Wearable Computing erklärt – #explainIT

18. April 2021
Ein Beitrag von Dr. Stefan Döring
Viele von uns nutzen sogenannte Wearables, die als Smartwatch oder sogar im Kleidungsstück integriert, am Körper getragen werden. Wussten Sie, dass man diese Sensoren sogar unter die Haut implantieren kann? Diese Technik ermöglicht viele neue Anwendungen rund um die direkte Erhebung, Verarbeitung und Nutzung verschiedenster Daten ihrer Trägerinnen und Träger. Dieser #ExplainIT-Beitrag erklärt, worum es beim Wearable Computing genau geht.

Wearables – tragbare Computersysteme mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten

Zu den bekanntesten Beispielen für Wearables zählt die Smartwatch, also die intelligente Armbanduhr, oder auch eine Datenbrille. Smartwatches sind bereits seit einigen Jahren auf dem Vormarsch und immer neuere Technik und innovative Anwendungen sind ein Beleg dafür, dass Wearable Computing sich von einem Forschungsgebiet zunehmend zu einem etablierten Markt mit zahlreichen Produkten entwickelt.

Wearable Computing bedeutet dabei soviel wie tragbare Datenverarbeitung. Ein tragbares Computersystem wird über längere Zeit oder permanent am Körper der Benutzerin oder des Benutzers getragen. Der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt sind die Wearable-Computing-Produkte, die beispielsweise im Bereich Medizintechnik in Form von Chips unter die Haut implantiert werden.

Wearable Computing in der Medizintechnik

Ein Beispiel für Wearable Computing aus dem medizinischen Sektor geht unter die Haut. Bei der datenbasierten Blutzuckermessung zum Beispiel überträgt ein unter der Haut eingesetzter Blutzucker-Sensor Daten an das Smartphone der Patientinnen und Patienten. Über eine Smartphone-Applikation und ein Computerprogramm können dann Blutzuckermessdaten kontrolliert und auswertet werden. Die App bietet außerdem andere hilfreiche Funktionen wie Erinnerungen, Insulinrechner und Ernährungshinweise. Auch ein Alarm bei Bedarf ist möglich. 

Wearables im Sport- und Fitnessbereich

Im Sport- und Freizeitbereich werden mithilfe von Wearable-Computing, Daten aus der Umgebung (zum Beispiel Standortkoordinaten, Höhenmesser), dem Verhalten (Aktivität wie Wandern oder Fahrradfahren) und dem Gesundheitszustand (Herzfrequenz) kombiniert. Dies ermöglicht eine Analyse des Fitnesszustandes.

Verschiedene Wearables wie ein Brustgurt oder ein Geschwindigkeitssensor als Clip am Schuh können dabei sowohl miteinander sowie als IOT-Technik mit dem Internet verbunden werden. Die erhobenen Daten können nicht nur mit dem Smartphone oder Laptop weiterverarbeitet werden, sondern ermöglichen so auch den Vergleich mit anderen Nutzerinnen und Nutzern.

Wearable Computing in der Zukunft

Der Markt für Geräte mit Wearable-Computing im Freizeitbereich wächst gewaltig. Fitness-Uhren oder Armbänder gehören zu den beliebtesten und meistgenutzten Wearables. Die Geräte analysieren neben dem Sport auch Schlaf-, Ess- und Bewegungsverhaltens. Meist können Nachrichten gelesen, Anrufe entgegengenommen oder mobil bezahlt werden. Neben den Smartwatches gibt es aber auch mit Sensoren versehene Sportbekleidung oder die oben genannten Schuhen.

Neben den etablierten Produkten mit Wearable Computing gibt es aber auch erste Prototypen, die bisher noch nicht großflächig zum Einsatz kommen. Ein Beispiel aus dieser Kategorie ist die Datenbrille. Erste Prototypen intelligenter Brillen bieten Nutzerinnen und Nutzern Information über einen kleinen, im Brillenglas integrierten Bildschirm. Die Außenwelt kann dabei nicht erkennen, dass es sich bei der Brille um eine intelligente Version handelt. Die Bedienung der Brille erfolgt über Spracherkennung oder die Berührung am Bügel. Einen Schritt weiter geht die Entwicklung einer intelligenten Kontaktlinse, die Nutzerinnen und Nutzern Information bereitstellen soll.

Mit den gesammelten Daten können auch medizinische Diagnosen verbessert werden. Zum Beispiel, wenn im oben genannten Beispiel eine künstliche Intelligenz erkennt, dass bei vielen Diabetikerinnen und Diabetiker immer wieder dieselben Auslöser eine Unterzuckerung bewirken.

Das folgende Video der Sendung Galileo gibt einen Überblick über die Zukunft der Fitness- und Gesundheits-Wearabes:

Digitale Gesundheit: Diese Wearables sind wirklich sinnvoll! Quelle: Youtube, Sendung Galileo von ProSieben

Beim Thema Datenschutz und Wearables ist Vorsicht geboten

Das Thema Wearable Computing kann also viele Vorteile für Nutzerinnen und Nutzer generieren und wird auch in Zukunft weiterhin an Bedeutung zunehmen. Es gibt aber auch Kritik. Datenschutzexpertinnen und -experten äußern Bedenken im Hinblick auf Privatsphäre und Datensicherheit. Es ist nicht abschließend geklärt, wem die durch Wearables erfassten Daten am Ende eigentlich gehören. Neben den Nutzerinnen und Nutzern haben auch die Hersteller sowie die datenverarbeitenden Applikationen Zugriff auf die Daten. Was geschieht damit? Interessant sind die Daten auf jeden Fall auch für Versicherungen wie beispielsweise Krankenkassen.

Die Möglichkeit, dass Wearables Bewegungs-, Gesundheits- oder Kaufprofile ihrer Nutzerinnen und Nutzer erstellen, besorgt auch Verbraucherzentralen. Diese haben in der Vergangenheit vor einer achtlosen Nutzung von Wearables gewarnt. Nutzerinnen und Nutzer sollten immer versuchen nachzuvollziehen, wem sie ihre Daten für welche Zwecke freigeben und die Datenfreigabe auf ein Minimum begrenzen.

Kommentare (0)


Schreiben Sie doch den ersten Kommentar zu diesem Thema.

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Beiträge

Feedback zum Beitrag:
2 Bewertungen mit 5 von 5 Sternen
Dr. Stefan Döring
Ein Beitrag von:
Dr. Stefan Döring
Benjamin Wimmer -
Co-Autoren­schaft:
Benjamin Wimmer