Vor allem im Alter fällt es manchen Menschen schwer zu reisen. Viele haben aus gesundheitlichen Gründen kaum eine Chance ihr Zimmer zu verlassen. Moderne Technik kann es ihnen selbst bei kompletter körperlicher Immobilität ermöglichen, der Begrenzung ihrer vier Wände zu entkommen und neue Erfahrungen zu machen. So können sie in der Natur spazierengehen, dabei neue Orte entdecken oder einfach das Meer oder die Berge genießen. Und das so selbstbestimmt und realitätsnah, dass das Erlebte noch lange nachwirkt. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen das virtuelle Reisen mit Hilfe von Virtual-Reality-Brillen vor.
Mit VR-Brille auf virtuelle Reise
Um Seniorinnen und Senioren an Ort und Stelle auf Reisen zu schicken, wird die Technik der Virtual Reality (VR) genutzt, die wir bereits in einem unserer #ExplainIT-Beiträge erklärt haben. Mit einer sogenannten VR-Brille hat man die Möglichkeit in eine sehr real wirkende virtuelle Welt abzutauchen. Immer häufiger gibt es diese Möglichkeit nun auch in Pflege- und Altenheimen.
Auch im Raum München gibt es bereits verschiedene Unternehmen, die solche Brillen verleihen. Außerdem gibt es gemeinnützige Vereine wie Lebensherbst e. V., die den Einsatz von VR-Brillen für virtuelle Reisen in Seniorenheimen unterstützen. Der Verein hat beispielsweise bereits den AWO-Einrichtungen Gravelottestraße und Föhrenpark in München VR-Brillen überreicht. So können die Bewohnerinnen und Bewohner für eine bestimmte Zeit einen virtuellen Kurzurlaub genießen.
Der Bayerische Rundfunk hat im vergangenen Mai 2021 über das Angebot von Virtual-Reality-Reisen in Senioren- und Pflegeheimen in Bayern berichtet. Bei einem Besuch im Alten- und Pflegeheim der Barmherzigen Schwestern in Krailling bei München hatte die Reporterin die Möglichkeit mit Heimbewohnerinnen und -bewohnern über ihre VR-Reisen zu sprechen. Sie zitierte die begeisterte Erfahrung einer Seniorin, die nach einem Schlaganfall nicht mehr reisen kann und eben virtuell mit Delfinen durchs Meer geglitten ist:
Es ist wunderbar! Die Delfine sind überall: links, rechts und zum Greifen nah! Man möchte sie anfassen und mitschwimmen … Die Welt kommt zu mir.
Vielseitige Angebote für virtuelle Reisen
Gerade für bettlägerige oder mobil eingeschränkte Menschen bieten die Virtual-Reality-Reisen also ein tolles Erlebnis. Der Einsatz der Brillen ist sehr einfach. Das Pflegepersonal kann nach einer kurzen Einführung der Anbieterfirmen vor Ort oder über eine Video-Anleitung die Brillen für die Seniorinnen und Senioren vorbereiten. Die müssen die VR-Brille dann nur noch mit Hilfe des Personals aufsetzen und danach nichts mehr tun, als die Reise zu genießen. Nicht nur die 3D-Bilder geben einem das Gefühl in die Bilderwelt einzutauchen. Auch ist es die Erfahrung, dass die Perspektive darauf reagiert, wohin man den Kopf dreht. Außerdem umschließt die Brille das Sichtfeld so, dass keine anderen Einflüsse von außen das Erlebnis beeinträchtigen.

Seniorin im Rollstuhl nutzt Virtual Reality Brille, Quelle: 123rf.com, Urheber: wavebreakmediamicro
Bei den meisten Herstellerunternehmen kann man zwischen ganz unterschiedlichen Reisen wählen. Wanderungen, Bergsteigen, Strandspaziergänge oder sogar solche besonderen Erlebnisse wie Schwimmen mit Delphinen – da ist für jeden etwas dabei. Neben dem visuellen Erlebnis können passende Töne zur Reise abgespielt werden, die das Erlebnis abrunden. Um Seniorinnen und Senioren mit wenig IT-Erfahrung an die Technologie heranzuführen und nicht zu überfordern, bieten viele Anbieter verschiedene Stufen an. Diese reichen von der einfachen Einblendung von Bildern bis hin zu einer Art virtueller Welt, in der sich die Nutzenden selbstbestimmt bewegen können.
Über ein weiteres VR-Projekt in Magdeburg, das auch versucht, vertraute Gegenden virtuell wieder erlebbar zu machen, berichtet der folgende Beitrag des Mitteldeutsche Rundfunks:
VR-Brillen in anderen Bereichen
Das Angebot für weitere Einsatzszenarien solcher VR-Brillen fürs virtuelle Reisen wächst stetig und wird für immer mehr Zielgruppen interessant. Beispielsweise in stressigen Situationen wie beim Zahnarzt während einer Operation mit lokaler Betäubung. Hier kann das virtuelle Erlebnis ängstliche Patientinnen und Patienten entspannen und so den Behandlungserfolg erhöhen. Ein anderes Einsatzfeld ist die Freizeitgestaltung. VR-Brillen könnten in Zukunft zum Beispiel vermehrt im Sportprogrammen zum Einsatz kommen. Etwa wenn das Umfeld eines Fitnessstudios nachempfunden wird, in dem man in einer Gruppe zusammen mit einem Trainer oder einer Trainerin einen Kurs absolviert. VR-Brillen bieten viele Möglichkeiten und werden zukünftig sicherlich in verschiedenen Feldern noch weitere spannende Optionen eröffnen.
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