Rund um das Oktoberfest: Geofencing für E-Scooter

4. Oktober 2019
Ein Beitrag von Lisa Zech
Auf dem E-Scooter ins letzte Wiesn-Wochenende? Daraus wird nichts! Denn dort haben die Scooter nichts zu suchen. Das Kreisverwaltungsreferat hat dazu Regeln veröffentlicht und den Bereich rund um das Oktoberfest in verschiedene Zonen eingeteilt. Bei der Einhaltung der Regeln werden die Fahrerinnen und Fahrer der E-Scooter von der IT aktiv unterstützt – Stichwort Geofencing. Wir erklären, wie’s funktioniert.

Das Fahren mit den E-Scootern macht Spaß, das steht außer Frage. Für die Verkehrssicherheit rund um das Oktoberfest allerdings sind die Roller eine echte Herausforderung. Alkoholisierte Fahrerinnen und Fahrer, kreuz und quer abgestellte Gefährte sowie kreative Fahrweisen und Wege.

Stadtverwaltung, Polizei und alle in München aktiven Verleihfirmen haben daher beschlossen, die E-Scooter von der Wiesn fernzuhalten. Die vereinbarten Regelungen sind in einer Karte zum Download grafisch aufbereitet:

Super Bild

Geofencing: Zonen mit unterschiedlichen Scooter-Regeln (Ausschnitt der Karte vom Kreisverwaltungsreferat)

  • Rote Zone: Permanentes Fahr- und Parkverbot
  • Gelbe Zone: Ausleih- und Parkverbot von 17:00 bis 6:00 Uhr
  • Türkise Zone: Temporäres Ausleihverbot
  • Blaue Zone: Parkverbot auch außerhalb der Wiesnzeit (vor allem in Grünanlagen)

Daten-Zäune mit Geofencing

Diese Regelungen klingen vor allem für weniger Ortskundige etwas kompliziert. Das ist es aber nicht. Denn die IT hilft. Mit „Geofencing“ werden digitale Grenzen gezogen, für deren Einhaltung der Scooter selber sorgt: Es gilt Ausleihverbot? Dann lässt sich der Ausleihvorgang nicht starten. Es gilt Parkverbot? Dann weigert sich die App, die Fahrt zu beenden und die Uhr läuft weiter.

Geografische Daten als Basis

Das Wort Geofencing setzt sich zusammen aus Geo für „geographisch“ und fencing für „Einzäunung“. Genau genommen, sollte noch ein „Data“ dazwischen. Denn die Zäune sind aus geografischen Daten gebaut. Für die Oktoberfest-Zonen stammen diese aus dem Pool des GeoDaten Service der Stadt.

Solche Systeme arbeiten typischerweise mit verschiedenen Schichten, sogenannten “Layern”. Ein solcher Layer bildet den eigentlichen Stadtplan. Andere enthalten beispielsweise alle Grünflächen, alle Schulen oder andere Infrastrukturelemente. Weil alle Objekte genaue Koordinaten haben – also „georeferenziert“ sind -, kann man sie exakt übereinander legen. So entstehen Pläne für ganz unterschiedliche Zielgruppen.​

Wie kommt der digitale Zaun in den Scooter?

Mit Hilfe des Anwenderprogramm “ArcGIS” zeichneten Datenspezialisten im Planungsreferat die Zonen für das Oktoberfest in den digitalen Stadtplan ein. Dann wurde mithilfe des Systems ein eigener Layer erstellt, in ein GPS-taugliches Format transferiert und schon waren die Wiesn-Karten für die Scooter-Verleiher fertig. Diese haben dann die IT im Scooter entsprechend programmiert.

Geofencing aus der Verleihperspektive

Wie das auf Seiten der Verleiher aussieht, erklärt Balthasar Scheder von Tier, Kooperationspartner der Münchner Verkehrsgesellschaft. Die Übernahme der Daten in die Systeme des Unternehmens sei einfach. Allerdings kann es in Einzelfällen zu GPS-Ungenauigkeiten von bis zu 25 Metern kommen, so dass Tier die von der Stadt definierten Fahr- und Parkverbotszone größer geschnitten hat.

An drei Arealen am Rande dieser Zone kann man die Leihroller abgeben. Unterstützung vor Ort ist bei schönem Wetter mit hohen Ausleihzahlen inbegriffen. Am ersten Wochenende beispielsweise hatten bei Tier drei Servicekräfte “Wiesn-Dienst”.

Und die erweiterten Abend-Ausleihverbote? Die, so Balthasar Scheder, werden vom Backoffice erledigt:

Gegen 17:00 Uhr markieren wir in unserem System alle Roller in der Ausleih-Verbotszone und versetzen sie in den Status „to pick up“. Dann ist der Verleihvorgang technisch nicht mehr möglich.

Das Team holt die stillgelegten Gefährte dann ab. 200 bis 300 waren das nach Schätzung von Balthasar Scheder am ersten Wiesn-Wochenende.

Auf digitales Abbremsen wird vorerst verzichtet

Nach Aussage von Dirk Voitel, Verantwortlicher für das Thema E-Scooter in München im Kreisverwaltungsreferat, Abteilung Verkehrssicherheit und Mobilität, ist natürlich auch ein digitales Abbremsen der Geschwindigkeit technisch möglich. Das Kraftfahrtbundesamt hat inzwischen jedoch Zweifel an der Rechtmäßigkeit dieses Eingriffs in die Fahrzeugführung geäußert. Bis die Frage der Zulässigkeit vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur abschließend geklärt ist, wird darauf zunächst verzichtet.

Die Verantwortlichen sind mit der E-Scooter-Wiesnbilanz zufrieden. Das ist sicher nicht zuletzt den umsichtigen Regelungen und der guten Zusammenarbeit von Kreisverwaltungsreferat, Polizei und Scooter-Verleihern zu verdanken – und natürlich dem Geofencing.

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Elisabeth Wagner