Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit und Förderung der betrieblichen Gleichstellung
Das Ziel des Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramms (MBQ) ist vor allem die Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit, die betriebliche Gleichstellung sowie die Sicherung von Fachkräften.
Flüchtlinge gehören seit Beginn des MBQs zur Zielgruppe und lassen sich in allen Förderbereichen wiederfinden. Das MBQ bietet Flüchtlingen sowie Menschen mit Migrationshintergrund dabei vielfältige Möglichkeiten. Dazu zählt das Projekt ReFIT.
Das Projekt ReFIT
ReFIT steht für “Rekrutieren und Qualifizieren von Flüchtlingen und Migranten mit IT-Potenzialen” und konzentriert sich auf die Unterstützung von IT-Fachkräften mit Flucht- oder Migrationshintergrund. Im Juli hat der Stadtrat eine Verlängerung des Projektes um zwei weitere Jahre beschlossen.
Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München, ist überzeugt von der Wirksamkeit von ReFIT:
Die Projektergebnisse sprechen für sich. Die Schule hat innerhalb von nur eineinhalb Jahren mehr als 500 Teilnehmende aus rund 30 Nationen Programmiersprachen und digitale Fertigkeiten vermittelt. 60 Prozent der ReDI-Studierenden haben nach einem Kurs einen Job gefunden, eine Ausbildung angefangen, ein Praktikum absolviert oder konnten ein Studium an der Universität aufnehmen. Das Projekt ist ein Gewinn für alle im Sinne der Fachkräftesicherung und der Integration von Menschen in den Arbeitsmarkt.
Aufgrund des Erfolgs wird das Angebot auf weitere Teilnehmerkreise ausgeweitet und steht künftig allen IT-Interessierten offen. Dabei wurden spezielle Kurse neu ins Programm aufgenommen, die Frauen den Zugang in die digitale Welt erleichtern und ihren Anteil unter den Studierenden erhöhen sollen.
ReDI School – gegründet in einem Flüchtlingsheim in Berlin
Die ReDI School of Digital Integration ist Trägerin des Projekts ReFIT. Sie lehrt notwendige Technologien, um Barrieren zu durchbrechen und die digitalen Führungskräfte von morgen zu vernetzen.
Gegründet wurde sie im Februar 2016 in Berlin von einem Team, das davon überzeugt war, dass Technologie Menschen zusammenbringen und neue Lösungen für alte Probleme schaffen kann. Gründerin und Kopf der ReDI School ist die Berliner Unternehmerin Anne Kjaer Riechert. Ihr Verständnis von Integration fängt mit dem Treffen von Leuten an, welche die gleichen Interessen teilen:
Wir dürfen die Geflüchteten nicht als Opfer sehen. Sie sind Überlebende, die fabelhaft ausgebildet sind. Das zeigen unsere Erfahrungen. Wir müssen ihr Talent sehen und sie befähigen, es anzuwenden. Nichts ist schlimmer, als untätig in einem Flüchtlingscamp zu sitzen. […]
Es gibt in diesem Feld unglaublich gute Eigendidakten. Die Leistung ist erstaunlich. Genau solche Brains werden gesucht, denn sie denken nicht in fertigen Systemen, sondern sind echte Entwickler, die ein Unternehmen zukunftsfähig machen.“
Tatsächlich kam man im August 2015 in einem Flüchtlingsheim in Berlin auf die Idee, die ReDI School zu gründen. Dort stellte man fest, dass es unter den Neuankömmlingen unglaublich lernbegierige IT-Talente gibt, die die etwa 82.000 offenen IT-Stellen in Deutschland besetzten könnten. 2018 eröffnete in München ein zweiter Standort und seit diesem Jahr ist Kopenhagen neu dabei.
Studieren, um als IT-Fachkraft durchzustarten
Die ReDI School bietet kostenlose Kurse, 3-5 monatige IT-Programme, Workshops und Schulungsprojekte – darunter Computerprogramming, digitales Unternehmertum, Business Intelliegence und Benutzerflächendesign. Weiterhin gibt es kurzfristige Sommerkurse für Neuankömmlinge und Deutsche, die mit hohem Interesse eine Karriere im technologischem Feld verfolgen.
Die Ausbildungsprogramme sind sowohl für Anfängerinnen und Anfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet und sollen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dabei helfen, einen Job in der Technologie- oder Startup-Branche zu finden. Um die Studierenden in ihrem Studium zu unterstützen, werden sie mit Laptops und einer Workstation in einem Co-Working-Space mit Internetzugang ausgestattet, so dass sie in Projektgruppen arbeiten können. Die Ausbildungsprogramme werden aber auch online angeboten, um räumliche Barrieren zu überwinden.

Studierende der ReDi School of Digital Integration im Workshop, Quelle: ReDI School
Vernetzung mit der Wirtschaft, um Fachkräfte zu vermitteln
Das Konzept der ReDI School setzt auf die Unterstützung und enge Zusammenarbeit mit führenden IT-Unternehmen am Standort München. Damit erreicht die Schule, dass die Lehrinhalte den Praxisanforderungen entsprechen und ermöglicht den Studierenden den direkten Kontakt zu Unternehmen. Ziel ist es, ein starkes Netzwerk von Technologieführern, Studierenden und Alumnis aufzubauen.
Workshops und Networking-Möglichkeiten werden angeboten, bei denen man mit den Partnerunternehmen und Alumni der ReDI School zusammenarbeiten kann. Die Studierenden knüpfen Kontakte zu führenden Unternehmen der Technologiebranche. Gleichzeitig lernen sie die lokale Start-up- und Tech-Szene kennen.
Hohe Ehrenamtsquote unterstreicht die Sinnhaftigkeit von ReFIT
Unterrichtet werden die Studierenden von Ehrenamtlichen aus der Berliner und Münchner Tech-Branche, die hauptberuflich Programmierer, Softwareentwickler und Webdesigner sind. Zurzeit sind über 200 Freiwillige und über 500 Studierende an der ReDI School in München beschäftigt. Josef Schmid, ehemaliger 2. Bürgermeister der Landeshauptstadt München, befürwortet dieses Engagement:
Als Kommune begrüßen wir das Engagement der ehrenamtlichen Lehrkräfte, der Unternehmen und der potenziellen IT-Fachkräfte. Das Projekt hat Vorbildcharakter für die Integration von Flüchtlingen und Migranten in den Arbeitsmarkt und ist eine echte Win-win-Situation für alle.
Unterstützt wird die ReDI School von einem Netzwerk von Universitäten und Unternehmen wie Facebook, Klöckner & Co., Cisco und Microsoft in Form von Räumlichkeiten, Geld und Sachspenden. Sophie Jonke, Leiterin ReDI School in München, lobt die weitreichende Unterstützung:
Hier in München gibt es tolle Hochschulen, mit denen wir kooperieren könnten. Das Referat für Wirtschaft in München hat sich wirklich viel Mühe gegeben die nötigen Anreize zu bieten, damit sich unser Konzept auch hier mit den eigenen kommunalen Regeln realisieren lässt. Und in München sitzen ja ganz viele Firmen, die für uns relevant sind. Da hat man auf der einen Seite sicherlich Siemens, Google, Wayra, Oracle oder Microsoft, aber eben auch BMW, Osram, die Münchner Rück oder die UniCredit. Alles Branchen in denen die Digitalisierung massiv voranschreitet und dringend gute Leute gebraucht werden.
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