Das Münchner Verständnis einer „Smart City“
Franziska, was kann ich mir unter einer Smart City vorstellen?
Unter einer Smart City stellt sich sicherlich jeder etwas anderes vor. Eine allgemeingültige Definition kann man auch in der Literatur nicht finden. Es fallen jedoch immer ähnliche Schlagworte wie Energie, Mobilität, Technologie und Beteiligung. Die Stadtgesellschaft und die Steigerung der Lebensqualität in der Smart City stehen dabei immer im Vordergrund. Eine Smart City muss deswegen immer im „eigenen“ Kontext definiert werden, so auch die „Smart City München“.
Dabei stellt sich die Frage, ob eine Stadt zur Smart City wird, längst nicht mehr. Es existieren schon eine Vielzahl von smarten Lösungen und Technologien, die nicht nur im Labor, sondern bereits im realen Umfeld eingesetzt oder erprobt werden. Auch in München gibt bereits heute intelligente Smart City Lösungen.

Franziska Meier zeigt, was die interaktive Informationsstele an der Mobilitätstation Westkreuz alles kann
Für mich steht in einer schlauen Stadt immer der Mensch im Mittelpunkt.
Durch die Digitalisierung, technische Innovationen und smarte Daten soll sich die Stadt München zu einer modernen, zukunftsfähigen und lernenden „Smart City“ mit nachhaltigen, nutzerzentrierten Lösungen entwickeln – gemeinsam. Genau das erproben wir im EU-geförderten Projekt „Smarter Together“.
Durch Zusammenarbeit mehr erreichen
Neben vielen Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie der Förderung der EU sind auch stadtintern die verschiedensten Bereiche beteiligt. Wer arbeitet denn am Projekt mit?
Neben den genannten Partnern spielt natürlich die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürgern eine zentrale Rolle. Darüber hinaus binden wir weitere Expertinnen und Experten für unterschiedliche Fachthemen ein, wie beispielsweise aus dem Kreisverwaltungsreferat, dem Referat für Gesundheit und Umwelt oder auch dem Kommunalreferat.
Im Projekt tummeln sich also sehr viele Menschen. Das macht das Ganze nicht nur sehr dynamisch und kreativ, sondern durchaus auch sehr kommunikationsintensiv.
Wie erlebst Du eine so umfangreiche Zusammenarbeit?
Unsere referatsübergreifende Zusammenarbeit, aber auch die Kooperation mit unseren Partnerstädten Lyon und Sofia sowie dem Konsortium des EU-Projektes ist bereichernd, spannend, intensiv, kreativ, inspirierend und agil. Manchmal zum Verzweifeln, aber meistens einfach großartig!
Das Wort „Zusammen“ steckt bereits im Projektnamen „Smarter Together“ und das leben wir auch. Die Themen werden interdiziplinär behandelt und die Umsetzung von smarten Lösungen klappt manchmal nur, wenn alle ein Thema gemeinsam vorantreiben und sich bei Problemen auch gegenseitig unterstützen. Nur zusammen können wir die smarten Lösungen und die Projektziele bestmöglich erreichen. Das haben wir gelernt.Das Wort „Zusammen“ steckt bereits im Projektnamen „Smarter Together“ und das leben wir auch. Die Themen werden interdiziplinär behandelt und die Umsetzung von smarten Lösungen klappt manchmal nur, wenn alle ein Thema gemeinsam vorantreiben und sich bei Problemen auch gegenseitig unterstützen. Nur zusammen können wir die smarten Lösungen und die Projektziele bestmöglich erreichen. Das haben wir gelernt.

E-Mobilität wird groß geschrieben: Die Ladestation direkt neben der Quartiersbox Westkreuz versorgt Autos mit Ökostrom.
Aus dem Smarter-Together-Nähkästchen geplaudert: Definierte Kommunikationsregeln schaffen im Projektteam ein gemeinsames Verständnis. Sie unterstützen in einem sehr agilen und innovativen Umfeld einen zielgerichteten Informationsaustausch und eine qualitative Entscheidungsfindung. Über Innovation und neue Ansätze lässt sich wirklich stundenlang philosophieren und Menschen tun dies sehr gerne. Diese kreativen Freiräume lassen wir bewusst zu, aber klare Zeitvorgaben, beispielsweise beim wöchentlichen Jour Fixe, holen uns zurück auf den Boden der Tatsachen und sorgen für einen zielgerichteten Informationsaustausch.
Smarte Lösungen im Bürgertest
Auf muenchen.de heißt es „experimentieren ausdrücklich erlaubt, ja sogar gewünscht“. Wie kann ich als Bürgerin oder Bürger mitgestalten?
In München wird ein ganzes Stadtquartier zum Labor für die Stadt von Morgen. Im Münchner Westen testen und erproben die Bürgerinnen und Bürger, wie sich eine smarte Lösung tatsächlich anfühlt und ob sie auch wirklich praxistauglich ist. In Neuaubing-Westkreuz/Freiham haben wir Lösungen in den Bereichen Energie, Mobilität und Technologie aufgebaut, die nun von den Bewohnerinnen und Bewohnern im Alltag getestet und vom Expertenteam beobachtet werden. Zu den innovativen Lösungen zählen unter anderem:
- ein Batteriespeicher sowie ein virtuelles Kraftwerk,
- zwei Quartiersboxen als Lieferort für den Online-Einkauf,
- acht neue Mobilitätsstationen mit eRad, eTrike oder eCarsharing,
- rund 60 Intelligente Lichtmasten mit Sensoren oder kostenlosem M-WLAN,
- sowie ein Stadtteillabor für die Bürgerbeteiligung.
In einem umfassenden Beteiligungsprozess, in sogenannten Co-Creationworkshops, konnten Bürgerinnen und Bürger Ideen, Wünsche aber auch Anforderungen einbringen. Wir haben gemeinsam über Sensoren diskutiert und uns gefragt, welche Probleme die Interessierten tatsächlich haben, die wir mit einem sensorbasierten System lösen können. Doch auch die Frage, ob wir als Smart City München mit den gesammelten Daten vernünftig umgehen, war Teil der Diskussion.
Video Smarter Together München – Bürgerbeteiligung
Transparenz nimmt Ängste
Welche Rückmeldungen gaben Euch die Bürgerinnen und Bürger? Kannst du uns Beispiele nennen?
„Eine Videoüberwachung in unseren Straßen betrachten wir sehr kritisch“, sagen viele Bewohnerinnen und Bewohner in Neuaubing-Westkreuz. Der Datenschutz ist also stets ein Thema und wir investieren viel Energie in die Erläuterung und Transparenz. Die Forderung nach möglichst umfassender Transparenz, haben wir in einem sogenannten Transparency Dashboard umgesetzt. Eine Webseite die zeigt, welche Daten wir im Projektgebiet sammeln und wie wir mit den Messdaten umgehen.
„Geht nicht, gibt’s nicht. Geht anders!“
Gab es auch neue Wege im Bezug auf das Projektmanagement?
Die Innovationen befinden sich nicht nur sichtbar und nutzbar auf der Straße, wir experimentieren auch „am Schreibtisch“: Um sensorbasierte Lösungen für unsere intelligenten Lichtmasten zu finden, haben wir eine neue Form der Ausschreibung erprobt. Dabei handelt es sich um einen Innovationswettbewerb, genannt „OpenCall“, bei dem nach sensorbasierten und möglichst innovativen Lösungen am Markt gefragt wurde. Zwei OpenCalls wurden im Projekt erfolgreich durchgeführt und zahlreiche Firmen, Startups und Partnerschaften reichten sehr spannende Angebote zu den Themen Verkehr, Parken, Umwelt und Wetter ein.
Auf einer zweitägigen Klausur mit dem Münchner Smarter Together Team haben wir unseren Leitsatz formuliert:

Die Lichtmasten sind mit Sensoren für Wetter-, Luftqualitäts-, Verkehrsmessung und Parkplatzdetektion ausgestattet.
„Geht nicht, gibt’s nicht. Geht anders!“
„Neu denken“ gehört also dazu und der Mut wirklich real etwas umzusetzen.
Euer Projekt ist schon weit gekommen. Kann man sich auch jetzt noch einbringen?
Wer gezielt den Austausch zum Thema Smart City sucht, sollte die „Smart City Interestgroup“ kennen. Diese wird von Kolleginnen und Kollegen des Planungsreferats geleitet, mit dem Ziel, Interessierte aus Verwaltung, Wirtschaft und Forschung über aktuelle Entwicklungen zu informieren und die Vernetzung zu fördern. Dazu werden jährlich zwei Veranstaltungen organisiert, über die wir auch hier im Blog bereits berichtet haben. Interessierte können sich ganz einfach per Mail an smarter-together@muenchen.de in den E-Mail-Verteiler aufnehmen lassen.
Liebe Franziska, vielen Dank für das Interview!
Weitere Informationen zum Hintergrund und den Partnern sowie zu den einzelnen Projekten finden Sie auf diesem Blog oder auf muenchen.de.
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