Die Corona Pandemie führte dazu, dass der Open Government Tag 2020 erstmals digital stattfand. Gleich geblieben ist das Ziel, Digitalisierung gemeinsam zu gestalten und voneinander zu lernen. Dabei standen in diesem Jahr vor allem die Themen Innovation, Behördenkommunikation und effektive Digitalisierung im Fokus. Highlights und Erkenntnisse aus zwei Veranstaltungstagen haben wir im Nachbericht für Sie zusammengetragen:
Best Practices als Motto des Open Government Tag 2020
Dieses besondere Jahr verdiente ein besonderes Motto: „Best Practices der Digitalisierung: Erfahrungen teilen, gemeinsam lernen“. Es ging darum, Erfolgsgeschichten der Digitalisierung zu teilen, zum Ausprobieren zu animieren aber auch, Fehler kein zweites Mal zu machen: Was hat sich bewährt? Welche Erfahrungen gibt es bereits? Was können wir von anderen lernen? Was waren erfolgreiche digitale Lösungen in den letzten Monaten?
In acht Jahren Open Government Tag fand die Veranstaltung nun erstmals digital statt und wurde durch den “Marktplatz digitaler Möglichkeiten” erweitert. Obwohl der persönliche Austausch bei einer virtuellen Konferenz deutlich erschwert war, kam das digitale Format gut an, wie das Zitat eines Teilnehmenden zeigt:
Wer nichts macht, macht nichts verkehrt. Danke, dass Ihr Euch getraut habt, den #OGTM20 online stattfinden zu lassen, statt ihn, weil es einfacher wäre, ausfallen zu lassen.
So erzielte der Open Government Tag in diesem Jahr neue Rekorde: 516 Teilnehmende am ersten und 690 Teilnehmende am zweiten Veranstaltungstag sowie einer Weiterempfehlungsrate von 91 Prozent. Für Ihr Interesse und Engagement aber vor allem auch für das Verständnis und die vielen hilfreichen Tipps angesichts des Internetausfalls einer Speakerin und eines deutschlandweiten Crashs der WebEx-Software sagen wir an dieser Stelle: “Danke”!
Nachbarschaft und Zusammenhalt trotz Social Distancing – Großexperiment #fhz
Als Corona im Frühjahr zum Thema wurde, machte die Stadt Freiburg aus der Not eine Tugend und startete das digitale Netzwerk #freiburghältzusammen (#fhz). Ziel war es, ein eigenes lokales und soziales Netzwerk auf die Beine zu stellen.
Projektkoordinatorin Daniela Wisskirchen sprach zu Recht von einem „großen Wagnis“. Ein Netzwerk mit Leben zu füllen, bedeute, viele Leute zu mobilisieren. Vereine, Gewerbe und Stadtgesellschaft mussten angesprochen und überzeugt werden. Aktuell hat #fhz circa 2.000 Nutzerinnen und Nutzer. Das reicht noch nicht, um das Netzwerk dauerhaft zu etablieren. Aber es zeigt, dass es möglich ist, als Stadt ein eigenes soziales Netzwerk zu erschaffen. Weitere Informationen finden Sie in unserem Blog-Beitrag.
Mit Kommunikation und IT gut durch die Krise
Auch für die knapp 45.000 Beschäftigten einer der größten Stadtverwaltungen Deutschlands stellte die Corona-Krise eine große Herausforderung dar. Interne und externe Kommunikation sowie eine schnelle und flexible IT arbeiten in München Hand in Hand, um Arbeitsfähigkeit sicherzustellen und Verunsicherung entgegenzuwirken.
Tobias Stephan, Leiter Kommunikation, Marketing und Employer Branding sowie Reiko Streng, Leiter des Servicebereichs Automatisierung und Orchestrierung, präsentierten auf dem Open Government Tag 2020 ihre erfolgreichen Ansätze im Umgang mit der Situation. Zeitnah und flexibel musste die Kommunikationsabteilung auf die sich ständig verändernden Vorschriften reagieren und die Beschäftigten informieren. Besonders die Interaktion mit den Beschäftigten über das Social Intranet WiLMA spiele eine Schlüsselrolle in der Krisenkommunikation, so Stephan.
Für die städtische IT entpuppte sich die Corona Pandemie als Digitalisierungstreiber. Von einem stadtweiten Video-Konferenz-System bis hin zu neuen Web-Applikation für das Referat für Gesundheit und Umwelt wurden unter dem Stichwort #ITforMuc neue IT-Lösungen in rasanter Geschwindigkeit zur Verfügung gestellt. Nicht zuletzt konnten in Hinblick auf die Umstellung auf Home office große Fortschritte verzeichnet werden.
Wie Video-Meetings bei der @StadtMuenchen genutzt wurden, zeigt Reiko Streng #OGTM20 Hier auch der dazu passende Blog-Beitrag: https://t.co/zBeATFkfCj pic.twitter.com/aK5eVtwxu1
— München. Digital. Erleben. (@MuenchenDigital) November 12, 2020
99 Prozent der Verwaltungsleistungen digitalisiert
Seit ich vor knapp sechs Jahren von Hamburg nach Estland gezogen bin, habe ich als Kunde keine Behörde mehr betreten.
Diese Aussage traf Florian Marcus, Digital Transformation Adviser für das e-Estonia Briefing Center, und berichtete von der Zeitersparnis und der damit gesteigerten Lebensqualität für die Bevölkerung Estlands durch umfassende, digitale Verwaltungsdienste. Möglich wurde dies durch eine eindeutige, digitale Identifizierung der Bürgerinnen und Bürger aber vor allem durch den optimalen Datenaustausch zwischen staatlichen Einrichtungen.
In seinem Vortrag gab er wertvolle Tipps für ein besseres E-Government in Deutschland und nannte auch die aus seiner Sicht größten Hürden: Den Föderalismus und dass den Menschen der analoge Behördengang noch nicht genug weh tut. Am Geld allein jedenfalls scheitert es nicht.
Deutschland versteht #Digitalisierung falsch: Es geht nicht um die digitale Abbildung vorhandener analoger Prozesse. Sondern man hat die Chance, Abläufe komplett neu zu denken! #OGTM20
— München. Digital. Erleben. (@MuenchenDigital) November 12, 2020
Medien, Maschinen und Kollateralschäden – Kommunikation in Zeiten von Fake News
Schon zu Beginn erklärte Professor Dr. Christian Stöcker (@ChrisStoecker), Autor und Leiter des Master-Studiengangs „Digitale Kommunikation“ an der HAW Hamburg, dass “Fake News” kein zutreffender Begriff sei. Vielmehr sollte man von “kommerziell und/oder politisch motivierten Desinformationen” sprechen. In seinem Vortrag auf dem Open Government Tag 2020 stellte er anschaulich dar, was Algorithmen von Suchmaschinen und sozialen Netzwerken damit zu tun haben.
So definiert heute vor allem das Engagement auf Beiträge durch Likes, das Teilen und Schreiben von Kommentaren die Relevanz auf den Plattformen. Gleichzeitig sind diejenigen, die sich selbst als politisch extrem einordnen, in den sozialen Medien überproportional aktiv. Themen, die (meist negative) starke Emotionen hervorrufen, erzeugen zudem eine besonders hohe Interaktionsrate. Alles in allem eine ungute Kombination.
Stöcker rief die deutsche Medienregulierung auf, hier aktiver gegenzuhalten und die Betreiberorganisationen von Suchmaschinen und sozialen Netzwerken in die Pflicht zu nehmen. Aber auch wir als Nutzerinnen und Nutzer sollten immer daran denken, „Engagement“ nicht mit Wahrheit, Relevanz oder Qualität zu verwechseln. Ein wesentlicher Punkt für die Medienkompetenz unserer Gesellschaft.
Diskutiert: Müssen Behörden mehr gegen Fake News tun?
Gerade in der aktuellen Situation herrscht ein erhöhter Aufklärungs- und Informationsbedarf innerhalb der Bevölkerung. Was haben die Behörden in dieser Zeit erreicht oder vielleicht auch versäumt? Unsere Gäste Julia Klaus, Journalistin und Fakten-Checkerin vom ZDFheute (@julia__klaus), Ulf Buermeyer, Richter, Podcaster und Vorsitzender der Gesellschaft für Freiheitsrechte e. V. (@vieuxrenard) sowie Thilo Cablitz, Pressesprecher der Polizei Berlin und Prof. Dr. Christian Stöcker zeigten in der Diskussionsrunde am Nachmittag unterschiedliche Perspektiven in Bezug auf Behördenkommunikation und bestehende Herausforderungen.
Das Ziel, die Verbreitung von Fake News als solche zu verhindern, stößt oft an enge verfassungsrechtliche Grenzen, erklärt Ulf Buermeyer. Nachweisliche Unwahrheiten seien zwar nicht von der Meinungsfreiheit erfasst, allerdings kommen reine falsche Tatsachenbehauptungen eher selten im Netz vor. Das mache es sehr schwer, strafrechtlich gegen die Verbreitung von Falschinformation vorzugehen.
Um so wichtiger ist die Interaktion zwischen Behörden und Bevölkerung innerhalb sozialer Medien, meinte Cablitz. Es gebe zwar Situationen, in denen der Opfer- oder Täterschutz einer Informationsweitergabe entgegenstehen, dennoch haben Behörden viele Möglichkeiten, der Verbreitung von Fake News entgegenzuwirken. Vor allem gilt es, Diskussionen im Netz stärker zu moderieren und mit fundierten Fakten eine Alternative zu bieten.
Die spannende Diskussion konnte die Frage, ob Behörden hier mehr tun sollen, nicht abschließend beantworten – zumal es meist an Kapazität und Know-how in den Institutionen fehle. Einig war man sich aber auf jeden Fall: Gar nichts zu tun, ist die schlechteste Alternative.
Ergebnis der Diskussion zur Behördenkommunikation #OGTM20:
— München. Digital. Erleben. (@MuenchenDigital) November 12, 2020
- Monitoring
- #FakeNews gegenhalten
- #Faktenchecker + bessere Info-Aufbereitung
- Nutzung wirklich relevanter Kanäle
- Vorbild sein + proaktives Handeln
- Mehr Aktivität staatlicher Stellen
- Klarnamen?
Bitte ergänzen!
Austausch auf Augenhöhe auf dem Marktplatz digitaler Möglichkeiten
Noch mehr Möglichkeiten für Erfahrungsaustausch und Diskussionen bot der digitale Marktplatz am zweiten Veranstaltungstag. 14 Best Practices aus Behörden, Start-ups und Wirtschaft präsentierten ihre Lösungen rund um die Themenbereiche Innovation, Lernkultur, Kommunikation sowie Digitalisierung. Mit mehr als 50 Teilnehmenden pro Session können wir sagen: Der Austausch ist gelungen! Alle Ausstellende finden Sie in der WebApp zum Event.
Um Ihnen die Möglichkeit zu geben, die Vorträge des Open Government Tag 2020 nachzuvollziehen, haben wir diese aufgezeichnet. Alle freigegebenen Videos finden Sie auf unserem Youtubekanal und hier in der Liste. Schauen Sie rein und erfahren Sie mehr über die Themen:
- Seite1
- /
- von 5 Seiten




- Seite1
- /
- von 5 Seiten

Der Open Government Tag – auch virtuell ein Erfolg
Wir freuen uns, dass der Open Government 2020 – trotz Corona – mit spannenden Gästen, viel Austausch und Diskussion stattfinden konnte. Das offensichtlich so gut, dass sich über die Hälfte der Teilnehmenden in der Zufriedenheitsumfrage eine digitale Wiederholung wünscht.

Umfrage zum Veranstaltungsformat
Dennoch zeigt der Open Government Tag 2020, dass trotz bester Vorbereitung technische Ausfälle passieren. Wir hoffen daher, dass wir uns 2021 wieder analog treffen können – auch um das uns so wichtige persönliche Netzwerken zu ermöglichen. Bis dahin denken wir über ein hybrides Veranstaltungsdesign nach.
Egal, ob wieder vor Ort oder digital: Wir machen weiter für ein digitales München! Für aktuelle Informationen folgen Sie unseren Social Media Kanälen oder abonnieren Sie unseren Newsletter.
Ein großes Dankeschön geht an alle Beteiligten, ohne die die Veranstaltung nicht möglich gewesen wäre. Ganz besonders bedanken möchten wir uns an dieser Stelle bei unserer Moderation Alice Tielich sowie unseren Energizer-Partnerinnen Heike Haas und Birgit Billinger! Wir freuen uns bereits jetzt auf einen spannenden #OGTM21. Bleiben Sie gesund!
Hallo, mich würde interessieren, ob es so etwas ähnliches wie #freiburghältzusammen auch in München geben soll. Ich glaube auf der Karte der SoNaTe-Partner waren wir auch verzeichnet. Fände das sehr spannend.
Hallo Frau Frank,
hierzu gab es in der Tat einen breiten Austausch und eine tiefe Recherche. Das Thema wird im Zuge der Weiterentwicklung der Digitalisierungsstrategie mitgedacht.
Viele Grüße, Stefan Döring