Städte­kooperation bei Online-Services: Gemeinsam schneller vorwärts

6. April 2021
Ein Beitrag von Wolfgang Glock LHM
Bei der Entwicklung neuer Online-Services bringt die Städtekooperation zwischen Augsburg, Nürnberg und München inzwischen handfesten Nutzen. Gemeinsam stellen sich die örtlichen Teams fürs E-Government ihrer derzeit größten Herausforderung: der Umsetzung der im Onlinezugangsgesetz (OZG) geforderten Digitalisierung von Verwaltungsleistungen bis Ende 2022. Das Geben und Nehmen im Rahmen eines gemeinsamen kommunalen „OZG-Store“ für Online-Dienste hat bereits weitere Städte zum Mitmachen motiviert.

Vom lockeren Austausch zur engen Kooperation

Schon vor Jahren haben München, Augsburg und Nürnberg begonnen, sich zu fachlich Themen auszutauschen und bei gemeinsamen Themen der Digitalisierung zusammen­zuarbeiten. Mit der verstärkten Umsetzung des OZG nahm die Städtekooperation vor gut einem Jahr dann nochmal deutlich an Fahrt auf.

Im Sommer 2019 unterzeichneten die Digitalisierungs­verant­wort­lichen der drei Städte eine offizielle Vereinbarung zu einer Städtekooperation. Thomas Bönig (München), Frank Pintsch (Augsburg) und Harald Riedel (Nürnberg) brachten damit einiges ins Rollen.

Dazu kam die Entscheidung der Landeshauptstadt in 2020, mit der cit intelliForm Plattform und deren Werkzeugen die gleiche zentrale Infrastruktur wie die beiden Partnerstädte zum Erstellen moderner Online-Dienste einzusetzen. Seitdem wurde die Städtekooperation stetig ausgebaut.

Wöchentlicher Austausch im Rahmen der Städtekooperation

Inzwischen hat sich eine regelmäßige und intensive Zusammenarbeit im Rahmen der Städtekooperation entwickelt. Mindestens alle drei Monate tauscht sich die Leitungsebene über Digitalisierungsthemen aus. Treffen auf Arbeitsebene zum Top-Thema „Online-Services“ gibt es fast wöchentlich – coronabedingt derzeit natürlich virtuell. Dabei hat jede Stadt die Federführung für ein Thema übernommen:

  • Nürnberg moderiert das technische Team, das in die Tiefen der Online-Dienste eintaucht, etwa bei der gemein­samen Ausgestaltung von technischen Standards.
  • Augsburg koordiniert die Zusammen­arbeit auf Fachebene, wo die drei Städte Schwerpunkte definieren und Planungen zur Umsetzung von Online-Diensten stattfinden.
  • München steuert das sogenannte Kernteam auf E-Government-Leitungs­ebene, zuständig für übergreifende Themen. Seit Kurzem wird zudem der erweiterte Kreis von Kommunen und kommunalen Dienst­leistern organisiert, welche die intelliForm-Plattform ebenfalls nutzen.

Eugenia Strasser, E-Government-Beauftragte der Stadt Nürnberg:

Wir planen noch weitere Teams zu den Themen Layout und Usability sowie Kommunikation und Support. Die Kooperation wird die Partner insbesondere durch die gemeinsam erarbeiteten Standards bei der abgestimmten Neuerstellung und Pflege der Online-Dienste wesentlich voranbringen.

Koordinierte Kontakte zu anderen Verwaltungsebenen

Das Kernteam tauscht sich regelmäßig mit dem für die OZG-Umsetzung in Bayern zuständigen Referat des Bayerischen Staatsministeriums für Digitales aus. Zudem berät und koordiniert es die Weiterentwicklung der Kooperation, beispielsweise die zukünftige Nutzung der Bausteine des „Föderalen Informations­managements“, kurz FIM. Das hat sich der bundesweiten Standardisierung der Leistungs­beschreibungen und Prozesse bis hin zur einheitlichen Benennung von Datenfeldern verschrieben. Die konkrete Ausgestaltung des Einsatzes solcher Elemente in den drei Städten geschieht durch das fachliche und das technische Team.

Die Erweiterung der kommunalen Kooperation über Bayern hinaus und die Nutzung von Online-Diensten anderer politischer Ebenen, beispiels­weise vom IT-Dienstleistungs­zentrum des Freistaats Bayern, sind weitere wichtige Themen. Warum man nicht einfach alles von solchen Anbietern übernehmen kann, erklärt Wolfgang Glock, Leiter E- und Open Government der Landeshauptstadt München:

Die Idee einer Eins-zu-eins-Übernahme von Services und Online-Formularen trifft oft auf lokale Besonder­heiten. Deshalb ist es ein wichtiger Teil unserer Städtekooperation, dass wir auch an der gemein­samen Standardisierung von Konventionen und Regeln arbeiten, um die Nachnutzung und Integration mit Fachverfahren zu erleichtern

Highlight der Städtekooperation: der „OZG-iF-Store“

Durch die Arbeit mit dem gleichen Produkt wurde die Zusammenarbeit bis auf Detailebene möglich. So entstand auf der Kooperationsplattform der LHM, der virtuellen „Heimat“ der Städtekooperation, neben den Arbeitsbereichen der Teams auch der sogenannte „OZG-Store“. Kernstück ist eine Sammlung von Online-Diensten, die sukzessive zur freien Verwendung der jeweils anderen Kooperationspartner hochgeladen werden – inklusive hilfreicher Zusatz­informationen. Weitere Städte (Berlin, Dresden, Erfurt, Leipzig, Hamburg, Hannover) und kommunale IT-Dienstleister (regio iT und ITV.SH), die ebenfalls die gleiche technische Plattform verwenden, meldeten Interesse an.

 

Mehrwert der Städtekooperation für die Entwicklung neuer Online-Dienste

Der sehr konkrete Austausch erleichtert Projekte zur Umsetzung von Online-Diensten bereits beim Start, sagt Jutta Krey, vom E-Government-Team München:

Wenn man einen Onlinedienst für einen neuen Bereich entwickeln möchte, dann ist der Blick auf vorhan­dene Beispiele enorm hilfreich. Denn so können sich alle Betei­ligten gleich mal eine konkrete Vorstellung davon machen, wie der Dienst aussehen kann und welche Funktionalität hilfreich ist.

Aber auch danach macht sich die gegenseitige Unterstützung bezahlt, findet Ninette-Marie Jakob, Digitalisierungs­beauftragte Online-Services der Stadt Augsburg:

Der Austausch von Online-Diensten motiviert ungemein. Wir sind nicht mehr allein, wenn es einmal hakt oder schwierig ist: Wir haben Kolleginnen und Kollegen, die entweder schon eine Lösung haben oder mit uns eine finden werden. Diese Zusammen­arbeit macht Mut, sich den Heraus­forderungen der nächsten Jahre zu stellen.

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Elisabeth Wagner -
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Elisabeth Wagner