Schnell und absolut verlässlich: Neuentwickeltes Münchner Adress- und Eigentumsregister

23. Februar 2023
Ein Beitrag von Monica Neuböck
In der Gebäude- und Grundstücksdatei (GGD) werden alle Adressen und Flurstücke der Stadt München erfasst. Über einhundert Beschäftigte der Stadtverwaltung greifen darauf täglich zu. Jetzt wird bis Mitte 2023 das bestehende System von der modernen Fachanwendung MAstER (Münchner Adress- und städtisches Eigentumsregister) abgelöst. Wie der städtische Service Provider it@M das neue IT-System mit agiler, iterativer Vorgehensweise selbst entwickelt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Deutschlandweit existieren rund 25 Millionen Adressen, darunter allein 186.000 im Stadtgebiet München. Verwaltet werden diese Daten bei der Stadt München im Kommunalreferat: Hier werden bis zu 50 Straßenbenennungen im Jahr durchgeführt und 1600 Hausnummern vergeben oder eingezogen. Zu den täglich aktualisierten Lokaleinträgen kommen noch bundesweite Daten aus dem Adressdienst vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) hinzu.

Agile Entwicklung in zwei Stufen

Das bisherige, für die Datenpflege entwickelte IT-System GGD wurde in den 80er-Jahren entwickelt und erwies sich zunehmend als nicht mehr ausreichend. Es fehlten wichtige Funktionalitäten wie beispielsweise eine Geolokalisierung oder eine Verknüpfung von Sach- und Geodaten. Hinzu kam, dass der technische Support nur eingeschränkt gewährleistet werden konnte.

Im Jahr 2019 fiel dann der Startschuss für die neue Fachanwendung. Entwickelt wird MAstER vom Service- und Technologieprovider it@M in enger Kooperation mit dem Geodatenservice München, der zum Kommunalreferat der Landeshauptstadt München gehört. Die Umsetzung erfolgt agil in zwei großen Ausbaustufen: In der ersten, im Juni 2022 live gegangenen Stufe wurden alle Straßen und Hausnummern aus dem alten System GGD importiert. Im zweiten, für Mitte 2023 geplanten, Release werden auch die Münchner Flurstücke beinhaltet sein.
Während der Entwicklung werden die zunächst groben Anforderungen schrittweise in enger Zusammenarbeit mit dem GeoDatenService ausgearbeitet, in dreiwöchigen Sprints umgesetzt und den Fachabteilungen vorgestellt.

Die Vorzüge durch das agile Vorgehen bringt Jan Liebscher, fachlicher Vertreter beim Geodatenservice, auf den Punkt:

Durch das schrittweise Erstellen und Reviewen einer solch komplexen Anwendung konnte man sich auf die Umsetzung einiger einzelner, fachlicher Anforderungen fokussieren. So konnte jeder Schritt passgenau nach unseren Bedürfnissen, schnell und transparent umgesetzt werden“.

Komplexe Migration durch viele Datentöpfe

Mit MAstER wird der Stadtverwaltung in 2023 eine umfangreiche Anwendung zur Verfügung stehen, die nicht nur sachliche Adress-Informationen beinhaltet, sondern auch Geodaten, wie zum Beispiel Koordinaten, Schulsprengel oder Bezirke aus dem Geodatenpool. Für das Entwicklerteam bedeutete das aber auch, dass zu Beginn eine riesige Datenmenge aus vielen unterschiedlichen Quellen ins neue System migriert werden musste. Eine nicht unerhebliche Herausforderung für die IT, zumal die Informationen zum Teil aus nicht normalisierten Datenbanken stammten. Viele redundante und veraltete Informationen mussten bereinigt, abgeglichen und zugeordnet werden.

Ansprechendes und serviceorientiertes Frontend

Das sichtbare Frontend, mit dem die Anwenderinnen und Anwender arbeiten, wird mit den Open-Source-Frameworks VueJs und Leaflet umgesetzt. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Eine ansprechende Oberfläche bietet mit Formularen, Visualisierungen und Dashboards viele benutzerfreundliche Funktionen.

Die manuelle Pflege von beispielsweise Stadtbezirken, Postleitzahlen oder Schulsprengel entfällt künftig komplett. Solche Informationen werden dann automatisiert über einen Geoprocessing-Service mit Hilfe der Adress-Koordination aus der Geodateninfrastruktur der Stadt abgeleitet. Dank des Open Source-Tools Kibana können interaktive Dashboards von kombinierten Sach- und Geoinformationen je nach Bedarf problemlos erstellt und grafisch aufbereitet werden. Straßennamen können sogar bestimmten Kategorien zugeordnet und ausgewertet werden, wie das Beispiel aus dem Testsystem zeigt.

Überblick Tunnelnetzwerk
Screenshot zur Adressenverwaltung in MAstER; Quelle: LHM
Überblick Tunnelnetzwerk
Dashboard zur Auswertung “Straßennamen nach politischer Kategorie”; Quelle: LHM

Adresssuche – eine zentrale Komponente der Zukunft

Neu im Adressregister MAStER ist die Bereitstellung eines zentralen Adress-Services zur Nutzung in städtischen Fachverfahren.
Sucht beispielsweise eine Fachabteilung nach einer Münchner oder bundesweiten Adresse, werden die gefundenen Daten umfassend – auch hinsichtlich der korrekten Schreibweise – überprüft. Im Ergebnis erhält man nicht nur die Straße mit Namen und Standortkoordinaten, sondern auch aus der Geodateninfrastruktur der Stadt angereicherte geographische Lageinformationen wie Stadtbezirk oder Schulsprengel. Bei Bedarf können auch historische Adressen gesucht werden. Im Fall der Kfz-Zulassungsstelle ist es beispielsweise für die tägliche Bearbeitung von Anträgen der Bürgerinnen und Bürger essenziell, dass valide, tagesaktuelle Adressdaten bereitgestellt werden.

Udo Brandes, Entwickler für Kfz-Zulassungssoftware bei it@M, ist vom Potenzial der neuen Komponente für MAStER überzeugt. Sein Fazit:

Der Adress-Service bietet eine moderne technische Schnittstelle und liefert schnelle und absolut verlässliche Daten. Die Umstellung war unkompliziert und der Service läuft sehr stabil.

Ausblick

Um bürgernahe Dienstleistungen weiter zu verbessern, wird das System so ausgelegt, dass weitere Fachverfahren problemlos angebunden werden können. So könnte beispielsweise die Verwaltung von Parklizenzgebieten davon profitieren, dass Information aus dem Adress-Service hinzugefügt und abgerufen werden können. Zukünftig wird der Adress-Service eine zentrale Komponente mit einer erheblichen Zahl von Nutzerinnen und Nutzern sein: Rund 50 Abrufe pro Minute seit dem ersten Go Live zeigen, dass MAstER bereits gut angenommen wird.

Kommentare (2)


  1. Wo kann man den Quellcode der Eigenentwicklung finden?

    Antworten
    • Hallo Dark Dragon,
      anbei leite ich gerne die Antwort der zuständigen Kolleg*innen weiter:
      “Erst Mai 2021 wurde vom Münchner Stadtrat beschlossen, dass Eigenentwicklungen wenn möglich als OpenSource Lösungen realisiert werden sollen. Da die Entwicklung von MAstER bereits im April 2019 begonnen wurde, konnte die bereits umfangreiche Software-Lösung nicht mehr als Open Source Software umgestellt werden. Die Open-Source Stellung im Nachgang würde Aufwand erzeugen. Bei ernsthaftem Interesse, den Code gemeinsam weiterzuentwickeln, wären wir durchaus bereit, den Aufwand zu investieren.”

      Viele Grüße

      Antworten

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Pascale Kollwitz-Jarnac - Technische Projektleiterin/SCRUM-Masterin
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