Ausbildung Soziale Arbeit im IT-Referat – erste Praktikantin berichtet

1. April 2022
Ein Beitrag von Eva Wieselsberger

Die 19-jährige Eva Wieselsberger war die erste Studentin aus dem dualen Studiengang Soziale Arbeit, die ab September 2021 ein Praktikum im Büro der IT-Referatsleitung absolvieren konnte. In diesem Gastbeitrag berichtet sie, was sie in diesen vier Monaten erlebte, was „Digitale Teilhabe“ für sie persönlich und als Sozialarbeiterin bedeutet. Und sie lässt uns teilhaben an ihren Erkenntnissen, was Digitalisierung eigentlich mit der Profession der Sozialen Arbeit zu tun hat.

Soziale Arbeit im IT-Referat – das mag zunächst exotisch klingen. Zu Beginn meines dreijährigen dualen Studiums an der Hochschule für Oekonomie und Management München hätte ich vermutlich nicht damit gerechnet, ein Praktikum im Büro der Leitung des Münchener IT-Referats zu machen. Doch wie mir dort bereits nach kurzer Zeit bewusst wurde, braucht Sozial Digital und Digital braucht Sozial.

Ausbildung praktisch – Digitale Hilfe im Pixel

Praxisnah erleben konnte ich das beispiels­weise bei einem Besuch der Digitalen Hilfe im Pixel am Gasteig. Diese Einrichtung basiert auf der Kooperation des KulturRaum München e. V. mit dem Medienzentrum München des JFF. Sie verfolgt das Ziel, digitale Teilhabe für alle zu ermöglichen. Gemeinsam mit meiner Ausbilderin Stephanie Mirlach und zwei Teilnehmenden des Münchner Seniorenbeirats hatte ich die Möglichkeit hinter die Kulissen zu schauen.

Am meisten hat mich beeindruckt, wie gezielt das Pixel-Team auf die persönlichen Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten eingeht. Dabei geht es nicht nur um schnelle Hilfe bei Bedienproblemen, sondern vielmehr um wirklich nachhaltige Kompetenz­vermittlung. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist das Team verstärkt auch mit dem Thema Einsamkeit konfrontiert. Dabei ist es der Digitalen Hilfe wichtig, respektvoll mit den Bedürfnissen der jeweiligen Person umzugehen und gegebenenfalls Beratungs- oder andere Ansprechstellen einzubinden.

Ein Junger Mann hilft zwei älteren Personen am PC, Symbolbild Soziale Arbeit und IT

Digitale Teilhabe ermöglichen. Beratung der Sozialen Hilfe im Pixel. Quelle: Soziale Hilfe.

Auch mein wissenschaft­liches und gesellschaftspolitisches Know-how konnte ich während des Praktikums erweitern. Ich hatte Kontakt zu mehreren Hochschulen und nahm an Versammlungen politischer Gremien teil: zum Beispiel am Deutschen Städtetag oder Sitzungen des Münchner Stadtrats.

Soziale Arbeit und Digitalisierung mitgestalten

​Digitale Teilhabe wird in der kommunalen Daseinsfürsorge immer wichtiger und so war ich dankbar für die Gelegenheit, die geplante Stadtratsanhörung „Wie sozial ist digital?“ mit vorzubereiten. Unter anderem werden dort (psycho-)soziale Nebeneffekte der Digitalisierung und Chancen­gleichheit in Bildung und Beruf auf der Agenda stehen.

Neben Themenauswahl und Ablauf ging es bei der Vorbereitung auch darum, in Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat die Organisationen des Sozialen Münchens mit einzubinden. Für mich persönlich war es sehr spannend die Konzepte der Wohlfahrtsverbände und Freien Träger kennenzulernen. Zudem war es bereichernd und hilfreich für meine zukünftige Arbeit als Sozialpädagogin, die Möglichkeiten der Umsetzung von Sozial & Digital zu erleben.

Was „Digitale Teilhabe“ für mich bedeutet

Teilhabe bedeutet für mich, gesellschaftliche Möglichkeiten und Rechte wahrzunehmen. Gleiches gilt für die digitale Teilhabe. Die Digitalisierung hat Auswirkungen auf immer mehr Lebensbereiche: wie wir uns informieren, wie wir einkaufen, lernen, miteinander kommunizieren oder Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung in Anspruch nehmen. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklungen nochmals beschleunigt und so ist digitale Teilhabe auch für mich ganz persönlich noch einmal wichtiger geworden.

Als angehende Sozialarbeiterin habe ich erfahren: Soziale Arbeit fördert gesellschaftliche Veränderungen, soziale Entwicklungen und Zusammenhalt sowie die Stärkung der Autonomie von Menschen. Sie steht somit im direkten Zusammenhang mit der digitalen Transformation. Um Menschen zu befähigen Herausforderungen des Lebens besser zu bewältigen, bindet sie öffentliche Strukturen und somit auch digitale Strukturen mit ein. Daher sehe ich mich als angehende Sozialarbeiterin in der Pflicht, die Chancen der Digitalisierung für meine Arbeit zu nutzen.

Sozial braucht Digital und Digital Sozial

Durch mein Praktikum sehe ich die Digitalisierung als ein Werkzeug der Sozialen Arbeit. Bei richtigem Einsatz können damit soziale Probleme bearbeitet, vorbeugend vermieden oder sogar behoben werden. Dies wird für mich auch in den Prinzipien der städtischen Digitalisierungsstrategie deutlich und hier insbesondere in dem Prinzip: „Gleichstellung, Inklusion, Diskriminierungs- und Barrierefreiheit“.

Danach ist es ein Ziel allen Mitgliedern der Stadtgesellschaft die Teilhabe am digitalen Fortschritt zu ermöglichen. Soziale Arbeit begleitet den Prozess, um neue Technologien und Angebote so konsequent wie möglich an den Bedürfnissen der Stadtgesellschaft zu orientieren. In der Sozialarbeit habe ich aber auch die Möglichkeiten, bei den Veränderungen von Alltag, Kultur und Gesellschaft mit anzupacken.

Ich freue mich sehr, dass mir mein Praktikum im IT-Referat all diese Erfahrungen und Erkenntnisse ermöglicht hat. Denn so wurde mir ein ganz neuer Aspekt der Sozialen Arbeit bewusst – eine wirklich bereichernde Erkenntnis.

1 Kommentar


  1. Ein wirklich interessanter Bericht über die Verzahnung zweier so unterschiedlicher fachlicher Ausprägungen und sehr gut und verständlich beschrieben. Aufschlussreich finde ich den großen Bogen, den dies dann gespannt hat zwischen Berufsgruppen, Betroffenen, Verbänden und Trägern, öffentlichen und auch politischen Gremien.
    Gerade die Verbindung zwischen allen und die verschiedensten Facetten zu beleuchten ist so wichtig, wird aber gar nicht erst erkannt oder viel zu oft nicht näher betrachtet.
    Ich kann mir vorstellen, dass dieses Praktikum für Frau Wieselsberger ein Schlüsselerlebnis auch für ihren weiteren Berufsweg war.

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