VUCA ist nicht neu
VUCA beschreibt den Zustand nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Systems und dem Ende des kalten Krieges. Damals gab es auf einmal für die westliche Welt nicht mehr den „einen Feind“ im Osten, sondern eine deutlich komplexere politische Situation. Die Bedingungen änderten sich radikal, Strategien von gestern funktionierten nicht mehr, das politische Handeln wurde um ein Vielfaches vielschichtiger.

Die vier Arten von Rahmenbedingungen in der VUCA – Welt
- Volatilität
Der Begriff Volatilität kommt aus der Mathematik und beschreibt die Schwankungsintensität über den zeitlichen Verlauf. Übertragen in den digitalen Wandel, fällt es Entscheidern zunehmend schwer, abzuschätzen, welche Auswirkungen Entscheidungen auf das Gesamtsystem haben. Alles scheint miteinander verbunden zu sein. VUCA bedeutet in diesem Sinne die Herausforderung für das Management, auch in volatilen Situationen, Entscheidungen zu treffen. - Ungewissheit
Vorhersagbarkeit und Berechenbarkeit von Ereignissen und Situationen nehmen geschwind ab. Prognosen und Erfahrungen aus der Vergangenheit verlieren ihre Relevanz und Aussagekraft für die Zukunft. VUCA bedeutet, dass sich das Management also nicht darauf verlassen kann, dass das, was gestern funktioniert hat, auch morgen noch klappt. - Komplexität
Es wird zunehmend schwer, Probleme und deren Auswirkungen sowie Zusammenhänge zu verstehen. Wer kann zum Beispiel “Digitalisierung” in zwei Sätzen erklären? Trotz dieser komplexen Welt bedarf es Entscheidungen. - Ambiguität
Den Begriff Ambiguität kann man mit Mehrdeutigkeit übersetzen. Es gibt also keine einfachen Ursache-Wirkungszusammenhänge in der VUCA – Welt mehr. Missdeutungen und Fehlinterpretationen nehmen folglich zu und erschweren korrekte Entscheidungsfindungen.
VUCA im Rahmen der Unternehmensführung
Diese Rahmenbedingungen, für die VUCA steht, lassen sich auf die Führung eines Unternehmens heute übertragen. Denn auch im Zeitalter der Digitalisierung geraten herkömmliche Führungsmethoden an ihre Grenzen.
Unternehmen können die Zukunft ihres Marktumfeldes nur schwer vorhersagen. Deshalb müssen sie dementsprechend die Unsicherheiten, Risiken und der Komplexität der heutigen Welt berücksichtigen. Aus diesem Grund lassen sich Prognosen dieser stetig wechselnden Rahmenbedingungen trotz der hohen Informations- und Datenvielfalt nur schwer treffen.
Das Prinzip VUCA ist demnach der Versuch, die veränderten Rahmenbedingungen konkreter zu definieren. Es ermöglicht einen Überblick und eine Einschätzung der sich stark verändernden Marktfeldern, in denen ein Unternehmen agiert. Unternehmen versuchen unter der Anerkennung einer “VUCA-Welt” dennoch Risiken einschätzen, Unvorhersehbarkeiten zu simulieren und damit Komplexität zu reduzieren.
Auch im Umfeld einer Stadtverwaltung wird dieses Prinzip der Unvorhersehbarkeit und der Einschätzung von Risiken verwendet. Dadurch können sich Kommunen besser auf Krisensituationen vorbereiten, Komplexität verfolgen und abbilden sowie Unsicherheiten besser einschätzen. So kann VUCA im positiven Sinne genutzt werden, um auch auf das Unvorhersehbare vorbereitet zu sein.
„Das Prinzip VUCA ist … der Versuch, die veränderten Rahmenbedingungen konkreter zu definieren.“ Nun, ich denke, dass VUCA zuerst einmal eine Beschreibung ist, nämlich die eines sehr vielschichtigen Problems im Umgang mit Informationen und beim Treffen von Entscheidungen. Bereits der Soziologe Ulrich Beck hat 1986 (sein Buch „Risikogesellschaft“ erschien fast zeitgleich mit dem GAU in Tschernobyl) auf die zunehmende Komplexität von technischen Anlagen und den damit verbundenen Unwägbarkeiten und Gefahren hingewiesen. Die Werke von Frederic Vester zum Thema „Vernetztes Denken“ (ab 1990) befassen sich im Grunde auch mit „VUCA“ – wenn auch nicht unter diesem Begriff. VUCA gab es also auch schon in den letzten Jahrzehnten; durch die Digitalisierung hat allerdings die Intensität dieses Phänomens m.E. deutlich zugenommen. Schon heute verfügen wir in vielen Bereichen über Daten in Echtzeit, d.h. die Entscheidungsgrundlagen verändern sich im Sekundentakt. Dazu kommt eine ungeheure Fülle an Informationen, die wir ohne ein sinnvolles Filtersystem (relevant oder nicht?) gar nicht mehr kognitiv verarbeiten können. Diesen Filtersystemen kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Ob – und wie weit – man Komplexität wirklich reduzieren kann, das ist ein anderes Problem. Zumindest in der Wissenschaft und in der Pädagogik gilt schon lange: „Keep it simple – wenn du willst, dass man dich versteht“ Und im übrigen: manche (dies gilt v.a. für die sog. >strategischen<) Entscheidungen brauchen eben auch einfach nur Zeit. Wir sind hier gut beraten, uns diese auch zu nehmen.