Der ökologische Fußabdruck der Digitalisierung
Ein derartig tiefgreifender Wandel verändert nicht nur unser Konsumverhalten, sondern führt in erster Linie auch zu einem erhöhten Ressourcenverbrauch für die Herstellung, Nutzung und Entsorgung digitaler Geräte und Infrastrukturen wie Laptops, Smartphones, Server oder auch Glasfaserkabel. Im weltweiten Vergleich verursachte der Sektor der Informations- und Kommunikationstechnologie somit im Jahr 2017 mit circa 1,4 Prozent ähnlich viele CO2‑Emissionen wie der internationale Flugverkehr, Tendenz steigend.
Nachhaltigkeit als zweiter globaler Trend
Aber welchen Beitrag liefert die Digitalisierung tatsächlich für eine nachhaltige Gesellschaft? Daniela Wohlschlager hat dazu einen Impuls auf unseren internen Learn@Lunch – Seminaren gehalten, mit denen wir den Beschäftigten der Stadtverwaltung München digitale Themen näher bringen. Im Gastbeitrag vergleicht sie nun die Nachhaltigkeit digitaler Technologien mit analogen Alternativen.
Umwelteffekte durch Digitalisierung im direkten Vergleich

Nachhaltigkeit bedeutet, den gesamten Lebenszyklus zu betrachten
In seinem Buch “Smarte grüne Welt” veranschaulicht Steffen Lange eine solche Analyse am Beispiel der Nutzung eines E-Readers im Vergleich zum Konsum von herkömmlichen Büchern. Die Ergebnisse zeigen, dass die Umweltwirkungen des digitalen Endgeräts mit 30 bis 60 gedruckten Büchern gleichzusetzen sind. Demnach lohnt sich ein E-Reader aus ökologischer Perspektive erst, wenn damit eine entsprechend hohe Anzahl an Büchern gelesen wird, bevor das Gerät ausgetauscht wird oder werden muss.

Rebound-Effekte vermeiden!
Beispielsweise kaufen wir uns effizientere Geräten, um Energie einzusparen. Diese Anschaffung verbraucht aber sogar mehr Energie – zumal das alte Gerät oft noch funktioniert. Oder wir kaufen uns zusätzliche Geräte und nutzen sie stärker. Auch das übertrifft den eigentlichen Einspareffekt oft. Neben solchen unmittelbaren direkten Effekten können auch indirekte Effekte zu insgesamt höheren Umweltwirkungen führen. Zum Beispiel, wenn die jährlich eingesparten Stromkosten in eine Flugreise für einen Kurzurlaub investiert werden.
Dennoch: Alles in allem hat die Digitalisierung großes Potenzial, einen positiven Beitrag für mehr Nachhaltigkeit zu leisten. Wie so oft kommt es jedoch auf die richtige Gestaltung und unsere Verhaltensweise an, um langfristig etwas zu ändern.
Über die Autorin
Daniela Wohlschlager ist seit 2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. (FfE). Im Rahmen ihrer Tätigkeit im Projekt „C/sells“ beschäftigt sie sich mit den Umweltwirkungen von Digitalisierungsmaßnahmen im Energiesystem. Zu den Schwerpunkten ihrer Forschung zählen innovative Lösungskonzepte zur Koordination des dezentralen Energiesystems, mit der sie sich auch in ihrem wissenschaftlichen Beitrag „Ökologische Bewertung digitaler Energieinfrastruktur“ befasst hat. Darüber hinaus beschäftigt sie sich mit der Entwicklung neuer Konzepte zur Bürgerbeteiligung und gesteigerter Akzeptanz im Zusammenhang mit der Transformation des Energiesystems, wie in der Beitragsreihe „Partizipation im (digitalen) Energiesystem“ nachzulesen.
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