Zukunfts­entwicklungen für die Smart City von morgen

11. Dezember 2017
Ein Beitrag von Dr. Stefan Döring
Im November nach Barcelona? Lohnt sich ein Besuch zu dieser Jahreszeit? Eindeutig ja, wenn man sich mit dem Thema Smart City beschäftigt.
Zwischen dem 14. und 16. November 2017 fand der Smart City Expo World Congress in Barcelona statt. Dabei handelt es sich um eine der weltweit größten Leitmessen rund um die Themen Transformation, Digitalisierung und Zukunftsentwicklungen für Städte.

Die Veranstaltung fand bereits zum 7. Mal statt und bestand aus einer internationalen Messe und einem gleichzeitig stattfindenden Kongress. Vertreter von über 700 Städten aus allen Kontinenten kamen zusammen, um sich bei 675 Ausstellern und über 400 Redner ein Bild über den aktuellen Stand zur “Smart City” zu machen.

Mit mehr als 18.000 Fachbesuchern verzeichnete die Messe zudem einen neuen Besucherrekord.

Der Stand des Projektes Smarter Together
Der Stand des Projektes Smarter Together

Staunen, Lernen und Diskutieren

Gemeinsam mit den Partnerstädten Lyon und Wien war das Smarter Together Projekt der Stadt München auf dem EU-Messestand vertreten. Intensiver Erfahrungsaustausch mit vergleichbaren Projekten und anderen deutschen und internationalen Smart Citys wie Kopenhagen, Hamburg und Dresden rundeten das Programm ab.

Der Smart City Expo World Congress hatte unglaublich viel zu bieten. Es war schier unmöglich, alle Stände und Exponate im Detail zu betrachten. Es gibt wohl kaum ein Thema, das im Zusammenhang mit der Stadtentwicklung so spannend ist, wie Smart City. Auch die Vertreter der Stadt München wollten wissen, was die anderen Anbieter und Städte zu sagen und zu zeigen hatten. Sämtliche Themen der Aussteller und Vortragenden waren spannend, vielfältig und anziehend.

Wolfgang Glock auf dem Smart City Expo World Congress
Wolfgang Glock auf dem Smart City Expo World Congress

Gegen den Verkehrskollaps

Für uns als Beobachter eröffneten sich im Laufe der Messe durchaus klare Trends und Strömungen, die die Hersteller, Städtevertreter und Redner in den Vordergrund stellten:

Es ist sicher keine Überraschung, dass der wachsende Verkehr in den großen Städten eines der zentralen Themen ist. Wie können steigende individuelle Mobilitäts-Anforderungen in Einklang gebracht werden mit den bereits heute sichtbaren Beschränkungen in den Bereichen Infrastruktur, Platzbedarf und Umweltbelastung? In beinahe jedem Gespräch wurde diese Problematik sichtbar. Viele konkrete Lösungsvorschläge zur Entlastung der Städte und bereits bestehende Umsetzungen wurden lebhaft diskutiert und demonstriert: 

  • autonomes Fahren
  • intelligente Parkleitsysteme
  • Drohnen-Lieferdienste
  • multimodale Verkehrsweglenkung
  • fahrerlose E-Busse, die je Bedarf vom Bürger bestellt werden
  • E-Fahrradleihstationen
  • bis hin zu einer intelligenten City-App

Smarte Daten

Ein weiteres Megathema der Zukunft sind Daten. Das scheint zu überraschen, denn Daten werden heute bereits vielfach erhoben, wenn es darum geht, eine Stadt zu verwalten. In Zukunft geht es aber um viel mehr.

Zum Beispiel sind die Herausforderungen der Städte auf der ganzen Welt im Bereich des Energiebedarfs, des wachsenden Verkehrsaufkommens und der daraus resultierenden Umwelt- und Platzprobleme enorm. CO2-Reduktion, höhere Energieeffizienz, eine harmonische Verkehrsauslastung oder innovative Bürgerdienste sind die Aufgaben für die Zukunft.

Die gute Nachricht ist, dass es für die meisten Herausforderungen technisch unterstützende Lösungsansätze gibt. Die schlechte Nachricht: Man muss in einem schier riesigen Meer an Daten und deren gegenseitigen Abhängigkeiten erkennen, wo man für eine gute Lösung ansetzen muss. Die Informationen bedürfen einer exakten Analyse an welcher Stelle eine vielleicht kleine Veränderung eine positiven Änderung im Sinne der oben genannten Herausforderungen bewirkt. Dafür benötigt man Informationen, also noch mehr Daten, was die Komplexität weiter steigert.

Die Lösung sind so genannte „schlaue“ Daten, die eine „smarte“, also wirklich umfassende Verknüpfung aller benötigten Informationen ermöglichen. Dazu gab es in Barcelona eine Vielzahl an innovativen Ansätzen, Darstellungen und Diskussionen. Als Beispiel ein kleines Szenario: Lichtmasten im Stadtgebiet spenden zukünftig nicht nur Licht, sondern werden “intelligent”. Sie erfassen Messdaten zum Beispiel über die Luftreinheit vor Ort an den Straßen. Diese Informationen werden an zentrale Datenplattformen geleitet. Dort werden die umfangreichen Rohdaten mit Hilfe von künstlicher Intelligenz analysiert. Trends werden abgeleitet, um herausfinden, wie, wo und wann die Stadtverwaltung reagieren muss, damit es erst gar nicht zu einer Belastung der Luft kommt.

Natürlich spielt das Thema der Datensicherheit eine wichtige Rolle bei dieser Vision der Stadt der Zukunft. Ziel ist es, möglichen Datenmissbrauch bereits frühzeitig zu erkennen und zu unterbinden.

Plakat Smarter Together
Plakat Smarter Together

Chat Bots als elektronischer Bürgerservice

Angesichts dieser Zukunftsvisionen wundert es dann kaum, dass sich auch im Bereich der Vereinfachung von Dienstleistungen für Bürger und Besucher einer Stadt bald ganz andere Möglichkeiten bieten werden. So entlasten „Chat Bots“ beispielsweise die Mitarbeiter in der Verwaltung deutlich bei Routinearbeiten.

Auch im “Dialog” mit dem Bürger über PC oder Smartphone geben solche Softwarelösungen unabhängig von Öffnungszeiten Auskunft und Hilfestellungen. Dies so, wie es der Bürger von den freundlichen und engagierten Mitarbeitern der Stadt erwartet. Die Hersteller versprechen nicht weniger als eine neue Dimension von Dienstleistungen. Dass Chat Bots bereits heute in einigen Bereichen sehr gut funktionieren, konnte man auf dem Open Government Tag 2017 miterleben.

Unser Fazit: “München wird garantiert Smart. Aber immer mit Herz.”

Unter dem Begriff Smart City verbergen sich eine Reihe vielversprechender Themenkomplexe für die Stadt der Zukunft. Neueste Technologien haben Potential für wirkungsvolle Verbesserungen des täglichen Lebens.

Tatsächlich muss man nicht alles technisch Machbare auch umsetzen. Aber die eine oder andere Lösung, die in Barcelona noch als Prototyp zu bestaunen war, wird uns in Zukunft auch in München voranbringen. Wir nehmen diese Herausforderung an und freuen uns darauf.

Wir alle können gespannt sein, was die Zukunft hier noch bringen wird, und welche Lösungen wir vielleicht schon bald auch in der Smart City München nutzen können. Das Smarter Together Team der Stadt München war jedenfalls von der Messe begeistert. Wir haben eine Vielzahl von Anregungen mitgenommen. Und wir wissen, dass wir mit den Themen und Lösungsansätzen, die wir derzeit schon in München angehen, auf einem guten Weg sind. Wer mehr wissen will, kann sich hier informieren.

Ach und übrigens: Ein Besuch in Barcelona lohnt sich zu jeder Jahreszeit.

Ein Beitrag von Uwe Montag, IT-Stratege im Projekt Smarter Together

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