Hier sein ganz persönlicher Bericht über seine Auswahl zum Jugendbotschafter im Rahmen der Kampagne #munich4Europe, seine Erlebnisse in Edinburgh und Einblicke in das Münchner EU-Projekt Smarter Together.
Vervollständige den Satz: Mein Europa im Jahr 2030 wird …
Damit begann eine E-Mail, die ich im Juli 2018 von #munich4Europe, einer Kampagne der Landeshauptstadt München, erhielt. Die Frage forderte mich auf, meine ganz persönliche Sicht zu schildern und den oft so abstrakten Begriff „Europa“ greifbar machen.
Das Referat für Arbeit und Wirtschaft suchte mit dieser Aktion einen Young Ambassador, einen Jungbotschafter aus München zwischen 18 und 30 Jahren. Bewerben konnte man sich mit einem zweiminütigen Video, das die eigene Idee für Europa darstellen sollte.

Franz-Josef Möller, Young Ambassador für Europa
Zwei Minuten für das eigene Bild von Europa
Warum nicht, dachte ich mir. Für mich ist die Europäische Union das Ergebnis der Tatsache, dass wir eine Schicksalsgemeinschaft sind. Die Idee, in so vielen Sprachen doch mit einer Stimme in die sich rasant ändernde Welt zu sprechen: faszinierend und einmalig zugleich! Im August ging es los. Ich drehte mein Video an verschiedensten Orten Münchens.
Und tatsächlich! Der erhoffte Anruf kam: Ich werde München als Young Ambassador vertreten! Nach einigen Vorbereitungen gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen des Referats für Arbeit und Wirtschaft und einem weiteren Young Ambassador aus Stuttgart hob das Flugzeug am 28. November nach Schottland ab.
Medienpräsenz – auch für das Projekt „Smarter Together“
An Bord nahm ich bereits die Erfahrung mit, erste Schritte in die Öffentlichkeit zu gehen. Nach einem Bericht in der Abendzeitung München (nicht mehr online) folgten ein Interview in der Welt sowie ein Dreh mit dem Bayerischen Rundfunk für die Sendereihe „Respekt“. Wo die Europäische Union auch im Alltag sichtbar wird, war Thema der Sendung. Daher zeigt der Film im Anschluss an mein Interview (ab Minute 10:35) noch zwei Aktivitäten des von der EU-geförderten Projekts Smarter Together.
Projektleiter Bernhard Klassen aus dem Referat für Arbeit und Wirtschaft stellt die mit interaktiven Bildschirmen ausgestatteten Stelen der Mobilitätsstationen und die mit Umweltsensoren bestückten Lichtmasten im Projektgebiet Neuaubing-Westkreuz vor. An den Entwicklungen ist neben anderen natürlich auch das IT-Referat beteiligt. Die Ergebnisse der von der EU geförderten Entwicklungen werden mit anderen europäischen Städte geteilt, die wie München die Chancen der Digitalisierung für ihre Bürgerinnen und Bürger nutzen wollen.
Gemeinsam für Europa
In Edinburgh angekommen, traf ich auf hunderte Menschen aus rund 25 Ländern und 120 Städten, darunter Young Ambassadors aus über 50 Städten.

Franz-Joseph Möller mit anderen Ambassadors
Thematisch befasste ich mich dort mit dem Thema der Kinderarmut in Städten. Ein Programm der Gastgeberstadt Edinburgh versucht, dieses Problem anzugehen. Neben dem spannenden Austausch mit der fachlichen Mitarbeiterin Molly Page von der Stadt Edinburgh zu diesem Thema, standen noch der Brexit sowie die EU-Wahl im Mai 2019 auf meiner Agenda.
Abgerundet wurde die Konferenz durch ein kulturelles Abendprogramm, das den offenen Austausch förderte. Neben einem Gala-Dinner lernten wir etwa unter Anweisung einer Tanzgruppe nach traditioneller schottischer Musik das Bein zu schwingen.
Die Bedeutung eines geeinten Europas
Möglichkeiten für den fachlichen Austausch gab es reichlich: Die Münchner Delegation rund um den zweiten Bürgermeister Manuel Pretzl umfasste etwa auch die Kommunalreferentin Kristina Frank, die Umweltreferentin Stephanie Jacobs und mehrere Stadträtinnen und Stadträte. Viele andere Städte waren mit ihren Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern vertreten, das Land Berlin mit seinem Senator für Europa und Kultur, Klaus Lederer (im Bild links).

Gespräch mit dem Berliner Senator für Europa und Kultur, Klaus Lederer
Ich merkte schnell, dass der Begriff „Europa“ hier für mich zu neuem Leben erweckt wurde. Als Teil der Generation „Interrail“ und „Erasmus“ ist der interkulturelle Austausch zwar selbstverständlich für mich. Geballt mit 50 anderen Jungeuropäern in einem Raum zu sitzen, ist jedoch nochmal eine andere Erfahrung. Allesamt politisch und gesellschaftlich interessiert, hatten wir zwar verschiedenste Hintergründe, Sprachen und Ansichten. Aber wir spürten, dass wir im gemeinsamen sowie im eigenen Interesse zusammenarbeiten müssen. Die mitreißende Rede der schottischen Regierungschefin Nicola Sturgeon beflügelte diesen dynamischen Geist.
Ich bin dankbar für die einmalig Gelegenheit, an der intensiven und spannenden Konferenz teilnehmen zu können. Wir Young Ambassadors sind nach der Konferenz in intensivem Austausch geblieben. Wir arbeiten derzeit verschiedene Ideen aus, wie die europäischen Städte in Zukunft aus junger Perspektive betrachtet besser werden können.
Mission Wahlbeteiligung – munich4europe
Auch ein konkretes Projekt nahm ich mit nach München. Die Wahl zum Europäischen Parlament im Mai 2019 steht vor der Tür. Die magere Wahlbeteiligung von nur 43 % im Jahr 2014 veranlasste die EU-Kommission, eine Kampagne zur Steigerung der Beteiligung mit dem Namen „This time I’m voting“ bzw. „Diesmal wähle ich“ aufzulegen.

Vorstellung der EU-Kampagne „thistimeimvoting.eu“ auf der Eurocities-Konferenz in Edinburg
Wie bei der Entscheidung zum Brexit stehen wir vor der paradoxen Situation, dass die Altersgruppe der unter 30-jährigen oft die geringste Wahlbeteiligung vorweist. Und das, obwohl diese jungen Menschen die Wirkung der aktuellen Politik am längsten erleben werden. Inspiriert durch die Eurocities-Konferenz sehe ich es deshalb als mein Projekt, für den Raum München Öffentlichkeit für die Europawahl zu schaffen und die EU greifbarer zu machen. Dabei rechne ich mit Unterstützung der lokalen Verbindungsbüros der EU-Kommission und des EU-Parlaments, der Initiative #munich4EUROPE und des Stadtrats.
Mein Europa in 2030
Mein Europa im Jahr 2030 wird daher genau das sein: Nach wie vor einer der lebenswertesten, freisten und sichersten Teile dieser Welt. Eine Schicksalsgemeinschaft, die ihre Kraft zum Lösen von Problemen nutzt, anstatt sich aneinander abzukämpfen. Die Kommunen können und müssen dafür einen entscheidenden Anteil leisten. Denn keine öffentliche Körperschaft ist näher an der Bürgerschaft als sie. Darum ist es mir eine Freude, am Austausch der Kommunen teilzuhaben. Ich hoffe, auch weiterhin meinen Beitrag für die Eurocities leisten zu können. #munich4EUROP – ich bin dabei!
Vielen lieben Dank für diesen sehr persönlichen Bericht und das flammende Plädoyer für Europa an unseren Kollegen, Franz-Josef Möller.
Europa wird von Young Ambassadors, die sich wie Franz-Josef Möller hier mit “Herz und Hirn” einsetzen, nur profitieren. Es gehört schon Mut dazu, so einen Schritt ins Unbekannte wagen und sich in einem wichtigen Thema auch öffentlich zu positionieren. Toll, dass die LH München solche Möglichkeiten eröffnet. Und Respekt, Franz-Josef Möller!