont:

In erster Linie soll kreuz & quer Kinder und Jugendliche dazu motivieren, draußen unterwegs zu sein. Dabei lernen sie ihr Stadtviertel noch besser kennen, lernen einiges über Technik und haben viel Spaß.

Partner für Finanzierung und Durchführung sind die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung, muenchen-unterwegs und die Europäische Union.

Die Spielregeln von kreuz & quer

Das Stadtteil-Spiel kreuz & quer ist eine digitale Schnitzeljagd. Die Teilnehmenden sammeln Punkte, indem sie möglichst viele Boxen (Bild 1) in ihrem Viertel besuchen. Diese sind in einem Plan verzeichnet (Bild 2). Die dabei zurückgelegten Distanzen werden erfasst. An den Boxen erfolgt eine Registrierung über Chipkarten (Bild 3).

Normalerweise können die Teilnehmenden nach Lust und Laune Teams bilden. Coronabedingt ging das dieses Jahr aber nur innerhalb der Familie.

kreuz & quer Boxen

Kreuz & quer Boxen (Foto LHM, KVR)

kreuz & quer Plan

Der Plan für Kreuz & quer (Foto LHM, KVR)

kreuz & quer Chipkarten

Kreuz & quer Chipkarten (Foto LHM, KVR)​

Von GPS über RFID zu IoT

Die Technik von kreuz & quer kommt von der Firma pironex. Spannend aus System-Perspektive ist für die dortige Projektleiterin Sabrina Panning zweierlei: Erstens wird für jedes Spiel ein Internet of Things, kurz IoT, über ein Stadtviertel gelegt. Zweitens sind hier technische Komponenten aus unterschiedlichen Welten miteinander verknüpft. Ergebnis ist eine einfache interaktive Infrastruktur, die Schwung in das Spiel bringt:

  • Die Spielboxen dienen als Lesegerät, Display und auch als Dateninterface. Sie sind robust, energieautark, und intuitiv zu bedienen. Eingebaute Sensoren und Schnittstellen ermöglichen die administrative Verwaltung des Spiels.
  • Das stromsparende E-Paper-Display an den Boxen funktioniert bei jedem Wetter, auch bei Sonneneinstrahlung.
  • Ein ebenfalls eingebautes GPS hilft, die Distanzen auszurechnen. Und beim Suchen, wenn mal ein Gerät verschwindet.
  • Die Teilnehmenden interagieren mit den Geräten über RFID-Karten. Diese sind mit einer winzigen Radiofrequenz-Antenne (RFID) bestückt und können Daten speichern. Wenn man sie an die Box hält, werden die Kartennummern notiert, Punkte gutgeschrieben und die Distanz zur letzten Box verbucht.
  • Die Boxen senden die Daten über Mobilfunk an die Website street-points.eu. Dort lässt sich auch der Verlauf der digitalen Schnitzeljagden in anderen Städten beobachten, derzeit Rostock und Wien.

Motivierende Boxen-Stopps

Sämtliche Leistungen von Einzelpersonen, Teams und Stadtteilen laufen in der Auswerte-Tabelle auf der lokalen Website von kreuz & quer zusammen. Doch die Kinder müssen nicht den Computer hochfahren, um zu wissen, wo sie stehen. Die Box zeigt sofort den aktuellen Punktestand an und motiviert dann auch gleich zum Weitermachen, zum Beispiel mit dem Satz: „Prima, Du hast Level “Spürnase” erreicht! Laufe jetzt zu einer anderen Box, um weiter zu punkten.“ Die damit verbundene Motivation liegt Sabrina Panning besonders am Herzen:

Es war uns wichtig, dass die Box kommuniziert und nicht nur Daten an ein System schickt. So sehen die Kinder gleich, was sie erreicht haben. Das motiviert.

In diesem Corona-Sommer lieferte das interaktive Display auch die Antwort auf die Frage, wie sich Gedränge um die Stationen vermeiden lässt. Nach jedem Kontakt kam die Aufforderung zwei Meter Abstand zu halten. Dazu ein zeitliches Wartefenster mit einem optischer Countdown für die letzten fünf Sekunden.

Mit kreuz & quer einmal um die ganze Welt

Von den Ergebnissen sind Merle Schroer und das gesamte Team auch in diesem Jahr beeindruckt. 1.509 Teilnehmende legten bei kreuz & quer in Moosach 42.863 Kilometer zurück. Im Domagkpark kamen 953 Personen auf beeindruckende 20.248 Kilometer. Insgesamt waren das 63.111 Kilometer! Zum Vergleich: Die Strecke einmal um die Welt beläuft sich auf 40.075 Kilometer.

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