Die Digitalisierung schreitet nicht nur im realen München voran, auch in der Mini-Version der Stadt entwickeln sich die digitalen Angebote weiter. Der Wunsch dazu kam nicht etwa vom Organisationsteam, sondern aus den Reihen der Kinder und Jugendlichen. Nachdem 2020 erstmals eine Online-Plattform für die Spielstadt genutzt wurde, kam in diesem Jahr eine Agentur für Digitalisierung dazu. Wir haben Mini-München besucht und uns speziell die digitalen Aktivitäten angeschaut.
Spielstadt Mini-München
Vom 1. August bis zum 19. August lud Mini-München bereits zum 21. Mal zum Mitmachen ein, in diesem Jahr auf dem weitläufigen Gelände des Showpalasts in Fröttmaning. Die Spielstadt ist das größte Ferienangebot der Landeshauptstadt und findet alle zwei Jahre statt. Täglich gestalten hier bis zu 2000 Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 15 Jahren ihr eigenes Stadtleben. In Mini-München können sie arbeiten, studieren, ins Kino gehen, Geschäfte eröffnen oder Politik machen. Eben wie im echten Leben. Sie können dabei selbst entscheiden, wie lange und auf welche Weise sie mitspielen möchten.
Wo bleibt die Digitalisierung in Mini-München?
Bereits vor mehreren Jahren kam von Kindern und Jugendlichen die Frage nach der Digitalisierung von Mini-München. „Warum ist die Spielstadt nicht so digital wie die echte Welt?“
Inzwischen gibt es die Plattform mini-muenchen.online. Manche Mitglieder des jungen Entwicklungs-Teams waren selbst schon als jugendliche Teilnehmende mit dabei, erste digitale Innovationen voranzutreiben. Zum Beispiel den virtuellen Bankschalter für Online-Konten und -Überweisungen. 2020 wurde die erste Anwendung für Bank und Börse wegen der Corona-Pandemie schnell zu einer umfangreichen Plattform weiterentwickelt. Denn Mini-München fand damals coronabedingt an 40 Orten in ganz München statt und die Plattform ermöglichte die erforderliche Corona-Kontaktnachverfolgung in der dezentralen Spielstadt. Außerdem konnte damit die Arbeitsplatzvergabe in Mini-München digital organisiert werden.
Im Laufe der letzten zwei Jahre hat das Entwicklungsteam die Online-Plattform nochmals neu programmiert und umgebaut – für IT-Profis: zu einer hochmodernen Webapplikation mit Microservices in einem Kubernetes-Cluster. 2021 war das Team beim Hackathon #ideenfürdiejugend des Bayerischen Jugendrings mit dabei und gewann für seine Ideen zur Weiterentwicklung von mini-muenchen.online eine Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales. So erhielt die Plattform nicht nur neue Funktionen wie ein Tool für Petitionen an die Regierung von Mini-München, sondern auch ein noch kinderfreundlicheres Design.
Mittlerweile wurde außerdem eine App entwickelt, die sowohl Teilnehmende als auch Betreuerinnen und Betreuer am eigenen Handy nutzen können.

Die Agentur für Digitalisierung in Mini-München
Auf Anregung von ehemaligen Mini-München-Teilnehmenden, die Digitalisierung zu einem Spielinhalt in einem eigenen Bereich zu machen, gab es in diesem Jahr erstmals eine Agentur für Digitalisierung. Diese soll immer wieder neue digitale Impulse geben, die in den Betrieb der Spielstadt mitaufgenommen werden können. Außerdem bietet sie interessierten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit sich intensiver mit dem Thema Digitalisierung zu beschäftigen.
So konnten die Teilnehmenden ihr Spielgeld, die sogenannten MiMüs, ins Digitale transferieren und Online-Überweisungen und -Zahlungen vornehmen. Über eine Art „Spielstadt-Twitter“ konnten sie sich gegenseitig Nachrichten zukommen lassen und auch die Betriebe und Bereiche konnten hier informieren. Sowohl die Arbeitsplatzvergabe als auch das Einschreiben in Hochschulkurse – wie griechische Mythologie, Müllgeschichten oder Zoffkurse – war in diesem Jahr auch online möglich.
Weitere Interessierte lernten Programmieren, probierten sich im Hackerspace aus und experimentierten mit dem Mini-München-Internet. Wer kein Smartphone oder Tablet besitzt, konnte sich gegen eine MiMü-Gebühr ein Mobilgerät ausleihen. Vor Ort konnten die Kinder und Jugendlichen ihre eigenen Roboter bauen und basteln, um am stadtweiten „Schrott-Roboter-Wettbewerb“ teilzunehmen.
Mini-München im Virtuellen Raum
In diesem Jahr äußerten Teilnehmende außerdem den Wunsch ein Virtual Reality-Projekt umzusetzen. Mit dem auf Kinder zugeschnittenen Online-Tool CodeSpaces.edu konnten sie Teile der Spielstadt digital nachbauen und diese mit Hilfe von Cardboards und Smartphones in Virtual Reality betrachten. Eine Idee ist, dieses virtuelle Modell der Spielstadt zukünftig für neue Projekte in Mini-München und die dortige Stadtplanung einzusetzen.
Digitale Impulse für die Zukunft von Mini-München
Weitere Anforderungen an mini-münchen.online liefen darauf hinaus, die Börse in die Online-Plattform zu integrieren, kontaktlose Zahlungen zu ermöglichen und gegen MiMü-Gebühr Bankkarten auszugeben. Auch die App soll sich weiterentwickeln, damit das Spiel mit digitalen Angeboten immer realer wird. Derzeit ist das im Hintergrund agierende Plattform-Team übrigens auf der Suche nach Verstärkung für die gute Umsetzung dieser Ideen.
In Zukunft strikt beibehalten will man das Prinzip, dass die Digitalisierung von Mini-München nicht vom Organisations-Team getrieben wird, sondern von den Kindern und Jugendlichen. Ebenso wichtig: Niemand wird ins Digitale gedrängt! Die Teilnahme am Spielbetrieb bleibt auch weiterhin ohne Smartphone oder digitale Aktivitäten möglich. Besonders Kindern im jüngeren Alter ziehen oft das Analoge vor.
Wir sind schon jetzt gespannt, wie die digitalen Angebote im Mini-München der nächsten Spielstadt 2024 aussehen werden!
Mini-Muenchen-Rathaus
Zwei Mädchen auf dem Weg zum Rathaus von Mini-München, Quelle: Philipp von Derschau
Mini-Muenchen-Arbeitsamt
Reger Betrieb vor den Schaltern des Arbeitsamts, Quelle: Philipp von Derschau
Mini-München Agentur für Digitalisierung
Schild der Agentur für Digitalisierung im Mini-München, Quelle: Philipp von Derschau
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