Der Zugang zu Information und Kommunikation ist eine wesentliche Voraussetzung, um selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Viele Menschen haben jedoch Schwierigkeiten, standardsprachliche Texte zu lesen und zu verstehen. Deshalb bietet die Landeshauptstadt München auf ihrer Website stadt.muenchen.de ein Zusatzangebot in Leichter Sprache an. Zum Beispiel für wichtige Dienstleistungen oder zu aktuellen Themen wie Corona. Aber was ist das eigentlich – Leichte Sprache?
Barrierefreie Kommunikation als Basis für Teilhabe
Digitale Angebote ergänzen immer häufiger analoge Angebote. Sie bereichern und vereinfachen die Möglichkeiten zur gleichberechtigten Teilhabe und können Barrieren entfernen, die Menschen im analogen Raum erleben. Doch auch digitale Angebote sind nicht für alle gleichermaßen einfach erreichbar und verständlich. Und so spielt Barrierefreiheit auch hier eine wichtige Rolle.
Ein Aspekt ist dabei die barrierefreie Kommunikation. Ansätze dafür sind Audiodeskription, also akustische Bildbeschreibungen für Menschen mit Sehbehinderung, oder Gebärdensprachvideos für Menschen mit Hörbehinderung.
Leichte Sprache hilft Menschen mit eingeschränkter Lese- oder Verständniskompetenz Sprachbarrieren zu überwinden. Darüber hinaus baut sie Menschen mit nur geringen Deutschkenntnissen eine Brücke zur Standardsprache. Laut Dudenverlag profitieren in Deutschland rund zehn Millionen Menschen von Texten in Leichter Sprache.
Leichte Sprache: radikal einfach
Leichte Sprache bedeutet die maximale Vereinfachung der deutschen Sprache. Innerhalb des Europäischen Referenzrahmens, eines europaweiten Einstufungskonzepts für Sprachkompetenz, befindet sich ein Text in Leichter Sprache auf Stufe A1 / A2. Dabei steht A1 für eine Sprache, die ausschließlich vertraute, alltägliche Ausdrücke und ganz einfache Sätze verwendet. A2 ist immer noch sehr einfach und beschränkt sich auf häufig gebrauchte Ausdrücke und einfache Sätze.
Einstufung von einfacher Sprache
Leichte Sprache wird oft verwechselt mit einfacher Sprache. Einfache Sprache befindet sich innerhalb des Europäischen Referenzrahmens in etwa auf der Stufe B1: kurze Texte in klarer Standardsprache. Texte auf diesem Sprachniveau sind für circa 80 Prozent der Bevölkerung verständlich.
Es gibt kein strenges Regelwerk, aber allgemeine Vorgaben zur Orientierung:
- Texte sollen sinnvoll gegliedert und logisch aufgebaut sein.
- Sätze sollen kurz und einfach sein, Nebensätze sind erlaubt, Schachtelsätze sind zu vermeiden.
- Der Sprachstil soll einfach sein, es werden im Alltag gebräuchliche Begriffe verwendet, kein Behördendeutsch. Fremdwörter und Fachbegriffe sind zu vermeiden oder zu erklären.
Damit lassen sich praktisch alle Informationen vermitteln. Wird also für Laien unverständliche Fachsprache in einfache Sprache übersetzt, entsteht ein veränderter, aber kein völlig neuer Text. Im Verwaltungskontext wird hier der Begriff „bürgernahe Sprache“ verwendet.
Viele Regeln für Leichte Sprache
Leichte Sprache vereinfacht Texte sowohl auf inhaltlicher als auch auf sprachlicher Ebene. Zudem reduziert Leichte Sprache den Text auf die wesentlichen Inhalte, ohne allerdings den Sinn zu verändern. Die Informationen müssen bei Bedarf in eine für die Zielgruppe verständliche Struktur gebracht werden.
Für Leichte Sprache gibt es verschiedene Regelwerke. Die Landeshauptstadt München folgt den recht genau festgelegten Vorgaben des Netzwerks Leichte Sprache e. V.:
- Nur leichte Wörter und kurze Sätze.
- Möglichst kurze Wörter, mehrsilbige Wörter mit Bindestrich.
- Fach- und Fremdwörter möglichst vermeiden oder den Begriff erklären. Satzzeichen beschränkt auf Punkt, Komma, Fragezeichen, Doppelpunkt und Bindestrich.
- Begriffe durchgängig in gleicher Weise verwenden. Zahlen bereits ab der Zahl eins als Ziffern schreiben.
Wie konsequent die Leichte Sprache Sprachbarrieren vermeiden will, zeigen die Verbote. Nicht erlaubt sind:
- Redewendungen, Metaphern, Ironie und bildliche Sprache.
- Schwierige Strukturen wie zum Beispiel Genitiv-, Passiv- oder Konjunktivkonstruktionen.
- Ausrufezeichen, Anführungszeichen, Schrägstrich, Klammern, Apostroph und Semikolon.
- Verneinungen.
Vorgaben für die optische Textgestaltung
Bilder und ein übersichtliches Layout unterstützen die Vermittlung des Inhalts. Deshalb gibt es für Leichte Sprache auch enge Vorgaben zur visuellen Gestaltung der Texte: Schriftgröße mindestens 14 Punkt, bei Webseiten mindestens 20 Pixel. Kurze Zeilen, große Zeilen- und Absatzabstände.
Illustrationen müssen einen Bezug zu der Lebenswelt der Zielgruppe haben, leicht verständlich und deshalb visuell reduziert sein. Diagramme und andere Infografiken werden nicht verwendet.
Um sicherzustellen, dass die Texte verstanden werden, werden sie von speziell ausgebildeten Menschen geprüft, die selbst Lernschwierigkeiten haben. Nur geprüfte Seiten erhalten das Label von Inclusion Europe, das für die Zielgruppe einen sehr hohen Wiedererkennungswert besitzt.

Europäisches Logo für Leichte Sprache, Quelle: Inclusion Europe
München-Informationen in Leichter Sprache
Ziel der Landeshauptstadt München ist es, Menschen unabhängig von Bildung, Herkunft, sozialem Umfeld oder mit kognitiven Einschränkungen Teilhabe zu ermöglichen. Deshalb wird auf der städtischen Webseite auch ein Informationsangebot in Leichter Sprache bereitgestellt.
Hier gibt es zum Beispiel häufig benötigte Informationen über Dienststellen und Dienstleistungen und weitere Angebote der Stadt. Zu den aktuellen Themen gehörten in der jüngeren Vergangenheit Information zu Corona und in der zweiten Jahreshälfte 2021 zur Bundestagswahl. Das Angebot wird laufend erweitert. Schauen Sie es sich einfach selbst mal an. Hier geht es zu den
Lesen Sie auch: “Leichte Sprache ist schwer”
Übrigens: Wir haben Teile dieses Beitrages in Leichter Sprache verfasst. Lesen Sie doch mal nach!
Screenshot_muenchen.de_Behinderten-Beirat_ in_Leichter_Sprache
Beispiel für Leichte Sprache zur Tätigkeit des Behinderten-Beirates, Quelle: LHM
Screenshot_muenchen.de_Corona-Informationen_in_Leichter_Sprache
Beispiel für Leichte Sprache anhand der Händewaschregel gegen Corona, Quelle: LHM
Screenshot_muenchen.de_Corona-Test_in_Leichter_Sprache
Beispiel für Leichte Sprache für den Corona-Test, Quelle: LHM
Screenshot_muenchen.de_Hilfe_in_Not-Lagen_in_Leichter_Sprache
Beispiel für Leichte Sprache anhand der Angebote des Sozial-Referates, Quelle: LHM
Screenshot_muenchen.de_Muenchen-Pass_beantragen_in_Leichter_Sprache
Beispielbild für Leichte Sprache mit Erklärung zum München-Pass, Quelle: LHM
Screenshot_muenchen.de_Reise-Pass_beantragen_Leichte_Sprache
Beispiel von Leichter Sprache anhand der Erklärung zum Reise-Pass, Quelle: LHM
Screenshot_muenchen.de_Stadt-Information_in_Leichter_Sprache
Beispiel für Leichte Sprache anhand der Erklärung zur Stadt-Information, Quelle: LHM
Danke für den Beitrag. Mir gelang es nicht, den monatlichen Newsletter in der langen angebotenen Liste zu finden, was für ein Titel hat das Newsletter?
Lieber Herr Stevenson,
vielen Dank für Ihren Kommentar und schön, dass Sie unseren Newsletter abonnieren möchten! Anbei sende ich Ihnen den Link anbei https://service.muenchen.de/intelliform/forms/01/01/01/newsletter/index?newsletter.rit_6=1. Hier ist der Newsletter “München.Digital.Erleben” bereits angekreuzt und Sie müssen nur noch Ihre Mailadresse einfügen.
Ich hoffe, das hilft Ihnen weiter.
Liebe Grüße
Marie Kämper