Recycling ist ein wichtiger Bestandteil eines verantwortungsvollen Umgangs mit Rohstoffen. Gerade das Recyceln von Mobilfunkgeräten ist eine oft vergessene, aber sehr bedeutende Maßnahme für die Wiederverwertung wertvoller Materialien. Glücklicherweise gibt es immer mehr Initiativen, die auf die Bedeutung der Nachhaltigkeit auch im Mobilfunks hinweisen. Welche Aktionen fürs Handy-Recycling es gibt, wie diese funktionieren und was sie bringen erfahren Sie in diesem Beitrag.
Rohstoffschätze heben durch Handy-Recycling
In Mobilgeräten wie Telefonen, Smartphones und Tablets stecken viele wertvolle Rohstoffe. Vor allem in der sogenannten Leiterplatte dieser Geräte finden sich Edelmetalle wie Gold, Platin oder Kupfer und viele mehr. Diese werden häufig in ökologisch sensiblen Gegenden in Südamerika, Afrika oder Asien abgebaut. Dort greift der Abbau in die Lebensräume vieler bedrohter Tierarten wie etwa Gorillas ein und trägt auch zur Regenwaldzerstörung bei. Je mehr Mobilfunkgeräte produziert werden, desto mehr Rohstoffe werden in diesen empfindlichen Regionen gefördert. Das soll ein verstärktes Handy-Recycling als Element einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft ändern.
Obwohl viele Geräte durchschnittlich vier Jahre lang funktionstüchtig sind, werden Smartphones und Tablets im Durchschnitt schon nach 18 Monaten durch ein neues Modell ersetzt. So gab es nach einer Erhebung des IT-Brancheverbands Bitkom schon 2020 schätzungsweise 200 Millionen ungenutzter Handys in den deutschen Haushalten. Die Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer in Deutschland beläuft sich laut Statista auf rund 62,2 Millionen. Das bedeutet, selbst wenn jede dieser Personen zwei aktive Handys hat, ist die Anzahl ungenutzter Geräte pro Person immer noch deutlich größer!
Wenn die Geräte funktionstüchtig sind, ist es Teil des nachhaltigen Mobilfunks ihnen ein zweites Leben zu schenken und diese beispielsweise gratis weiterzugeben oder zu verkaufen. Wenn die Geräte kaputt sind, ist es wichtig sie ordnungsgemäß zu entsorgen. Mit Handy-Recycling können kostbare Rohstoffe zurückgewonnen werden. Durch diese Praxis des „Urban Mining“ (zu Deutsch: städtischer Bergbau) werden die verbauten Metalle zurück in den Wirtschaftskreislauf gespeist, so dass weniger Material neu aus der Erde geholt werden muss.
Vorgaben und freiwillige Maßnahmen
Der Elektrofachhandel ist verpflichtet kleinere Altgeräte kostenfrei zum Recycling entgegenzunehmen. Dabei spielt es keine Rolle, wo diese gekauft wurden. Ab dem 1. Juli 2022 müssen auch Supermärkte mit einer Gesamtverkaufsfläche von mindestens 800 Quadratmetern Altgeräte kostenlos annehmen, wenn sie selbst Elektrogeräte verkaufen. Genauso wie bei größeren Elektrofachgeschäften, Kaufhäusern, Baumärkten und Möbelhäusern gilt dabei: Smartphones und Handys können ohne den Kauf eines neuen Geräts abgegeben werden.
Neben den gesetzlich verpflichtenden Maßnahmen gibt es aber auch immer mehr freiwillige Aktionen zum Einsammeln von alten Handys und Smartphones. Dafür kooperieren beispielsweise Umweltverbände mit privaten Organisationen und rufen gemeinsam zur Einsendung von Altgeräten auf. Ein Beispiel hierfür ist die Initiative handysfuerdieumwelt.de der Deutschen Umwelthilfe. Die Aktion bietet sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen verschiedene Möglichkeiten an, den nachhaltigen Mobilfunk zu unterstützen und gebrauchte Geräte abzugeben.
Handysammelaktion des Tierpark Hellabrunn
Auch in München gibt es schöne Initiativen. Seit 2011 können Besucherinnen und Besucher im Tierpark Hellabrunn gebrauchte Handys in eine Sammelbox werfen. Die gesammelten Geräte werden dann an einen Recyclingpartner weitergegeben, dessen. Rücknahmesystem mit dem staatlichen Umweltzeichen Blauer Engel ausgezeichnet ist. Für jedes gesammelte Gerät erhält der Tierpark außerdem bares Geld, das in die Hellabrunner Artenschutzprojekte fließt. Die Abgabe im Tierpark Hellabrunn ist in den Service-Centern oder per Post möglich. Aber bitte beachten: Aus Sicherheitsgründen dürfen hier ausschließlich Geräte ohne Akku abgebeben werden.
Weitere Sammelboxen finden sie in der städtischen Mobilfunkausstellung. Diese gastiert noch bis Ende August im Foyer des IT-Referats, Agnes-Pockels-Bogen 21 (verlängert) und parallel bis Ende Juli im Foyer der Münchner Stadtwerke, Emmy-Noether-Straße 2, jeweils Montag bis Donnerstag von 8 bis 18 Uhr und Freitag von 8 bis 15 Uhr.
Mehr zum Thema Nachhaltigkeit im Mobilfunk, Ressourcenverbrauch und Recycling erfahren Sie in einem Panel-Video vom letzten Open Government Tag der Landeshauptstadt München.
Das m.E wichtigste Thema wurde hier leider ignoriert:
Man sollte beim Kauf vom Gerät das Thema Defekt und Lebenszyklusende schon mitdenken! Es gibt auch Geräte, die man reparieren lassen oder sogar selbst reparieren kann. Akkuaustausch ist da echt ein Kinderspiel. Und Ersatzdisplay kostet unter 100 Euro und kann selbst getauscht werden, ebenso wie andere Module wie Kamera und Kabelbuchse. Da gibt es auch 5 Jahre Garantie und Updates. Wo? Ich nutze fairphone.com.
Leider haben wir in der LHM keine Fairphones im Angebot. Die Telekom hat die schon für Mitarbeiter*innen im Angebot.
Abber der Ansatz gilt auch für alle anderen Geräte:
Beim Kauf schon Augen auf. Z.B. ob da im Gehäuse Schrauben sichtbar sind, ob der Hersteller einen Ersatzteilshop hat, ob es Reparaturanleitungen, am besten sogar vom Hersteller im Internet gibt.
Und dann kann man bei Defekt erstmal Reparaturcafes nutzen. Da sieht man auch schnell, ob das Schätzchen nur billig, oder doch besser preiswert war: Wie leicht ist es zu öffnen, wie modular ist es aufgebaut etc.
Da hoffe ich, dass die aktuelle Knappheit von weißer Ware möglichst vielen die Augen öffnet: Auf Reparierbarkeit zu achten verlängert die Nutzungsdauer.
Leider leider sind die Rahmenbedingungen noch immer schlecht: Rohstoffe zu billig, Lohnkosten fürs reparieren zu teuer, so dass man auf den Schluß kommt, dass sich das nicht lohne.
Das wäre auch ein Baustein einer ökologischen und sozialen Steuerreform:
– Das Reparaturlabel der EU anwenden und nicht reparierbare Geräte höher besteuern.
– Steuern auf die Arbeit von Reparateuren runter.
– Lohnkosten von Handwerkern rauf, so dass sie endlich wieder von ihrem Lohn gut leben können. Alternativ: Bodenreform, damit der größte Block der Lebenshaltungskosten, die Wohnkosten, wieder kleiner wird,….