Deutscher Fahrradpreis: Radwegeplanung mit 3D-Visualisierung
Der 2. Platz in der Kategorie Service und Kommunikation ging nach München für das Projekt Bürgerpartizipation zum Radentscheid München.
Digitalisierung, die begeistert
Bereits bei ihrem Einsatz für eine öffentliche Diskussion des neuen Radwegekonzepts Boschetsrieder Straße sorgte die neue 3D-Visualisierung für Begeisterung. Denn hier setzte das Mobilitätsreferat (MOR) erstmalig auf die Möglichkeiten des Digitalen Zwillings, um Planungen zu veranschaulichen. Jetzt überzeugten die Präsentationen auch die Jury des renommierten „Deutschen Fahrradpreises“: Der 2. Platz in der Kategorie Service und Kommunikation ging nach München für das Projekt Bürgerpartizipation zum Radentscheid München.
Der deutsche Fahrradpreis
Der Deutsche Fahrradpreis wird in zwei Kategorien verliehen: zum einen für Infrastruktur und zum anderen für Service und Kommunikation. Die 3D-Visualierung zum Radentscheid München zielte klar auf die zweite Kategorie ab und hat sich in der Konkurrenz mit 128 Bewerbungen behauptet.
Gekürt wurde konkret eine Infoveranstaltung zur Wegführung in der Boschetsrieder Straße. Diese wurde erstmals mit 3D-Visualisierungen auf Basis des Digitalen Zwillings München unterstützt. Neben situativen Grafiken kamen drohnenähnliche Überflug-Videos zum Einsatz, wie das folgende Video zeigt.
Weitere Videos zur aktuellen Situation und einen Vergleich von heute und morgen sind auf dem Youtube-Kanal des Mobilitätsreferats verlinkt.
Über die Auszeichnung freute sich die Stadtspitze ebenso wie die beteiligten Referate. Denn die Kommunikation im Zuge des Großprojekts zur Umsetzung des Bürgerbegehrens Radentscheid ist allen eine Herzensangelegenheit.
3D-Visualierung für ein Verkehrsprojekt: So geht´s
Voraussetzung für solch eine Visualisierung ist eine geeignete Datengrundlage. Im Rahmen der umfassenden Datenerfassung für das digitale Abbild der Stadt wurden für den Straßenraum Verkehrsschilder, Straßenmarkierungen sowie die Vegetation aufgenommen. Dies ist enorm wichtig für die spätere Gestaltungsfreiheit bei 3D-Visualisierungen. Denn auf Grundlage der umfangreichen Daten kann dann entschieden werden, was dargestellt wird und mit welcher Genauigkeit.
Ist die Datengrundlage vorhanden, dauert es nun nur mehr wenige Tage, um 3D-Visualisierungen für den Fachbereich zu bauen. In Abstimmung mit den Projektverantwortlichen wird dafür zunächst der passende „Umgriff“, also Ausschnitt, aus dem digitalem 3D-Stadtmodell gewählt.
Als Nächstes muss über die Aufbereitung verschiedener Elemente in der 3D-Visualisierung entschieden werden. Sollen die Gebäude eher realistisch oder als graue Klötzchen erscheinen? Gerade in der Verkehrsplanung lautet die Antwort in der Regel: dezent und einfach, damit die Details nicht vom eigentlichen Thema ablenken – der Neugestaltung des Straßenraums. Ausnahmen sind markante Gebäude, die gute Orientierungspunkte darstellen oder für die Diskussion hilfreich sind. Im oben verlinkten Film gilt das für die Schule.
Verkehrsschilder werden in diesem Beispiel nicht dargestellt, da auch sie eher ablenken. Bäume wiederum sollen realistisch sein. Tatsächlich wurde für jeden Baum im Straßenraum neben seiner Position auch Stammdurchmesser, Höhe und Umfang der Baumkrone gespeichert. Damit werden die Bäume in der 3D-Visualisierung lebensnah abgebildet. Die Bäume, die aussehen wie aufgesteckte große Eier, sind jene in Planung. Die Botschaft, dass neben der Umgestaltung des Straßenraums auch Neupflanzungen stattfinden werden, ist Bürgerinnen und Bürger wichtig.
Vertrauen durch echte Planungsdaten für die 3D-Visualisierung
Bei den Bürgerinnen und Bürgern kommt auch gut an, dass es sich bei der 3D-Visualisierung nicht um Agenturbilder oder Marketingmaterial handelt. Ein Feedback dazu lautet:
„Gut ist, dass wir einen Blick auf die echten Planungsdaten bekommen, mit denen die Stadt arbeitet, plant und draußen dann den Umbau startet.“
Zudem wird durch die 3D-Visualisierung besser ersichtlich, welcher Aufwand für die Verwaltung entsteht. Etwa für die Verbreiterung einer Verkehrsinsel oder den baulichen Schutz von Radspuren. Auch wird deutlich, wie komplex die Auflösung von Konfliktfragen sein kann. Etwa wie Parkplatzsuchende oder Eltern im Schulkinder-Bringservice den Radweg überqueren sollen. Ein Beispiel aus den vielen positiven Kommentare von Bürgerinnen und Bürgern, die bei der Infoveranstaltung zur Boschetsrieder Straße dabei waren:
„Herzlichen Dank für die visuell toll aufbereitete Präsentation. Der Aufwand dahinter hat sich auf alle Fälle gelohnt!“
Nicht zuletzt verändern solche 3D-Visualisierungen die internen Prozesse in der Stadtverwaltung. Daher ist es auch klares Ziel des Konzepts Digitaler Zwilling München, 3D-Visualisierungen in nicht allzu ferner Zukunft in das Alltagsrepertoire für zahlreiche Verwaltungsabläufe gehören.
Und natürlich wird schon an der Weiterentwicklung von Lösungen für die öffentliche Kommunikation gearbeitet. Schließlich ist die Zusammenarbeit zwischen Kommunalreferat und Mobilitätsreferat ausgezeichnet – nicht nur aus Sicht der Wettbewerbsjury des Deutschen Fahrradpreises.
Ein Beitrag von:
Markus Mohl,
GeodatenService München, Landeshauptstadt München
Elisabeth Wagner,
Blogteam München Digital