In der gestrigen Vollversammlung hat der Münchner Stadtrat das IT-Referat beauftragt, das München Portal der Zukunft, kurz MPdZ, umzusetzen. Es ist eine der Digitalisierungsmaßnahmen mit einem enorm hohen potenziellen Nutzen. Denn das MPdZ ist eng verknüpft mit den großen Zielen der Digitalisierung wie vollständig digitale Services oder schnelle, attraktive Nutzungserlebnisse bei einem Verwaltungskontakt. Um zu verstehen, was genau da nun entstehen wird, werfen wir einen Blick auf die Ziele, aber auch auf die Technik:
Das München Portal der Zukunft als digitale Klammer
Eines gleich vorweg: Nein, das MPdZ wird das beliebte München-Portal muenchen.de nicht ersetzen. Im Fokus stehen vielmehr die Neugestaltung des Auftritts der Stadtverwaltung in der digitalen Welt, der eben auch über muenchen.de ausgespielt werden soll, sowie die Bereitstellung von Plattformen für die Digitalisierung der Geschäftsprozesse der Verwaltung.
Wie eine große digitale Klammer wird das München Portal der Zukunft Inhalte, Dienste und Kommunikationskanäle verbinden und so für Bedienkomfort und Effizienz sorgen. Der Aufbau der Plattformen wird gemeinsam mit anderen großen Veränderungen, wie der Einführung der E-Akte, eine zukunftsfähige Systemarchitektur für die Digitalisierung der Landeshauptstadt herstellen.
Hoher Komfort als oberstes Ziel
Mit dem München Portal der Zukunft verfolgt die Stadtverwaltung ein sehr anspruchsvolles Ziel. Mit ihm soll die Verwaltung digitale Informationen und Dienste an einer Stelle für unterschiedliche Kanäle bereitstellen können. Einheitliche Rahmen für Internet, Apps und Social Media sollen für einen hohen Wiedererkennungswert sorgen. Mobile First und vollständig digitalisierte Ende-zu-Ende-Services sollen zur Normalität werden.
Die Nutzerinnen und Nutzer können so auf ein konsistentes digitales Angebot zugreifen, das ihnen in attraktiven Formaten für Smartphone, Tablet oder PC zur Verfügung steht. Egal auf welchem Endgerät sie sich identifizieren, sie können gemäß dem Prinzip Once Only auf ihre gespeicherten Profilinformationen zurückgreifen.
So lässt sich ein Prozess, beispielsweise eine Antragsstellung, unterwegs per Smartphone starten und zuhause am Tablet oder PC nahtlos wieder aufgreifen und vollständig abschließen. Passend zur aktuellen Nutzungssituation sollen ortsbasierte Informationen, Sprachassistenten oder andere Hilfestellungen möglich sein. Dabei unterstützt das München Portal der Zukunft die barrierefreie Nutzung von Inhalten, einschließlich des Konzepts der leichten Sprache.
Insgesamt ist das München Portal der Zukunft damit ein wesentlicher Faktor zur Erreichung der mit der Digitalisierungsstrategie gesteckten Ziele.
Eine Digitalisierungsplattform für die Stadtverwaltung
Damit die Beschäftigten der Stadtverwaltung diese neue Welt gemeinsam erschaffen können, unterstützt sie das München Portal der Zukunft über eine integrierte Digitalisierungsplattform. Diese erleichtert das Design komfortabler Service-Prozesse, indem sie alle benötigten Informationen und Arbeitsschritte verbindet. Datenweitergabe und andere Routineaufgaben sind automatisiert, die Stadtverwaltung wird im Vergleich zum heutigen Vorgehen deutlich entlastet.
Egal, ob im Hintergrund mehrere Stellen beteiligt sind oder nicht: Die Kundinnen und Kunden sollen alles aus einer Hand erhalten – schnell und ohne persönlich auf dem Amt erscheinen zu müssen. Wo es die rechtlichen Rahmenbedingungen zulassen, ist dies die Zielvorgabe.

Übersicht über die Ziele des München Portal der Zukunft, Quelle: IT-Referat München
Parallele Entwicklung von Prozessen und System
Nach umfangreichen Konzeptarbeiten soll das MPdZ-Projekt nach dem heutigen Beschluss des IT-Ausschusses und der Bestätigung in der Vollversammlung die nächste Stufe zünden und bis 2024 folgende technische Komponenten entwickeln:
- Drei Plattformen für die Orchestrierung von Inhalten: für das Design von Ende-zu-Ende-Prozessen und für die Verwaltung von digitalen Identitäten
- Zwei Serviceportale: eines für extern und eines für intern
- Zwei Managementkonzepte: für die Plattform und für Nutzungserfahrungen, die so genannte Digital Experience
Dabei ist die Nutzung von Open Source erste Wahl.
Für die ersten Prozesse, die für das München Portal der Zukunft digitalisiert werden, werden einzelne agile Projekte gestartet. Zugleich dienen sie dem evolutionären Aufbau der Plattformen. Das heißt, mit den realisierten Prozessen wächst auch der Funktionsumfang des Systems und schon während der Aufbauarbeiten entsteht Mehrwert für die beteiligten Fachbereiche und die Stadtgesellschaft. Entscheidend für die Auswahl der Prozesse ist unter anderem der zu erwartende Nutzen.
Liebe digitale Rebellen der Stadtverwaltung,
ich arbeite seit über 20 Jahren in der IT großer Medien- und Telekommunikationsunternehmen und kenne diese generischen Worthülsen leider nur allzu gut. Leider kenne ich auch den Verlauf der dann aufgesetzten Projekte (meist mit „Beraterunterstützung“…).
Was soll denn KONKRET umgesetzt werden? Können Sie bitte ein Beispiel eines digitalisierten Prozesses geben? Gerne auch in Form einer „customer journey“ (das Buzzword hatte ich nebenbei im Text noch vermisst).
Ich wünsche Ihnen ehrlich viel Erfolg, weil ich mich sehr über digitalisierte Interaktionen mit Stadt und Behörden freuen würde.
Viele Grüße
Lieber Christian,
vielen Dank für Ihr Interesse an dem Thema. Mit dem Stadtratsbeschluss vom 19. Januar haben wir das offizielle Go erhalten, das Projekt „München Portal der Zukunft“ zu starten. Ein wesentlicher Bestandteil des Projekts wird es nun sein, konkrete Prozesse mit einem hohen Nutzen für die Stadtgesellschaft zu definieren, die sich für unsere Zielsetzung eignen. Sobald wir konkrete Prozesse benennen können, werden wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden halten.
Liebe Grüße!
Liebe Roswitha,
danke für Ihr Interesse. Das München Portal der Zukunft wird nicht komplett selbst programmiert, sondern besteht aus mehreren schon vorhandenen Modulen der LHM, die um einzelne Funktionen ergänzt werden und zu funktionalen Plattformen gebündelt werden. Die Situation stellt sich nach der bisherigen Analyse so dar, dass eine Umsetzung der Plattformen ohne Beschaffung sinnvoll gestartet werden kann. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass einzelne Beschaffungen in Zukunft erforderlich werden, um das gezeichnete Zielbild in Gänze umzusetzen. Die Umsetzung der drei Plattformen basiert auf dem starken Einsatz von Open-Source sowie eigener SW-Entwicklung. Letztere insbesondere in den Fällen, in denen Open-Source-Lösungen nicht vorhanden sind oder vorhandene Lösungen angepasst bzw. erweitert werden müssen. Eine Lösung, die allen Anforderungen entspricht, gibt es aktuell noch nicht auf dem Markt verfügbar, zudem sind die spezifischen Anforderungen sowie die IT in München nicht deckungsgleich mit anderen Städten. Die LHM leistet hier Pionierarbeit. Liebe Grüße!
Warum will München das selbst programmieren ? Solche Funktionen braucht jede Stadt, also wird es doch wohl fertige Tools geben.
btw: ich will kein “Nutzungserlebnis” – mir reicht die Nutzung